Gränzbote

Goethe und das Kopftuch

- Von Barbara Waldvogel

Die Neue (ZDF, Mo., 20.15 Uhr) -

„Na und, ist Beten etwa schlimm?“, fragt Muslima Sevda (Ava Celik), als sie mit zwei Mitschüler­innen im heimlichen Gebetsraum einer säkularen Berliner Schule ertappt wird. „Es liegen hier ja auch keine Bibeln herum“, sagt der Schulleite­r (Jochen Wagner), der das leidige Problem am liebsten mit einem Schulverwe­is Sevdas loswerden möchte. So wie es ein Kollege zuvor in München getan hat.

Doch Lehrerin Eva Arendt (Iris Berben) will sich der Aufgabe stellen. Sie traut es ihrer Klasse zu, dass sie mit dem Kopftuch-Mädchen klarkommt. Sevda polarisier­t allerdings, sorgt für Unruhe unter den Teenagern. Und die souveräne Eva fühlt sich plötzlich überforder­t, reagiert ungehalten. Hinzu kommt noch der Tod ihrer Mutter, die das Geheimnis um Evas leiblichen Vater mit ins Grab nahm. Für Eva beginnt eine aufwühlend­e Suche nach ihren Wurzeln, nach den Dingen, die wirklich zählen.

Iris Berben ist zwar über das Alter der flotten Pädagogin hinaus, aber man nimmt ihr die Rolle der feinfühlig­en Deutschleh­rerin ab, die Goethe bestens kennt und ihn auch passend zu zitieren versteht: „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergeh­ende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennun­g führen“, lässt sie den hochaktuel­len Geheimrat zu Wort kommen. Ein fein gezeichnet­es Bild unserer Zeit von der deutsch-türkischen Regisseuri­n Buket Alakus.

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