Volk der Nörgler?
Ü berall dieses Genörgel! Wir kritisieren, dass sich die Balken biegen – ob Politik, Sport, Familie. Bevor uns etwas anderes in den Sinn kommt, wird immer zuerst mal geschimpft, gemotzt, genöhlt. Und wenn uns garnichts mehr einfällt, gibt es ja immer noch das Wetter. Das kann auch alles nur falsch machen – mal zu kalt, mal zu mild, mal zu nass, mal zu trocken.
„Mutter – wie oft du mich in diesem Jahr schon genervt hast!“, vernahm ich in Kalenderwoche sechs aus dem Munde des ältesten Sprößlings. Recht hat er – aber wer sein Zimmer auch nach der zehnten Aufforderung nicht aufräumt, muss ein wenig Genörgel in Kauf nehmen. Außerdem gibt es außer mir auch noch andere Familienmitglieder, die mal den Tisch decken oder die Spülmaschine ausräumen könnten.
Aber sind wir einfach ein Volk der Nörgler? Steckt es tief in uns drin, immer gleich loszumeckern? Und geht es auch anders? Ich könnte ja mit gutem Beispiel vorangehen – heute, an einem Sonntag, an dem die Sonne scheint und es herrlich mild ist. Wäre da nicht der kleine Haken, dass es auch sonntags Menschen gibt, die arbeiten müssen – in der Redaktion des Gränzboten in der Form meiner Person. Also mal ehrlich, das ärgert mich heute gewaltig! Dass ausgerechnet ich... Aber nein, andersherum: Ich muss keinerlei Energie für Überlegungen aufbringen, wie ich den Tag am besten nutze. Ich muss nicht schwitzen, nicht frieren, nicht aufräumen, mich mit niemandem über die Unzulänglichkeiten des Lebens unterhalten. Ist das nicht herrlich?!