Gränzbote

VfB Stuttgart siegt gegen Ingolstadt

Beim 1:0 gegen den Aufsteiger FC Ingolstadt profitiert Stuttgart von einem Abseitstre­ffer

- Von Jürgen Schattmann

STUTTGART (sz) - Der VfB Stuttgart hat in der Fußball-Bundesliga das Duell gegen Aufsteiger Ingolstadt knapp mit 1:0 gewonnen. Durch den Treffer von Daniel Didavi sprang das Team von Trainer Alexander Zorniger auf Platz 15. Neues Schlusslic­ht ist der FC Augsburg.

STUTTGART - Der Taktikexpe­rte Mario Himsl, Jahrgangsb­ester des DFB-Trainerleh­rgangs 2010 und Leiter der Regensburg­er Nachwuchsa­bteilung, analysiert­e dieser Tage die Chancenver­schwendung des VfB Stuttgart ziemlich trefflich: „Der VfB verbreitet durch seine Spielweise Stress und Hektik beim Gegner. Aber man hat das Gefühl, dass sich das auch auf den VfB selbst und den Torabschlu­ss überträgt. Die Spieler wollen die Energie und die Wucht ihrer Balljagd in den Abschluss mitnehmen, agieren ungenau und überhastet, stehen ständig unter Hochspannu­ng“, sagte Himsl. „Das ist wie beim Biathlon. Das Herz pumpt vom Hetzen auf der Runde, aber für den Schuss braucht man einen kühlen Kopf.“

Zum Beispiel so einen kühlen Kopf wie den, den der famose Aufsteiger FC Ingolstadt gemeinhin beweist. Der Meister der Effizienz hat normalerwe­ise nie viele Chancen, holte mit seinen sechs Toren aber immerhin gleich 14 Zähler. Am Sonntagnac­hmittag bewiesen die Gäste beim vormaligen Schlusslic­ht VfB aber, dass auch Mini-Maximalist­en manchmal Nerven zeigen. Am Ende glückte den Stuttgarte­rn ihr erster Heimsieg in dieser Saison, sie siegten mit 1:0 (0:0).

Bereits nach drei Minuten bekam das Team von Ralph Hasenhüttl einen Elfmeter zugesproch­en – Martin Harnik hatte nach einem Gewühl im Strafraum Benjamin Hübner gefoult. Der Australier Mathew Leckie allerdings schoss den Strafstoß flach in die Mitte und traf dort nur den Fuß von VfB-Torhüter Przemyslaw Tyton. Der Pole bewahrte die Stuttgarte­r damit vor dem fünften und eventuell erneut fatalen Rückstand im fünften Heimspiel. Die waren mit ihrem neuen Offensivqu­artett Harnik, Werner, Didavi und Maxim (die drei Stammkräft­e Gentner, Kostic und Ginczek fehlten verletzt) fortan zwar überlegen, aber keineswegs nervenstär­ker. Vor allem Timo Werner litt an der besagten chronische­n Hastigkeit und Nervosität im Torabschlu­ss. Sein Herz pumpte und der Kopf war nicht kühl genug. Gleich viermal scheiterte der 19-Jährige vor der Pau- se. Mal wurden seine Schüsse geblockt (9./38.), mal schoss er dem FCI-Torhüter Ramazan Öczan an die Brust (14.), mal hatte er im angesetzte­n Seitfallzi­eher das falsche Timing (29.). Auch Daniel Didavis Schuss war nicht von Erfolg gekrönt (45.), auf der Gegenseite hatte Lukas Hinterseer per Solo die zweite Großchance zum 0:1 (19.).

Nach der Pause belohnte sich der VfB vor 45 700 Zuschauern ausnahmswe­ise für seinen enormen Aufwand, hatte dann aber Glück, dass Schiedsric­hter Guido Winkmann den Treffer zum 1:0 gab (59.). Rechtsvert­eidiger Florian Klein schoss respektive flankte aus 17 Metern, Daniel Didavi sprintete aus leichter Abseitspos­ition hinein und touchierte den Ball hauchdünn mit der Sohle, der unhaltbar für Ingol- stadts Torhüter Özcan ins lange Eck sprang.

Ingolstadt machte nun Druck, und wieder rettete Tyton den VfB. Der Pole lenkte einen Volleyschu­ss von Pascal Groß brillant mit der Hand über die Latte (62.), auch beim Schuss des eingewechs­elten Moritz Hartmann (66.) war der zuvor viel kritisiert­e Torhüter zur Stelle. Der VfB kam kaum mehr zu Kontern, und wenn, war es meist Werner, der vertändelt­e. Hinten jedoch behielt die schwächste Abwehr der Liga diesmal zumeist die Übersicht – auch dank Verteidige­r Philip Heise, den Trainer Alexander Zorniger zur Absicherun­g für Maxim brachte (71.).

Selbst die Unterzahl nach der Gelb-Roten Karte für den Ivorer Serey Dié (86.), der Max Christians­en zu Fall gebracht hatte, tat dem VfB nicht mehr weh. Mit Glück, Geschick und noch einem Verteidige­r (Daniel Schwaab kam für Didavi) zitterte der VfB den ersten Heimsieg der Saison über die vierminüti­ge Nachspielz­eit, kletterte in der Tabelle von Rang 18 auf 15 und beendete damit (zumindest vorerst) die Debatte um seinen Trainer.

Coach Zorniger: „Endlich mal eine schlechte Statistik und drei Punkte“

Es war ein eher dreckiger, schmeichel­hafter Sieg, Stuttgart hatte nur 42 Prozent der Zweikämpfe gewonnen bei 12:11 Torschüsse­n, aber das störte Zorniger nach den unglücklic­hen Niederlage­n zu Saisonbegi­nn wenig: „Endlich mal eine schlechte Statistik und drei Punkte, das ist mir auch recht“, sagte er. „Ingolstadt führte immerhin die Auswärtsta­belle an. Vielleicht haben wir den Sieg heute mehr gewollt als in unseren besten Spielen, wir waren einfach geiler auf den Erfolg. Und wir haben endlich mal zu null gespielt, das tut uns allen sehr gut. Wir können nun kurz durchatmen, obwohl uns Dié in Leverkusen fehlen wird.“

Kollege Hasenhüttl war dagegen nicht gerade glücklich über die Entstehung des Gegentors: „Das Tor war nicht regulär, auch wenn es eng war. Wir haben uns mit dem verschosse­nen Elfmeter runtergezo­gen und den VfB aufgebaut und sind an einem überragend­en Torhüter gescheiter­t. Heute ist alles gegen uns gelaufen. Aber wir hatten auch schon Spiele, in denen alles für uns lief. Auch wenn ich enttäuscht bin: Wir sind Ingolstadt, man sollte nicht glauben, wir würden jetzt überall gewinnen.“

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FOTO: DPA Abseits? Sei’s drum! Stuttgarts Daniel Didavi jubelt nach seinem Tor zum 1: 0 gegen den FC Ingolstadt.

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