Aus Berufssoldat wird Mönch
CDU-Stadtverband Spaichingen lädt zum Vortrag mit Bruder Longinus ein – Die Resonanz ist groß
SPAICHINGEN - Mit weltlichem Namen heißt er Frank Beha, mit seinem Klosternamen Bruder Longinus, nach dem heiligen römischen Soldaten bei der Kreuzigung Christi. Über seinen ungewöhnlichen Weg, der mittlerweile auch als Buch verewigt ist, hat Frank Beha am Samstag beim Spaichinger CDU-Stadtverband im Café „K drei“erzählt.
Der 36-Jährige aus Unterkirnach bei Villingen-Schwenningen war Zeitsoldat und sogar im Einsatz in Afghanistan. Jetzt findet sein Leben hinter den Klostermauern in der Erzabtei St. Martin in Beuron statt. Seine Geschichte interessiert sehr, spricht die Leute an, so dass sich die Spaichinger CDU-Vorsitzende Eva Burger über ein volles Haus freuen konnte. Und Bruder Longinus über viele Fragen der Zuhörer.
Sein Buch heißt „Ab morgen Mönch: Ein Afghanistansoldat geht ins Kloster“. Dabei hatte er als junger Mann mit Gott nichts am Hut, wie er zugibt. „Als Jugendlicher mit 17, 18 Jahren hatte ich hundert Sachen zu tun, die mir wichtiger waren.“Nach der Realschule absolvierte er eine Lehre zum Elektroinstallateur, dann kam die Wehrpflicht. Und diese habe ihm solchen Spaß gemacht, dass er sich als Zeitsoldat verpflichtete.
Die Wende kam mit dem Kontakt zum Militärpfarrer. Plötzlich merkte Beha, dass ihm der Gottesdienst und das Gebet gut tun und ihm Kraft für den Alltag geben. Bei einer Sonderwallfahrt nach Lourdes und beim harmonischen Zusammentreffen verschiedener Nationen, die sonst aufeinander losgehen, reifte sein Entschluss, sein Leben zu ändern. Und 2005 setzte er ihn in die Tat um.
Elektriker und Krankenbruder
Im Kloster hat er gleich zwei Jobs, als Elektriker und als Krankenbruder bei der eigenen Pflege- und Krankenstation. Außerdem ist er Mitglied in der Ortsfeuerwehr. „Diese Abwechslung zwischen Arbeit und Gebet ist sehr wichtig.“
Natürlich habe es Durststrecken gegeben, er hätte fast alles wieder hingeworfen. „Aber mit dem Gebet kann ich etwas erreichen.“Obwohl er sich bereits fürs Kloster entschieden hatte, ging er in den AfghanistanEinsatz. „Ich war Soldat mit Leib und Seele“, sagt er. Da er im Mannschaftsdienst auf der untersten Stufe war, sei das persönliche Gespräch allerdings nicht seine Aufgabe gewesen. Doch um das Gebet komme man dort nicht herum. Fasziniert hat ihn, wie die Muslime Kraft aus ihrem Glauben schöpfen. Beha ließ sich einen Bart wachsen, denn das sei ein Symbol für Manneskraft. Und seine roten Haare symbolisieren Gläubigkeit. „Da hat man gleich einen Bonus, man glaubt ja an den einen Gott.“
In Afghanistan habe er keine Gräueltaten gesehen, so Beha, nach seinen Erfahrungen befragt. „Ich musste auch nicht auf Menschen schießen. Aber es hat mich verändert. Niemand kommt unverändert aus einem solchen Einsatz zurück.“Und es bleibe dabei: „Erschießt man einen Menschen, hat man ein Leben genommen.“
Im Kloster gelte es, auf einiges zu verzichten, zum Beispiel auf ein eigenes Konto, eigenes Geld. Der kleinste Verzicht seien für ihn Beziehungen, der größte sein Motorrad. Doch wenn er drei Wochen frei hat, schwingt er sich ganz in Zivil auf die Maschine seines Vaters.
Abschließend gibt Bruder Longinus noch einen Rat: „Man sollte es sich sehr gut überlegen, wenn man ins Kloster geht.“Denn wer ins Kloster flüchte, nehme seine eigenen Probleme mit.