Vegane Melodien
Limburg an der Lahn hat einen schönen Dom, einen schöneren Bischofssitz, viele unschöne Skandale – und einen eigentümlichen Bürgermeister. Der Mann heißt Hahn, Vorname Marius. Hahn hat diese Woche den Vogel abgeschossen, oder besser: den Fuchs. Der Sozialdemokrat entschied, dass das Glockenspiel des Rathauses bis auf Weiteres nicht mehr das Kinderlied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“spielen wird. Hahn kam dem Wunsch einer Veganerin nach, die in der Nähe arbeitet und sich über das „tierfeindliche Lied“ärgert.
Dass so ein Glockenspiel ohne Text auskommt? Egal. Limburg braucht vegane Melodien! Stadtsprecher Johannes Laubach sah sich genötigt, die Entscheidung seines Dienstherrn zu erläutern: Es gebe keinen ideologischen Hintergrund, die Lieder würden immer wieder mal gewechselt. Hahn habe der Veganerin einen Gefallen tun wollen. „Es geht um die dritte Liedzeile der ersten Strophe“, so Laubach. Also: „Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her, gib sie wieder her, sonst kommt dich der Jäger holen mit dem Schießgewehr.“
Beinhart! Fast so schlimm wie: „Die Affen rasen durch den Wald, der eine macht den andern kalt ...“Das Erklingen von „Häslein in der Grube“(„Armes Häslein bist du krank ...“) könnte das Gemüt überarbeiteter Tierärzte belasten. Menschenverachtend geht es bei „Hoppe, hoppe Reiter“zu: „Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben.“Gruselig! Aus dem Klassiker „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“wollen wir gar nicht erst zitieren. Wobei sich die Melodie gewiss gut eignet für ein Glockenspiel. (jos) untermstrich@schwaebische.de