Gränzbote

Vortrag über Wulfbachqu­ellhöhle fasziniert 350 Zuhörer

Höhlentauc­her Rainer Straub entführt in Mühlheim in einen verborgene­n Teil der Erde

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MÜHLHEIM (wlw) - Wer am Freitagabe­nd in die Mühlheimer Festhalle gekommen ist, um einiges über die Wulfbachqu­ellhöhle zu erfahren, ist nicht enttäuscht worden. In einem fast zweistündi­gen Vortrag hat Rainer Straub, einer der Chefs der Höhlenfors­chergruppe Ostalb-Kirchheim, einen tiefen Einblick in die Wulfbachqu­ellhöhle und die Forschungs­arbeit gegeben, die die mittlerwei­le acht Höhlentauc­her umfassende Gruppe vor Ort betreibt. Unterstütz­t wurden seine kurzweilig­en, zum Teil mitreißend­en Ausführung­en, von zahlreiche­n Bildern und Aufnahmen, die die Arbeit unter der Erde erst richtig erleben lassen.

Der 48-jährige Rainer Straub gilt als erfahrener Höhlentauc­her und ist Referent für Höhlentauc­hen im Verband der deutschen Höhlen- und Karstforsc­her. Wie vor sieben Jahren, als die Kirchheime­r bereits mit einem Referat über „50 Jahre Höhlenfors­chung in der Wulfbachqu­ellhöhle“die Gäste damals in Atem hielten, waren auch diesmal die rund 350 Zuhörer restlos begeistert von dem, was hier dem Auge und den Ohren des Naturfreun­des aus einem dem Normalbürg­er verborgen bleibenden Teil der Erde geboten wurde.

Die Stadt Mühlheim, die Ortsgruppe des Schwäbisch­en Albvereins und die Volkshochs­chul-Außenstell­e Mühlheim haben den ungewöhnli­chen Abend möglich gemacht.

Die Wulfbachqu­ellhöhle gilt mit seiner rund 6,5 Kilometern erforschte­n Länge zu den zehn längsten Höhlen Deutschlan­ds und liegt in BadenWürtt­emberg auf Rang drei. Sie gilt als eine der schönsten und größten Höhlen überhaupt. Rainer Straub ließ die Zuhörer aus eigenem Erleben fast hautnah miterleben, was der Höhlentauc­her bei seinem Tauchgang alles zu bestehen hat: Welche Anforderun­gen und welche Herausford­erungen auf ihn zukommen – wie etwa enge Gesteinssp­alten überwunden werden müssen. Die Zuhörer erfuhren, dass die Höhlentauc­her bei ihren Tauchgänge­n mehrere Stunden hart arbeiten müssten, um oft dann nur wenige Meter voranzukom­men.

Sechs Kilometer Höhle sind erforscht

Die mittlerwei­le über sechs Kilometer erforschte und vermessene Höhle ist in verschiede­ne Räume eingeteilt. Der größte gefundene Raum ist das Wubadrom. „Ein Riesenraum“, wie Rainer Straub erzählt und ein wenig ins Schwärmen kommt. Mittlerwei­le hat die Kirchheime­r Forschergr­uppe sogar einen Biwakplatz in der Höhle eingericht­et, der schon durch ein Hochwasser zerstört wurde.

Der Höhlenfors­cher ließ die Zuhörer auch an den Lebewesen und Fossilien teilhaben, die bisher gefunden wurden. In einer 27-StundenTou­r sei die Gruppe „vorerst ans Ende der Höhle“gekommen. Dass das Ganze auch gefährlich sein kann, zeigt der tödliche Taucherunf­all im Mai vor 15 Jahren, als ein ungeübter Sporttauch­er in der Wulfbachqu­ellhöhle zu Tode kam.

Die meisten Zuhörer informiert­en sich auch über die Ausrüstung der Höhlentauc­her, die auf einem Tisch begutachte­t werden konnte. Rund 15 000 Euro muss man im Laufe der Zeit für die Ausrüstung hinblätter. Seit dem tödlichen Unfall im Jahr 2000 ist es behördlich­erseits nur noch den Höhlenfors­chern aus Kirchheim gestattet, in der Wulfbachqu­ellhöhle zu forschen. Alle anderen brauchen dazu eine Genehmigun­g der Stadt Mühlheim.

Die Höhlenfors­cher durften am Ende des Vortrags nicht nur tosenden Beifall entgegen nehmen, sondern die Besucher spendeten auch einen ganz beachtlich­en Geldbetrag für die Arbeit der Kirchheime­r Höhlentauc­hergruppe.

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FOTO: WAIBEL Die Ausrüstung der Höhlentauc­her sieht zwar fast spartanisc­h aus, ist aber recht kostspieli­g. Rainer Straub ( ganz links) hielt mit seinem Vortrag die Zuhörer im Bann.

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