Goethe und das Kopftuch
Die Neue (ZDF, Mo., 20.15 Uhr) -
„Na und, ist Beten etwa schlimm?“, fragt Muslima Sevda (Ava Celik), als sie mit zwei Mitschülerinnen im heimlichen Gebetsraum einer säkularen Berliner Schule ertappt wird. „Es liegen hier ja auch keine Bibeln herum“, sagt der Schulleiter (Jochen Wagner), der das leidige Problem am liebsten mit einem Schulverweis Sevdas loswerden möchte. So wie es ein Kollege zuvor in München getan hat.
Doch Lehrerin Eva Arendt (Iris Berben) will sich der Aufgabe stellen. Sie traut es ihrer Klasse zu, dass sie mit dem Kopftuch-Mädchen klarkommt. Sevda polarisiert allerdings, sorgt für Unruhe unter den Teenagern. Und die souveräne Eva fühlt sich plötzlich überfordert, reagiert ungehalten. Hinzu kommt noch der Tod ihrer Mutter, die das Geheimnis um Evas leiblichen Vater mit ins Grab nahm. Für Eva beginnt eine aufwühlende Suche nach ihren Wurzeln, nach den Dingen, die wirklich zählen.
Iris Berben ist zwar über das Alter der flotten Pädagogin hinaus, aber man nimmt ihr die Rolle der feinfühligen Deutschlehrerin ab, die Goethe bestens kennt und ihn auch passend zu zitieren versteht: „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen“, lässt sie den hochaktuellen Geheimrat zu Wort kommen. Ein fein gezeichnetes Bild unserer Zeit von der deutsch-türkischen Regisseurin Buket Alakus.