Jörg Hofmann – Dickbrettbohrer, detailfest bis versessen ...
Als Beruf gibt Jörg Hofmann schlicht „ Gewerkschafter“an. Fast sein ganzes berufliches Leben lang hat der 59 Jahre alte Diplom- Ökonom für die IG Metall gearbeitet, an deren Spitze er am kommenden Dienstag gewählt werden will. Der gemütlich wirkende Württemberger mit dem unverkennbaren Akzent des Südwestens wird als Nachfolger von Detlef Wetzel damit endgültig zu einem der einflussreichsten Arbeitnehmervertreter Deutschlands. Außer einem Gastspiel in Dresden kurz nach der Wende hat Hofmann vor allem in Stuttgart und im Bezirk Baden- Württemberg gewirkt. Als Tarifexperte im Dauerpilotbezirk bohrte er gemeinsam mit seinem Mentor Berthold Huber und den Verhandlungspartnern von Südwestmetall viele dicke Bretter. Altersteilzeit, Arbeitszeitkonten, Sonderregeln für ertragsschwache Unternehmen im „Pforzheimer Abkommen“, eine neue Entgeltsystematik ( ERA) für die Metall- und Elektroindustrie oder die tarifliche Absicherung von Leiharbeitern stehen auf seiner tarifpolitischen Habenseite. Die digitale Zukunft der Industrieproduktion und der Kampf gegen prekäre Beschäftigung treiben den Sozialdemokraten Hofmann nach eigenen Angaben besonders um. In Tarifverhandlungen gilt er als detailfest bis versessen, als einer, der noch die allerletzte Stelle in schier endlosen Excel- Tabellen nachrechnet. Es überrascht daher wenig, dass er sich für seine vierjährige Amtszeit weitere schwierige Tarifthemen vorgenommen hat. Auch gilt bei der IG Metall als sicher, dass er Berthold Hubers Nachfolger im Aufsichtsrat des kriselnden VWKonzerns wird. Nach intensiven Arbeitswochen, vor allem in der Frankfurter Gewerkschaftszentrale und im Berliner Politikbetrieb, versucht Hofmann, sich die Wochenenden einigermaßen freizuhalten und sie mit der Familie im heimischen Esslingen zu verbringen. Geschwäbelt wird bei den Hofmanns übrigens nur selten. Mit seiner aus Portugal stammenden Frau redet der literaturbegeisterte Hofmann französisch oder portugiesisch. ( dpa)