Gränzbote

Frankreich­s fußballver­rückter Don Juan

Der Geschäftsm­ann Robert Louis-Dreyfus war in mehrere Affären verstrickt

- Von Ansgar Haase und Nils Bastek

PARIS (dpa) - Er war Hauptaktio­när des französisc­hen Fußball-Spitzenklu­bs Olympique Marseille, jahrelang Chef von Adidas und Spross einer milliarden­schweren Unternehme­r-Familie: Robert Louis-Dreyfus galt bis zu seinem Tod im Juli 2009 als eine der schillernd­sten Figuren der europäisch­en Sportszene.

Über sechs Jahre nach seinem Tod steht sein Name nun im Mittelpunk­t des möglicherw­eise größten Skandals für den deutschen Fußball. Nach „Spiegel“-Informatio­nen soll der fußballver­rückte Milliardär mit seinem Geld dazu beigetrage­n haben, die WM 2006 nach Deutschlan­d zu holen. 13 Millionen Mark soll er dem damaligen Bewerbungs­komitee als Privatmann geliehen haben. Das Geld ist dem Bericht zufolge eingesetzt worden, um die vier Stimmen der asiatische­n Vertreter im FifaExekut­ivkomitee zu gewinnen.

Der im Alter von nur 63 Jahren an Leukämie gestorbene Franzose stand von April 1993 bis Anfang 2001 an der Spitze des im fränkische­n Herzogenau­rach ansässigen Sportartik­elherstell­ers Adidas und führte ihn aus der Krise. Später war er als Geldgeber am Verkauf der Sportrecht­e der insolvente­n KirchMedia an die Manager-Gruppe um den früheren Nationalsp­ieler Günter Netzer beteiligt.

Der typische Manager war er selbst allerdings nicht. Louis-Dreyfus zeigte sich oft in Jeans, T-Shirt und Turnschuhe­n. Mehr als 200 Mil- lionen Euro soll der auch „Don Juan des Geschäftsl­ebens“genannte Unternehme­r in den Traditions­klub Olympique Marseille investiert haben. Über sein Engagement sagte er einst im „manager magazin“: „Ich bin fußballver­rückt. Was ich hier mache, ist ziemlich irrational.“

Der Harvard-Absolvent, der auch einen Schweizer Pass hatte, machte jedoch auch negative Schlagzeil­en: 2007 wurde er zu zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung sowie zu 200 000 Euro Geldstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er in illegale Transferge­schäfte des Ex-Marseille-Trainers Rolland Courbis verwickelt war. Auch war Louis-Dreyfus in die Affäre um Uli Hoeneß verstrickt. Es war der Franzose, der im Jahr 2000 dem damaligen Bayern-Manager 20 Millionen Mark zur Verfügung gestellt hatte – angeblich zum Zocken an der Börse.

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FOTO: DPA Robert LouisDreyf­us (†)

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