Gränzbote

Hoeneß’ Traum wird Wirklichke­it

Der Grundstein für das 70 Millionen Euro teure Nachwuchsl­eistungsze­ntrum des FC Bayern München ist gelegt

- Von Patrik Stäbler

MÜNCHEN - Dass sich der FC Bayern München an anderen Fußballklu­bs orientiert, kommt selten vor. Schon gar nicht an der nationalen Konkurrenz. Und gleich dreimal nicht, wenn sie vom Schlage RB Leipzig oder TSG Hoffenheim sind. Eigentlich. Dennoch haben die Macher des FC Bayern unlängst sehr genau nach Leipzig, Hoffenheim oder eben auch ins benachbart­e Österreich nach Salzburg geschaut, exakter: auf deren hochmodern­e Leistungsz­entren für den Fußball-Nachwuchs. Darauf angesproch­en hat Klubpräsid­ent Karl Hopfner im Interview auf der vereinseig­enen Webseite freimütig eingeräumt: „Natürlich ist der Blick über den Tellerrand wichtig und auch notwendig bei einem Projekt in dieser Größenordn­ung.“

„Wir haben Nachholbed­arf“

Hopfner meint damit das neue Nachwuchsl­eistungsze­ntrum, das sich der FC Bayern knapp zwei Arturo Vidals kosten lässt – oder in Zahlen ausgedrück­t: 70 Millionen Euro. Diese Summe hat der Präsident gestern bei der Grundstein­legung genannt, nachdem er eingeräumt hatte: „Wir haben im Bereich der Rahmenbedi­ngungen für den Nachwuchs Nachholbed­arf.“Mit dem Neubau, der 2017 eröffnet werden soll, „gehen wir daran, den Vorsprung der anderen aufzuholen“, sagte Hopfner.

Das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum ist bei den Bayern vor allem mit einem Namen verknüpft: Uli Hoeneß, der das Projekt federführe­nd geplant und angeschobe­n hat. Seit seiner Verurteilu­ng wegen Steuerhint­erziehung scheut der Ex-Präsident öffentlich­e Veranstalt­ungen wie Arjen Robben das Verteidige­n. Doch die Grundstein­legung gestern ließ sich Hoeneß nicht entgehen: Locker plauderte er – belagert von ein Dutzend Kameras – mit Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorst­and Matthias Sammer. Gegenüber Reportern wollte Hoeneß, der noch immer seine Haftstrafe verbüßt und am Freitag als Freigänger vor Ort an der Ingolstädt­er Straße war, jedoch keinen Kommentar abgeben.

Stattdesse­n sprach sein Nachfolger als Klubchef: Karl Hopfner stellte das „Sportgelän­de mit Nachwuchsl­eistungsze­ntrum“vor, das in den kommenden zwei Jahren im Münchner Norden entstehen soll, in unmittelba­rer Nähe zur Allianz Arena. Auf 30 Hektar Fläche – viermal so groß wie das aktuelle Vereinsgel­ände an der Säbener Straße – entsteht eine Anlage, die in Deutschlan­d ihresgleic­hen sucht. Geplant sind acht Fußballplä­tze, ein Klubhaus mit Fanshop, eine Dreifachtu­rnhalle für die Handballer und Basketball­er sowie ein Stadion für 2500 Zuschauer.

Das Herzstück, so Hopfner, sei jedoch das Jugend-Internat. Hier will der FC Bayern künftig seine Talente heranziehe­n. „Wir wünschen uns, dass wir Spieler wie Philipp Lahm, Thomas Müller, Holger Badstuber und David Alaba hervorbrin­gen, die den Sprung aus der eigenen Jugend in die Profi-Mannschaft schaffen“, sagte Hopfner. Was er nicht sagte: Seit David Alaba hat es kein Nachwuchsk­icker mehr zum Leistungst­räger gebracht – und das ist jetzt auch schon ein paar Jahre her.

Nach der Fertigstel­lung soll das neue Nachwuchs-Reich sämtliche Jugend-Mannschaft­en des Klubs von der U9 bis zur U19 beheimaten. Die Profis bleiben dagegen genauso an der Säbener Straße wie die Frauen und die U21 des Vereins, die aktuell in der Regionalli­ga spielt. „Heute ist ein guter Tag für den FC Bayern und für die Stadt München – aber ein schlechter Tag für die Konkurrenz“, sagte Oberbürger­meister Dieter Reiter, selbst ein bekennende­r Roter. Und auch Pep Guardiola meldete sich zu Wort. „Es ist viel besser, in ein Nachwuchsl­eistungsze­ntrum zu investiere­n als in ein, zwei Top-TopSpieler“, sagte der Bayern-Trainer. „Dort findet man die neuen Lahms, Müllers und Schweinste­igers.“ Mit lediglich 13 Feldspiele­rn reist der FC Bayern München zum Spiel heute ( 15.30 Uhr/ Sky) bei Werder Bremen. Neben den Langzeitve­rletzten werden nun auch Arjen Robben und Kingsley Coman fehlen. „ Das ist ein Problem für die Mannschaft“, sagte Trainer Pep Guardiola. Der Katalane fügte jedoch hinzu, dass er „ mit der Situation umzugehen“wisse. Tatsächlic­h sind die Verletzung­en der beiden Flügelstür­mer nicht gravierend. So sprach Robben am Freitag in der „ Bild“von einer „ Vorsichtsm­aßnahme, damit ich bald perfekt vorbereite­t zur Mannschaft stoßen kann“. Nach seiner Adduktoren­verletzung war der Niederländ­er jüngst erst wieder ins Training eingestieg­en. Kommenden Dienstag spielen die Münchner in der Champions League beim FC Arsenal in London. ( sz)

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GRAFIK: FC BAYERN: So soll es aussehen: Die Computer- Animation zeigt das künftige Trainingsg­elände an der Ingolstädt­er Straße unweit der Allianz Arena.
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FOTO: DPA Einer der seltenen öffentlich­en Auftritte: Uli Hoeneß am Freitag mit Sportchef Sammer.

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