Erst beim Fußball springt der Funke über
Interkultureller Sporttag: Noch Berührungsängste zwischen Flüchtlingen und Vereinen
TUTTLINGEN - In der MühlauSporthalle sind am Samstagnachmittag Flüchtlinge, Asylbewerber und Vereine aus Tuttlingen und der Region zum interkulturellen Sporttag zusammengekommen. Auch der Landessportverband und der Stadtverband für Sport waren mit dabei. Das Anliegen der Organisatoren der Stadt Tuttlingen war es, Flüchtlingen die verschiedenen Sportangebote zu präsentieren.
„Vor allem die jungen Flüchtlinge wollen und müssen sich sportlich betätigen. Gerade Sport verbindet die Menschen, die Sprachen und die Kulturen“, sagte Oberbürgermeister Michael Beck zur Begrüßung. Man brauche nur einen Ball, gerade bei den jungen Männern, und schon könne, beispielsweise durch Fußball, Kontakt hergestellt werden. „Es geht jetzt um Nachhaltigkeit und es geht auch darum, über den Sport die Verbindung zur Bevölkerung herzustellen“, so der Oberbürgermeister.
Die Integrationsbeauftragte der Stadt, Petra Demmer, durfte an so einem Tag nicht fehlen: „Die Vereine sind auf mich zugekommen weil sie auch nicht richtig wussten, ob sie jetzt auf die Flüchtlinge zugehen sollen oder andersherum. Es waren Hemmschwellen von beiden Seiten aus da und deshalb war es wichtig, dass wir so ein Zusammentreffen veranstalteten“, erläuterte sie.
Zwischen den einzelnen Vorträgen gab es einige Vorführungen. Die Mädels-Tanzgruppe vom türkischen Elternbeirat lieferte in der Mühlauhalle eine tolle Performance ab. Ebenso gab es ein Impulsreferat von Sergej Gergert vom Landessportverband Baden-Württemberg über die deutsche Sport- und Vereinskultur. „Bei solch einem Sporttag geht es in erster Linie um Vertrauen, aber auch um Aufklärung und Unterstützung“, sagte Gergert. „Eine erfolgreiche Integration kommt langsam ins Rollen, aber es gibt weiterhin viele offene Fragen. Da beraten wir vom Landessportverband und versuchen zwischen Vereinen und Flüchtlingen bestmöglich zu vermitteln.“
Beteiligung noch ausbaufähig
Insgesamt waren am Samstagmittag sechs Vertreter des Sports vor Ort: die Turngemeinde Tuttlingen, der ASV Tuttlingen, der Turnverein Nendingen und Möhringen, die Kampfsportschule Tuttlingen und der Bouleclub „Cochonnet“– sicherlich eine ausbaufähige Zahl.
Der Vorsitzende vom TV Möhringen, Norbert Schellhammer fand die Idee gut: „Ich bin ohne Erwartungen hierher kommen, da so etwas zum ersten Mal stattgefunden hat“, sagte er. Im Mittelpunkt stehe natürlich das Angebot von Seiten der Vereine und nicht das Werben neuer Mitglie- der. „Ursprünglich war dieser Tag für alle Asylbewerber geplant, bei denen feststeht, dass sie für längere Zeit in der Region bleiben. Wegen des Zustroms an Flüchtlingen hat man die Aktion durch die neu entstandene Situation erweitert und angepasst“, meinte er. Dennoch sei der interkulturelle Sporttag positiv zu bewerten.
Kritik an Organisation
Thomas Buschkamp, Betreiber der Kampfsportschule, war jedoch mit der Organisation nicht zufrieden: „Ich fand den Ablauf nicht gerade ideal. Die Flüchtlinge standen bei den Referaten nur am Rande der Sporthalle und verstanden die meis- ten Inhalte wegen ihrer Sprachdefizite nicht richtig“, war sich Buschkamp sicher. „Man hätte sie viel mehr sportlich einbinden müssen.“
Er sollte Recht behalten: Der Funke zwischen Flüchtlingen und Vereinen wollte am Samstag noch nicht wirklich überspringen. Erst als die Kampfsportler mit den Flüchtlingen kurzerhand nach den Vorträgen Fußball in der Halle spielten, waren alle voll bei der Sache und hochmotiviert – Integration ohne viele Worte.
„Darum wünschen wir uns, dass man bei zukünftigen Projekten die sportlichen Betätigungen mehr in den Vordergrund stellt und somit die Flüchtlinge besser einbindet“, sagte Buschkamp abschließend.