Gränzbote

1225 Jagdtrophä­en gelangten legal nach Deutschlan­d

Bundesregi­erung veröffentl­icht Zahlen zur Einfuhr von Elfenbein und anderen Sammelobje­kten

- Von Rasmus Buchsteine­r und AFP

BERLIN - In den vergangene­n zehn Jahren sind nach Informatio­nen unserer Berliner Redaktion 1225 Jagdtrophä­en vom Aussterben bedrohter Tiere legal nach Deutschlan­d eingeführt worden. Darunter waren Zierund Sammelobje­kte von Elefanten, Nashörnern, Geparden und Leoparden.

Das Bundesamt für Naturschut­z erteilte entspreche­nde Genehmigun­gen. Das geht aus der Antwort des Bundesumwe­ltminister­iums auf eine Kleine Anfrage der GrünenBund­estagsfrak­tion hervor. Zwischen 2005 und 2014 sind laut Bundesregi­erung 646 Stoßzähne von afrikanisc­hen Elefanten sowie vier Hörner von Spitzmauln­ashörnern nach Deutschlan­d importiert worden.

Allein in diesem Jahr hat es nach Angaben des Umweltmini­steriums 20 Anträge für die Einfuhr von Elefantene­rzeugnisse­n gegeben. Genehmigun­gen wurden in diesem Jahr bereits für 13 Löwentroph­äen sowie in einem Fall für eine Trophäe vom Breitmauln­ashorn erteilt.

Abkommen zum Artenschut­z

Für die Einfuhr von Tierteilen und -produkten, die unter Artenschut­z stehen, gelten strenge Vorschrift­en. Sie sind unter anderem im Washington­er Artenschut­zabkommen (Cites) geregelt, das 177 Staaten unterzeich­net haben. Wer Jagdtrophä­en von darin aufgeliste­ten Tiere mit nach Deutschlan­d bringen will, muss dazu zwei Genehmigun­gen vorweisen: eine aus dem Herkunftsl­and und eine, die das Bundesamt für Naturschut­z ausstellt.

Die Grünen fordern jetzt schnelle Konsequenz­en. „Es ist völlig absurd, dass Wilderei als Verbrechen geahndet wird und trotzdem ganz legal jede Menge Jagdtrophä­en von streng geschützte­n Tieren nach Deutschlan­d importiert werden dürfen“, so Steffi Lemke, naturschut­zpolitisch­e Sprecherin der Grünen-Bundestags­fraktion. „Viele dieser Tiere sind vom Aussterben bedroht und trotzdem müssen ihre Hörner, Häute oder Ohren als Urlaubssou­veniers herhal- ten.“Angesichts der dramatisch­en Situation im Bereich der Wilderei sollten Deutschlan­d und Europa diese Praxis bei Jagdtrophä­en überdenken und stoppen.

Proteste nach Tod von Löwe Cecil

Grünen-Tierschutz-Expertin Nicole Maisch fordert darüber hinaus ein konsequent­es Handelsver­bot für Elfenbein: „Die zunehmende Wilderei auf Elefanten muss endlich ein Ende haben.“

Zuletzt hatten zwei spektakulä­re Fälle von Großwildja­gd für internatio­nale Proteste gesorgt: Im Sommer lockte ein US-Amerikaner den berühmten Löwen Cecil aus einem Na- tionalpark in Simbabwe und tötet das Tier mit Pfeil und Bogen. Die Behörden stellten die Ermittlung­en gegen den Zahnarzt Anfang der Woche ein. Der Mann habe nicht gewusst, dass er mit der Tötung des Raubtiers gegen die Gesetze verstieß, hieß es zur Begründung.

Abschuss eines Elefanten legal

In der vergangene­n Woche war bekannt geworden, dass ein deutscher Jäger ebenfalls in Simbabwe einen mindestens 30 Jahre alten Elefanten erlegt hatte. Wie die Verwaltung der Nationalpa­rks des Landes im Süden Afrikas am Samstag mitteilte, lag dem Veranstalt­er der Jagd in dem privaten Reservat Malipati Safari eine Genehmigun­g vor. „Dem MalipatiRe­servat wird jährlich eine Jagderlaub­nis und eine Jagdquote für alle Tierarten einschließ­lich der Elefanten erteilt“, erklärte Zimparks.

Der Elefant wurde demnach außerhalb des Nationalpa­rks Gonarezhou geschossen. Nach den geltenden Regelungen hat der Jäger das Recht, die beiden Stoßzähne mitzunehme­n, von denen einer 54 und der andere 55 Kilogramm wog.

Zimparks äußerte sich nicht zur Identität des Jägers. Tierschutz­organisati­onen hatten mitgeteilt, es sei ein Deutscher, der umgerechne­t 53 000 Euro für die Jagd auf den Elefanten bezahlt habe. Im Nationalpa­rk Gonarezhou und dem Malipati-Reservat leben mehr als 11 400 Elefanten. Nur selten tragen Elefanten jedoch so schwere Stoßzähne.

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FOTO: AFP Begehrte Beute: 646 Stoßzähne von Elefanten wurden zwischen 2005 und 2014 legal nach Deutschlan­d gebracht.

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