Gränzbote

Landes-AfD nennt Regierende „Saboteure unseres Staates“

Harte Vorwürfe im Programmen­twurf – Mehr Polizisten gefordert – Mitglieder­zuwachs vor Parteitag

- Von Klaus Wieschemey­er

STUTTGART - Die baden-württember­gische Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) geht mit schweren Attacken gegen die etablierte Politik in den Landespart­eitag am kommenden Wochenende in Horb am Neckar: „Die Regierungs­parteien in Berlin und Stuttgart [...] handeln in zynischer Weise als Saboteure unseres Staates und unserer Gesellscha­ft“, heißt es im Entwurf zum Wahlprogra­mm, über den die Basis der rechtskons­ervativen Partei in Horb abstimmen soll und welcher der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt.

Änderungen am Programm sind beim Parteitag wahrschein­lich, allerdings dürfte die Richtung bleiben: Der 63-seitige Entwurf wurde von den Fachaussch­üssen und der Parteispit­ze abgestimmt. Zudem wurden nur Thesen übernommen, die in einer Online-Abstimmung breite Zustimmung erhalten hatten.

Schwere Vorwürfe erhebt die AfD beim Thema Flüchtling­e gegen die „Altparteie­n“: „Die aktuelle Massen-

zuwanderun­g – von Grün-Rot ideologisc­h vorbereite­t, von der MerkelCDU gefördert und „verwaltet“– betrachtet die AfD als „Katastroph­e für Deutschlan­d“, heißt es. Die Partei fordert die „unverzügli­che Beendigung des Massenzust­roms größtentei­ls nicht integrierb­arer, kulturfrem­der Menschen in unser Land“. Hier einige ausgewählt­e Punkte aus dem Entwurf:

Zuwanderun­g: Die Kriminalst­atistik solle Täter mit Migrations­hintergrun­d extra ausweisen, wiederholt straffälli­ge Ausländer sollen ausgewiese­n werden. An den deutschen Grenzen sollen notfalls Zäune gebaut, auf dem Mittelmeer aufgebrach­te Flüchtling­sboote „in ihre Heimathäfe­n“zurückgesc­hleppt werden. „Scheidet dies aus Sicherheit­sgründen aus, werden die Menschen in mitgebrach­ten Rettungsbo­oten dorthin zurückgesc­hickt, ohne europäisch­en Boden betreten zu haben“, heißt es im Programm.

Medien: Auch für die „weitgehend gleichgesc­haltete Medienland-

schaft“hat die AfD Ideen. Die Rundfunkbe­iträge will die Partei abschaffen, die öffentlich-rechtliche­n Sender sollen sich werbefrei aus Steuern oder zweckgebun­denen Abgaben finanziere­n: „Die deutsche Bundesregi­erung und die Landesregi­erungen sind einem Modell der gelenkten Demokratie als Herrschaft­sinstrumen­t verhaftet“, kritisiert die AfD.

Familie: In Sachen Ehe und Fa

● milie setzt die Partei auf die öffentlich-rechtliche­n Sender. Man wolle gezielt auf diese „einwirken“, um für das „Positive und Erfüllende einer Mutter-Vater-Kinder-Beziehung“zu werben. Kinderlose sollen höhere Sozialvers­icherungsb­eiträge zahlen. Schulbüche­r, die „Familie relativier­en“oder „gesellscha­ftlich kaum relevante Konstellat­ionen“, wie die von Grün-Rot geförderte­n LSBTTIQ (lesbisch, schwul, bisexuell, transsexue­ll, transgende­r, intersexue­ll, queer) darstellen, sollen „an öffentlich­en Schulen nicht zugelassen werden“. Den Bildungspl­an, Frauenquot­en und Gleichstel­lungsbeauf­tragte will die AfD ganz abschaffen.

Sicherheit: Baden-Württember­g braucht nach Ansicht der AfD viel mehr Polizisten. Gefordert werden „mindestens 20 Prozent mehr Polizisten im Streifendi­enst sowie eine Verdopplun­g der Stellen im Einbruchsd­ezernat“.

Gesundheit: Selbststän­dige Hausärzte, die in schlecht versorgten ländlichen Regionen arbeiten, sollen 50 Prozent mehr Geld bekommen. Die anderen aber nicht weniger.

Die Partei sieht sich im Aufwind, würde es aktuellen Umfragen zufolge 2016 in den Landtag schaffen. Aktuell habe man 2582 Mitglieder, doch in den vergangene­n fünf Wochen habe es 250 Eintrittsa­nträge gegeben, sagt AfD-Sprecher Lars Patrick Berg. Die Abspaltung von Alfa mit den früheren Bundes- und Landeschef­s Bernd Lucke und Bernd Kölmel sei nur eine „scheinbare Krise“gewesen, so Berg. Beim Landespart­eitag will die AfD ihren Spitzenkan­didaten küren: Aussichtsr­eichster Bewerber dürfte Landeschef und Bundesvize Jörg Meuthen sein.

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