Die „nächste Generation“lässt aufhorchen
Musikstudenten aus aller Welt präsentieren in Trossingen ihre neuen Kompositonen
TROSSINGEN - Dass Neue Musik durchaus einen hohen Spaßfaktor haben kann, zeigten einige der sechs Kompositionen der „Next Generation“beim Konzert im Rahmen der Donaueschinger Musiktage 2015. Drei Ensembles setzten am Donnerstag gänzlich verschiedene Werke im Saal der Musikhochschule gekonnt um.
Über 120 Partituren seien eingesandt worden, sagte Patrick Jüdt bei der Begrüßung. Nicht leicht gemacht habe es sich Jury die Auswahl. „Da bleiben sicher einige Schätze verborgen“, meinte der Leiter des Ensembles für zeitgenössische Musik der Hochschule der Künste Bern, und wünschte den Zuhörern „aufhorchen lassende Eindrücke“. Die sechs ausgewählten Komponisten sind zwischen 1984 und 1988 geboren, sie stammen aus Griechenland, Spanien und der Türkei, aus den Philippinen, aus Korea und Japan.
Sehr genau hinhören musste man bei „Sequence“, der „Musik für eine Reihe Aquarelle“, von Vasiliki Kourti-Papamoustou. Denn wenngleich Sven Thomas Kiebler sehr aktiv dirigierte, ging die Musik des Trios aus dem Trossinger Sinfonietta Ensemble gegen Null. Zwar waren die punk- tuellen Beiträge des Pianisten Stefanos Katsaros noch gut zu hören, ansonsten erreichte das Geräusch des Noten-Umblätterns fast eine höhere Dezibel-Zahl als das hauchzarte Säuseln der Geigensaiten (Eva Natalie Sarcletti) und das Zischeln und Klappern der Klarinette (Konstantin Suhhovski). Die Aquarelle von Gabriella Stellino wurde auf dem Bildschirm über dem Trio gezeigt.
Bedeutend mehr Lautstärke bot „Clash!“von Helga Arias Parra. Das aus Bläsern und Streichern des Berner Ensembles „Vertigo“bestehende Septett sandte unter der Leitung von Jüdt nach der initialen Explosion, wie Parra den Auftakt bezeichnet,
gespenstische Töne in den Saal.
Augenirritation in Musik gesetzt
Um Schlagwerk (hervorragend: Dana Loftus) und Klavier erweitert, setzte „Vertigo“Utku Asuroglus „Mouches Volantes“um: Eine lebendige Ansammlung von immens vielfältigen Tönen. Friktionen standen im Mittelpunkt, Ausdruck der Reaktion des jungen Türken auf die Augenirritation, die dem siebenminütigen Stück den Namen gab.
Drei andere Sinfonietta-Mitglieder schufen mit „Widerhall des Stadtverfalls“von Feliz Anne Reyes Macahis ein besonderes Hörerlebnis. So ließ Martin Basler sein Tenor- saxofon röhren, quietschen und plappern, Maike Stumpf ihren Kontrabass knarzen. Das Akkordeon von Michael Wagner setzte Akzente. Die drei Musiker benutzten auch quallenförmige „Schepperle“und bezogen das begeisterte Publikum mit ein: Gläser mit klingenden Nägeln wurden im Saal verteilt und die spontanen Mitspieler sorgten für einen ungewöhnlichen Hintergrund.
Die zwei letzen Stücke präsentierte das echtzeitEnsemble aus Stuttgart: Hye-Yeon Chois „Kein Unsinn“wurde von der Sopranistin Natalia Merlano Gómez und dem Gitarristen Niels Pfeffer humorvoll interpretiert „Bezaubernd“flüsterte eine Zuhörerin. Drei Stuttgarter Perkussionisten überraschten mit Eiko Tsukamotos „Eclipse eterno“: Im Lotossitz um 14 ThaiGongs positioniert, bearbeiteten sie diese mit sechs Besenköpfen. „Ich betrachte Musik und klangerzeugende Körperbewegungen als eine Einheit“, wurde die Komponistin im Programmheft zitiert. Beifall war ihr und den drei „Hausmännern“sicher. Am morgigen Sonntag, 18. Oktober, spielt Akkordeonist Manuel Wagner von der Musikhochschule Trossingen um 15 Uhr im Museum Art. Plus in Donaueschingen.