Hoeneß’ Traum wird Wirklichkeit
Der Grundstein für das 70 Millionen Euro teure Nachwuchsleistungszentrum des FC Bayern München ist gelegt
MÜNCHEN - Dass sich der FC Bayern München an anderen Fußballklubs orientiert, kommt selten vor. Schon gar nicht an der nationalen Konkurrenz. Und gleich dreimal nicht, wenn sie vom Schlage RB Leipzig oder TSG Hoffenheim sind. Eigentlich. Dennoch haben die Macher des FC Bayern unlängst sehr genau nach Leipzig, Hoffenheim oder eben auch ins benachbarte Österreich nach Salzburg geschaut, exakter: auf deren hochmoderne Leistungszentren für den Fußball-Nachwuchs. Darauf angesprochen hat Klubpräsident Karl Hopfner im Interview auf der vereinseigenen Webseite freimütig eingeräumt: „Natürlich ist der Blick über den Tellerrand wichtig und auch notwendig bei einem Projekt in dieser Größenordnung.“
„Wir haben Nachholbedarf“
Hopfner meint damit das neue Nachwuchsleistungszentrum, das sich der FC Bayern knapp zwei Arturo Vidals kosten lässt – oder in Zahlen ausgedrückt: 70 Millionen Euro. Diese Summe hat der Präsident gestern bei der Grundsteinlegung genannt, nachdem er eingeräumt hatte: „Wir haben im Bereich der Rahmenbedingungen für den Nachwuchs Nachholbedarf.“Mit dem Neubau, der 2017 eröffnet werden soll, „gehen wir daran, den Vorsprung der anderen aufzuholen“, sagte Hopfner.
Das Nachwuchsleistungszentrum ist bei den Bayern vor allem mit einem Namen verknüpft: Uli Hoeneß, der das Projekt federführend geplant und angeschoben hat. Seit seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung scheut der Ex-Präsident öffentliche Veranstaltungen wie Arjen Robben das Verteidigen. Doch die Grundsteinlegung gestern ließ sich Hoeneß nicht entgehen: Locker plauderte er – belagert von ein Dutzend Kameras – mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer. Gegenüber Reportern wollte Hoeneß, der noch immer seine Haftstrafe verbüßt und am Freitag als Freigänger vor Ort an der Ingolstädter Straße war, jedoch keinen Kommentar abgeben.
Stattdessen sprach sein Nachfolger als Klubchef: Karl Hopfner stellte das „Sportgelände mit Nachwuchsleistungszentrum“vor, das in den kommenden zwei Jahren im Münchner Norden entstehen soll, in unmittelbarer Nähe zur Allianz Arena. Auf 30 Hektar Fläche – viermal so groß wie das aktuelle Vereinsgelände an der Säbener Straße – entsteht eine Anlage, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Geplant sind acht Fußballplätze, ein Klubhaus mit Fanshop, eine Dreifachturnhalle für die Handballer und Basketballer sowie ein Stadion für 2500 Zuschauer.
Das Herzstück, so Hopfner, sei jedoch das Jugend-Internat. Hier will der FC Bayern künftig seine Talente heranziehen. „Wir wünschen uns, dass wir Spieler wie Philipp Lahm, Thomas Müller, Holger Badstuber und David Alaba hervorbringen, die den Sprung aus der eigenen Jugend in die Profi-Mannschaft schaffen“, sagte Hopfner. Was er nicht sagte: Seit David Alaba hat es kein Nachwuchskicker mehr zum Leistungsträger gebracht – und das ist jetzt auch schon ein paar Jahre her.
Nach der Fertigstellung soll das neue Nachwuchs-Reich sämtliche Jugend-Mannschaften des Klubs von der U9 bis zur U19 beheimaten. Die Profis bleiben dagegen genauso an der Säbener Straße wie die Frauen und die U21 des Vereins, die aktuell in der Regionalliga spielt. „Heute ist ein guter Tag für den FC Bayern und für die Stadt München – aber ein schlechter Tag für die Konkurrenz“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter, selbst ein bekennender Roter. Und auch Pep Guardiola meldete sich zu Wort. „Es ist viel besser, in ein Nachwuchsleistungszentrum zu investieren als in ein, zwei Top-TopSpieler“, sagte der Bayern-Trainer. „Dort findet man die neuen Lahms, Müllers und Schweinsteigers.“ Mit lediglich 13 Feldspielern reist der FC Bayern München zum Spiel heute ( 15.30 Uhr/ Sky) bei Werder Bremen. Neben den Langzeitverletzten werden nun auch Arjen Robben und Kingsley Coman fehlen. „ Das ist ein Problem für die Mannschaft“, sagte Trainer Pep Guardiola. Der Katalane fügte jedoch hinzu, dass er „ mit der Situation umzugehen“wisse. Tatsächlich sind die Verletzungen der beiden Flügelstürmer nicht gravierend. So sprach Robben am Freitag in der „ Bild“von einer „ Vorsichtsmaßnahme, damit ich bald perfekt vorbereitet zur Mannschaft stoßen kann“. Nach seiner Adduktorenverletzung war der Niederländer jüngst erst wieder ins Training eingestiegen. Kommenden Dienstag spielen die Münchner in der Champions League beim FC Arsenal in London. ( sz)