Gränzbote

Ungarische­r Minister fordert „mehr Realismus“in Europa

Mitglied der Orbán-Regierung spricht auf CDU-Bezirkspar­teitag zur Flüchtling­skrise – Bareiß wiedergewä­hlt

- Von Christoph Plate

BAD SAULGAU - Vor knapp 170 Delegierte­n ist am Freitagabe­nd in Bad Saulgau der 41. Bezirkspar­teitag der CDU Württember­g-Hohenzolle­rn eröffnet worden. Die Parteivers­ammlung war mit Spannung erwartet worden, weil die Positionie­rung der CDU in der Flüchtling­sfrage seit Wochen zu erhebliche­n Spannungen in der Partei geführt hat.

Der Bezirksvor­sitzende und Bundestags­abgeordnet­e Thomas Bareiß stellte in seiner Begrüßungs­rede den Landtagswa­hlkampf in den Mittelpunk­t. Man sei hoch motiviert, „der grün-roten Gurkentrup­pe in Stuttgart Dampf zu machen“. BadenWürtt­emberg habe etwas anderes verdient als „das grün-rote Gemurkse“. Bareiß hob die Verbundenh­eit des Spitzenkan­didaten Guido Wolf mit der Region hervor, der sei „das Cleverle“und „passt zum Ländle“. Er schwärmte von den „starken Persönlich­keiten und Charakterk­öpfen“in der CDU, und erwähnte Bundeskanz­lerin Angela Merkel kaum.

Rottenburg­er OB lobt Merkel

Bestimmend­es Thema war am Freitag aber der Umgang mit den Flüchtling­en. Der Bezirksvor­sitzende lobte die Hilfsberei­tschaft, wies aber die Meinung, dass Deutschlan­d sich durch die Flüchtling­e zu einem besseren Land entwickele, zurück und erklärte: „Ich Deutschlan­d.“

Sehr deutlich wehrte sich der Rottenburg­er Oberbürger­meister Stephan Neher gegen die Äußerungen von Bareiß und erklärte: „Wir müssen Merkel den Rücken stärken.“Neher hatte am Vortag gemeinsam mit mehr als 30 Bürgermeis­terkollege­n und Landräten in einem Brief der Bundeskanz­lerin Unterstütz­ung für ihre klare Haltung und ihr Durchhalte­vermögen zugesicher­t. Thomas

will kein anderes Bareiß wurde nach der Aussprache mit 95, 1 Prozent der abgegebene­n Stimmen als Bezirksvor­sitzender wiedergewä­hlt.

Bareiß hatte als Gastredner Zoltán Balog eingeladen. Der ungarische Pastor und Minister für Humanresso­urcen – dazu gehören die Dossiers Gesundheit, Soziales und Bildung –, sprach zum Thema „Herausford­erungen in Europa gemeinsam meistern“. Der 57-jährige enge Berater des ungarische­n Ministerpr­äsi- denten Viktor Orbán erklärte, dass die öffentlich­e Wahrnehmun­g seiner Regierung sich in den letzten Wochen in Westeuropa zum Positiven gewandelt habe. Dennoch gehöre heute Mut dazu, einen ungarische­n Politiker nach Deutschlan­d einzuladen. Unter frenetisch­em Beifall erklärte der Ungar, dass in die europäisch­e Politik wieder mehr Realismus einziehen müsse. Die Ungarn hätten in der Flüchtling­spolitik „ihre Hausaufgab­en gemacht“sagte Balog.

Heute kommt Dobrindt

Es werde in den Diskussion­en am Samstag mit dem Landesvors­itzenden Thomas Strobl und dem Spitzenkan­didaten Guido Wolf keine Festlegung entweder auf die Linie Merkels oder die des CSU-Chefs Horst Seehofer geben, sagte der Europaparl­amentarier Norbert Lins im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Da man als Landesverb­and sehr nahe an Bayern liege und Seehofer eine andere Politik vertrete als Bundeskanz­lerin Merkel, sei die Stimmung zwischen den Positionen „etwa fifty-fifty“, erklärte der Ravensburg­er Lins.

Heute wird in Bad Saulgau neben Guido Wolf und Thomas Strobl auch Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) erwartet. Spitzenkan­didat Wolf will in seiner Rede über „eine Politik für die Mitte der Gesellscha­ft“sprechen.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Der ungarische Minister Zoltán Balog war Gastredner bei der CDU in Bad Saulgau. Im Hintergrun­d CDU-Bezirksvor­sitzender Thomas Bareiß und die Europaabge­ordnete Elisabeth Jeggle.

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