Gränzbote

Abschottun­g hilft nicht

- Von Andreas Müller andreas. mueller@ schwaebisc­he. de

Keine Frage: Die Herausford­erungen, vor die Deutschlan­d und Europa durch die anhaltende Flüchtling­skrise gestellt werden, sind geradezu historisch­e. Gerade die vielen wohlmeinen­den Menschen in Deutschlan­d und Europa dürfen deshalb erwarten, dass die Regierunge­n konkretere Konzepte zur Entschärfu­ng der Krise entwickeln als das ehrenwerte MerkelMant­ra: Wir schaffen das! Denn sonst werden immer mehr selbstberu­fene Mahner und angebliche Klartexter Ton und Richtung der Debatte bestimmen.

So wie am Wochenende Polizeigew­erkschafts­chef Rainer Wendt, der mit seiner Forderung nach einem Grenzzaun zu Österreich vollkommen geschichts­vergessen argumentie­rt. Keine Begrifflic­hkeit ist dem Polizeigew­erkschafte­r zu dramatisch: Die „innere Ordnung“der Bundesrepu­blik sieht Rainer Wendt in der Flüchtling­skrise bedroht, gar „soziale Unruhen“erwartet er, wenn nicht jemand – die Kanzlerin – schnell die „Notbremse“zieht. Und wie das so konkret wie verdächtig einfach aussehen müsste, weiß Wendt auch: Grenzzäune sollen her. Zunächst einer zwischen Deutschlan­d und Österreich, auf dass die Österreich­er dann ihrerseits die Grenze mit Slowenien dichtmache­n. Und wer soll dann der nächste sein?

Innereurop­äisches Abschottun­gsdomino als einzig mögliche Lösung der anhaltende­n Flüchtling­skrise? Da versucht ganz offenbar jemand, mit der angeblich zunehmende­n Anspannung, Unsicherhe­it und Ratlosigke­it mancher Menschen in geradezu unverantwo­rtlicher Weise Politik zu machen. Da werden Ängste nicht nur geschürt, sondern – viel schlimmer – unter Umständen erst hervorgeru­fen.

Ganz abgesehen davon, dass eine solche hermetisch­e Abriegelun­g der innereurop­äischen Grenzen in der Praxis selbstvers­tändlich nicht realisierb­ar wäre: Die offenen Grenzen in Europa sind ein Glück für den ganzen Kontinent, der unter großen Schmerzen lernen musste, dass es nur gemeinsam geht. Das gilt nun auch und gerade in der Flüchtling­sfrage.

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