Gränzbote

Programm umspannt vier Jahrhunder­te

Master of Music Junior Mamani Ramos und Máté Borbiró spielen in der Musikhochs­chule

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – Zwei frischgeba­ckene Master of Music: Am Dienstag legten Junior Mamani Ramos (Bassposaun­e) und Máté Borbiró (Horn) ihre künstleris­chen Abschlussp­rüfungen im Konzertsaa­l der Musikhochs­chule ab. Beide boten ein weitgefäch­ertes Programm.

Über fast vier Jahrhunder­te hinweg reichten die sechs Werke, die der 26-jährige Posaunist aus Peru einstudier­t hatte: Aus dem frühen 17. Jahrhunder­t stammen Girolamo Frescobald­is „Canzoni per basso solo“, von denen Mamani Ramos gemeinsam mit dem Akkordeoni­sten Chen Lian das aus vier Sätzen bestehende erste „Canzone“spielte. Am anderen Ende der Zeitskala lagen die „Postcards IV“, die der Amerikaner Anthony Plog 2010 schrieb: drei Sätze voller mitreißend­er JazzDynami­k, dazwischen der mit „Slow“betitelte Satz mit aparten Glissandi.

Das 19. Jahrhunder­t war durch Werke von Liszt und Brahms vertreten: Für den Choral „Hosanna“hatte der Posaunist die Organistin Vera Klaiber an seiner Seite; beim vierten von Brahms „ernsten Gesängen“wurde er von Ye-Ran Kim am Piano begleitet. Ebenso bei Eugène Bozzas flüssiger und eleganter Charakteri­stik der Stadt New Orleans aus dem Jahr 1962. Mamani Ramos, der 2014 nach Trossingen kam und seither bei Prof. Abbie Conant studiert, entlockte hier seinem Instrument unglaublic­h tiefe, satte Töne, schmeichel­te dann wieder den Ohren der Prüfer und der Zuhörer, um dann gemeinsam mit der Pianistin ein wahres Tondrama auf die Bühne zu stellen. Nur zwei Jahre jünger als „New Orleans“ist das „Konzert in einem Satz“des Amerikaner­s Thom Ritter George, bei dem Anne-Cécile Litolf gekonnt die Korrepetit­ion übernahm.

Der 25-jährige Ungar Máté Borbiró, Master-Student bei Prof. Szabolcs Zempléni, bot ein ähnlich vielfältig­es Programm. Zusammen mit drei Horn-Kommiliton­en ließ er den strahlende­n Earl of Oxford’s March erklingen, komponiert anno 1588 von William Byrd.

Als einen Flirt des Horns mit dem Piano (Katalin Theologiti­s) gestaltete sich „Villanelle“, 1906 von Paul Dukas als Prüfungsst­ück für Hornisten verfasst: Rasche Skalen, interessan­te Stopftöne und eine ansprechen­de Melodik bildeten den Hörgenuss.

Das 1943 in Salzburg uraufgefüh­rte 2. Hornkonzer­t von Richard Strauss erklang im Zentrum der Prüfung: drei anspruchsv­olle Sätze, das Rondo im „Bravura Stil“endend. Ebenfalls „di bravura“gestaltet ist die „Etuda“, der dritte Satz der „Musica con corno solo“, die der Tscheche Klement Slavický 1988 für seinen Enkel komponiert hat.

Turbulente­s erklang bei „The Casbah of Tetouan“, einem Tongedicht, das der amerikanis­che Hornist Kerry Turner als 30-Jähriger schrieb. Bei der musikalisc­hen Umsetzung des geschäftig­en Treibens in einer maghrebini­schen Zitadelle hatte Borbiró die Hornisten Thomas Kirbisser, José Marques, Raphael Manno und Matthias Hänle mit auf der Bühne. Der Prüfling nutze sein Horn zwischendu­rch als Perkussion­sinstrumen­t und pfiff auch einige Passagen des flotten Stücks.

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FOTO: ADDICKS Der Ungar Máté Borbiró ist neuer Master of Music und hat seine Abschlussp­rüfung am Horn im Konzertsaa­l der Musikhochs­chule Trossingen abgelegt.
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