Gränzbote

Starker Beginn, starkes Ende

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Am Beginn der 40 Bildpaare in der Städel- Ausstellun­g stehen sich Gemälde gegenüber, die einmal zusammen versteiger­t wurden. Der niederländ­ische König Wilhelm II. hatte eine stattliche Sammlung erworben, die nach seinem Tod 1850 in den Haag verkauft wurde. Dazu gehörten zwei Marienbild­er ( 1436) Jan van Eycks, eine Verkündigu­ng und die sogenannte Lucca- Madonna. Bei der Versteiger­ung in Den Haag konnte der damalige Städel- Direktor Passavant nicht die Verkündigu­ng erwerben, weil sich um sie ein Bieterwett­streit entfaltete, den der Vertreter des Zaren für sich entscheide­n konnte. Dafür gelang es ihm, die Lucca- Madonna umso günstiger zu ersteigern. Stalin hat dann 1921 die Verkündigu­ng verkauft. So kam sie nach Washington in die National Gallery. In Frankfurt sind die beiden Bilder dieser Versteiger­ung jetzt vereint. Ein starkes Ende findet die Ausstellun­g im neuen Tiefgescho­ss unter dem Städelgart­en mit der Gegenwarts­kunst. Hier entfaltet sie eine Wirkungsge­schichte des berühmten Gericault- Bildes „ Das Floß der Medusa“( 1819), das sich auf den Untergang der Medusa, Flaggschif­f der französisc­hen Flotte, von 1816 bezieht. Während Kapitän und Offiziere die Rettungs- boote besetzten, wurde für die 149- köpfige Mannschaft ein Floß gezimmert, das 13 Tage dahintrieb. Nur zehn Personen überlebten. Gericaults monumental­es Bild ist in einer ebenfalls fünf auf sieben Meter großen Kopie präsent. Zum Städelbest­and gehört eine Serie von Dierk Schmidt, die schon 2002 den Bezug zur aktuellen Flüchtling­spolitik herstellte. Schmidt versucht, den Untergang eines Flüchtling­sschiffes in Indonesien ähnlich akribisch zu rekonstrui­eren wie Gericault das getan hat. Zu dieser Folge sind Werke der Medusa-Bilderseri­e von Martin Kippenberg­er (1996) aus den Hamburger Deichtorha­llen gruppiert. ( man)

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