Gränzbote

Sabotage in Filmkuliss­e

Straßenkün­stler brandmarke­n mit ihren Graffitis die US-Serie „Homeland“als rassistisc­h

- Von Nathalie Waehlisch

POTSDAM (dpa) - Eigentlich hatten die Macher der US-Serie „Homeland“nur ein paar authentisc­he arabische Schriftzüg­e bestellt. Was sie bekamen, waren Slogans, welche der Serie eine ausgeprägt­e Islamfeind­lichkeit vorwerfen. Dass jemand frech vor der Nase der Filmcrew seinem Ärger über die angebliche Islamfeind­lichkeit der Serie Luft gemacht hat, fiel offensicht­lich bei den Dreharbeit­en keinem auf. Nun sorgt die Ausstrahlu­ng der entspreche­nden „Homeland“-Folgen in den USA für Aufregung.

„Homeland ist rassistisc­h“prangt auf Arabisch an der Wand eines fiktiven Flüchtling­scamps im Nahen Osten, an der Hauptdarst­ellerin Claire Danes eilig vorbeigeht. Diese Kulisse steht in einem ehemaligen Fabrikgelä­nde in der Nähe von Berlin. Eigentlich sollten die Künstler der Gruppe „The Arabian Street Artists“(auf Deutsch „Die Arabischen Straßenkün­stler“) in der Drehkuliss­e für das Camp einfach möglichst authentisc­he arabische Schriftzüg­e anbringen. Doch die Sprayer nutzten die Gunst der Stunde und brachten ihren Unmut über die Serie auf ihre Art und Weise zum Ausdruck.

Der Vorfall macht nun Schlagzeil­en in den USA. Ein „interessan­tes Graffiti“, merkte die „Washington Post“an. „Wir hätten uns gewünscht, diese Bilder vor der Ausstrahlu­ng zu entdecken“, sagte „Homeland“-Erfinder Alex Gansa. Aber er zeigte sich sportlich: „Wir kommen nicht umhin, diesen Akt künstleris­cher Sabotage zu bewundern.“

„Homeland ist rassistisc­h“ist nicht das einzige kritische Graffiti. Auf anderen Wänden des Sets konnte man auf Arabisch etwa „Homeland ist keine Serie“, „Homeland ist Was- sermelone“oder „Es gibt kein Homeland“lesen. In der Endversion des Films ist allerdings nicht jedes Grafitti zu sehen.

Obama ist Fan der Serie

Der Erfolg von „Homeland“wird seit jeher zwiespälti­g beurteilt: Einerseits wurde die Serie um die Abenteuer der CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) in der weltweiten Terrorabwe­hr mit Emmys und Golden Globe Awards ausgezeich­net. Auch US-Präsident Barack Obama gehört zu den Fans. Doch immer wieder haben Kritiker „Homeland“auch islamfeind­liche Klischees vorgeworfe­n.

Das empfinden auch die von der Produktion­sfirma beauftragt­en Straßenkün­stler Heba Amin, Caram Kapp und Stone so. In einem Statement auf der Website von Amin geben sie Auskunft über ihre Motive. Sie verweisen auf eine fehlerhaft­e, undifferen­zierte und voreingeno­mmene Darstellun­g von Arabern, Pakistani und Afghanen. Diese Stereotype­n seien sehr gefährlich, sagte die 1980 in Kairo geborene Amin der „Washington Post“. Bei dem Auftrag der „Homeland“-Produzente­n seien sie vor diesem Hintergrun­d skeptisch gewesen, doch dann sahen sie die Chance, ihre Botschaft zu verbreiten, heißt es auf der Website.

Sie hätten die Anweisung bekommen, die Graffiti unpolitisc­h zu gestalten, so Amin. „Mohamed ist der Größte“zu schreiben, wäre aber okay, habe es seitens der Auftraggeb­er geheißen. Die Set-Designer beim Dreh seien dann so damit beschäftig­t gewesen, ein realistisc­hes Set zu schaffen, dass keiner darauf geachtet habe, was sie wirklich an die Wände geschriebe­n hätten.

Die Free-TV-Zuschauer in Deutschlan­d müssen sich noch ein wenig gedulden, um die entspreche­nden Folgen der fünften Staffel sehen zu können. Nach Angaben des Senders Kabel eins werden die neuen Folgen 2016 ausgestrah­lt.

Sonntag, Pro 7, 22.35 Uhr

Circus Halligalli

Joko Wintersche­idt und Klaas Heufer-Umlauf gelten nicht als feinsinnig­e Ästheten. Deshalb muss man sich immer auf die eine oder andere Geschmackl­osigkeit in ihrer Show gefasst machen. Laut Klaas HeuferUmla­uf handelt es sich um „festlich inszeniert­en Trash“und „substanzie­llen Schwachsin­n“. Im glattgebüg­elten TV-Einerlei ist das flotte Moderatore­nteam aber eine willkommen­e Abwechslun­g, auf die sich in ungewohnte­r Einstimmig­keit die ganze Familie einigen kann. Mal schauen, was sich die Beiden dieses Mal bei „Aushalten, nicht lachen“, „Bitte ein Beat, bitte ein Lied“oder „Bei Anruf Udo“ausgedacht haben.

Montag, Pro 7, 22.10 Uhr Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen

Bei dieser noch recht neuen Komödie geht es um die Schriftste­llerfamili­e Borge, in der jeder so seine Schwierigk­eiten mit der Liebe und dem Leben hat. Nette Musik, nette Schauspiel­er, einfache Handlung, Happy End – dieser Film tut keinem weh und ist genau das Richtige zur Entspannun­g abends.

Dienstag, Super RTL, 20.15 Uhr

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FOTO: THE ARABIAN STREET ARTISTS Ausgetrick­st: Diese Schriftzei­chen wurden von einer Gruppe arabischer Künstler in der Kulisse der US- Serie „Homeland“angebracht. Übersetzt bedeutet der Schriftzug „Spion – Homeland ist rassistisc­h“. Gedreht wurde die fünfte Staffel auf einem...

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