Gränzbote

Mehr Geld für den König

Steuerfrei­e Gehaltserh­öhung befeuert Debatte um Kosten der niederländ­ischen Monarchie

- Von Annette Birschel

DEN HAAG (dpa) - Die Niederländ­er lieben ihr Königshaus, doch sie murren über die hohen Kosten. Jetzt bekommen König Willem-Alexander und seine Frau Máxima eine satte Zulage – und das sogar steuerfrei.

So wie alle Beamten in den Niederland­en erhält Willem-Alexander noch in diesem Jahr ein kleines Extra von 500 Euro. Von 2016 an soll sein Gehalt von jetzt mehr als 800 000 Euro um 43 000 Euro pro Jahr steigen. Das verdankt der Monarch der Regelung, dass sein Einkommen um ebenso viel Prozent steigt wie das anderer Staatsdien­er.

Doch es gibt einen feinen Unterschie­d. Während alle Beamten ganz normal ihre Einkünfte versteuern müssen, ist bei Königs brutto gleich netto. Das gilt auch für Königin Máxima und die Ex-Königin Beatrix, die ebenfalls auf der Lohnliste des Staates stehen.

Doch der Unmut wächst. Im Parlament fordert nun eine breite Koalition von Parteien ein Ende der Steuerpriv­ilegien. „Ich verstehe ja, dass zu der Position des Königs ein gewisser Status, Lebensstil und ein gewisses Einkommen gehört“, sagte der sozialdemo­kratische Abgeordnet­e Jeroen Rencourt in dieser Woche im Parlament. Aber es könne nicht angehen, dass der König zwar von Lohnerhöhu­ngen für Beamte profitiert, nicht aber auch wie sie Steuern zahlt.

Einnahmen der Familie geheim

Davon will Ministerpr­äsident Mark Rutte nichts wissen. Der König habe eine besondere Funktion und dazu gehörten Privilegie­n. „Im Übrigen“, so fügte er hinzu, „der König bezahlt sonst ganz normal Steuern.“

Huch, fragten sich Abgeordnet­e und auch viele Niederländ­er: Haben wir da etwas nicht mitbekomme­n? Schließlic­h zahlt das Staatsober­haupt weder Einkommen-, noch Vermögens- und Erbschafts­steuer.

Das gilt im Prinzip schon seit Beginn der Monarchie vor 200 Jahren und hatte einen Grund. Das Staatsober­haupt sollte finanziell von der Regierung unabhängig sein. Daher ist das Vermögen, das „zur Ausübung seiner Funktion notwendig ist“, steuerfrei. Doch die große Frage ist: Um wie viel Geld geht es da eigentlich, und wie viel Steuern zahlt er auf sein Privatverm­ögen? Die Antwort darauf wird besser gehütet als die Kronjuwele­n.

Das Königshaus legt zwar auf seiner Homepage sein Haushaltsb­uch vor. Doch immer wieder kommen ganz besondere Ausgaben ans Licht. Der Fraktionsc­hef der linksliber­alen D66, Alexander Pechtold, sprach von einer „endlosen Reihe an Vorfällen mit Häusern, Booten und Bootsanleg­ern“.

Teure Hobbys

Da ist zum Beispiel die Renovierun­g des Den Haager Palastes Huis ten Bosch, die nicht wie zunächst gedacht 35 Millionen Euro, sondern 60 Millionen kosten wird. Verärgert reagierten die Untertanen auch auf einen teuren Bootsanleg­er bei der privaten Ferienvill­a des Königspaar­es in Griechenla­nd.

Im Sommer dann neue Aufregung um den „Grünen Drachen“. Das Segelboot „De Groene Draeck“war ein Geschenk für Prinzessin Beatrix 1957 zu ihrem 18. Geburtstag vom Volk. Ein teures Vergnügen. Denn die Regierung buchte für den Unterhalt der Jacht jährlich 95 000 Euro ein. Doch Experten, und davon gibt es im Wasserspor­tland Niederland­e sehr viele, halten das für einen Witz. Der Grüne Drache könne auch für 30 000 Euro instand gehalten werden.

Rund 60 Millionen Euro im Jahr geben die Niederländ­er für die Oranjes im Jahr aus, plus eine nicht genannte Summe für den Personensc­hutz und andere Sicherheit­smaßnahmen. Für so viel Geld, so meint eine Mehrheit der Bürger Umfragen zufolge, sollten sie Steuern zahlen.

Doch große Sorgen muss sich König Willem-Alexander vorerst nicht machen. Bis auch im Palast die gefürchtet­en blauen Briefe der Steuerbehö­rde auf die Fußmatte fallen, werden Jahre vergehen. Falls es überhaupt so weit kommt. Zunächst muss das Parlament darüber abstimmen, ob die Frage einer königliche­n Steuer prinzipiel­l geprüft werden soll.

Der Hof schweigt. König WillemAlex­ander habe aber auf 30 000 Euro seiner Gehaltserh­öhung verzichtet, teilte Premier Rutte mit. Schließlic­h müsse er nicht wie andere Beamte seine Rente aufbessern.

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FOTO: KOEN VAN WEEL Teures Vergnügen. König Willem-Alexander und Ehefrau Máxima auf der königliche­n Jacht „ Grüner Drache“. Die hohen Unterhaltu­ngskosten für das Boot verägern viele Niederländ­er.

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