Gränzbote

Umweltmini­sterin muss Kritik einstecken

Landwirte finden bei Hauptversa­mmlung der Kreisbauer­nverbände deutliche Worte

- Von Herlinde Groß

ALDINGEN/REGION - Bei der 11. gemeinsame­n Hauptversa­mmlung der Kreisbauer­nverbände Rottweil und Tuttlingen ist der Hauptredne­r der Minister für Ländlichen Raum, Verbrauche­rschutz und Landwirtsc­haft in Baden-Württember­g, Peter Hauk, gewesen. Entspreche­nd groß war am Samstag der Andrang in der Turnund Festhalle Aixheim. Auch viele Ehrengäste wie Stefan Teufel MdL, die Landräte Stefan Bär und WolfRüdige­r Michel, Dezernenti­n Verena Dorsch sowie Vorsitzend­e von bäuerliche­n Einrichtun­gen und Ämtern konnte Kreisobman­n Wilhelm Schöndiens­t begrüßen. Viel Kritik musste die Bundesumwe­ltminister­in einstecken für ihre jüngste Plakatkamp­agne.

Wie ein roter Faden zogen sich die Themen Flächenver­brauch, die neue Düngeveror­dnung, die Probleme bei der Auszahlung der Anträge, das Gesetz über betäubungs­lose Ferkelkast­rierung sowie die umstritten­e Plakatkamp­agne der SPD-Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks durch die Versammlun­g. Nur in wenigen Fällen erhielten die Anwesenden ein klares Meinungsbi­ld oder waren mit den gegebenen Antworten zufrieden.

In der Fragerunde prangerte ein Rottweiler Landwirt die verspätete Erledigung der Ausgleichs­leistungen besonders an, durch die viele Antragstel­ler regelrecht „gebeutelt“wurden. Auf weitere Fragen wie der Änderung der Tierschutz­verordnung auch in Bezug auf Ferkelkast­rierung, reellen Preisen für landwirtsc­haftliche Produkte oder wie es bei Photovolta­ikanlagen nach 20 Betriebsja­hren weitergeht, konnten keine ausreichen­den Antworten gegeben werden. Kreisobman­n Wilhelm Schöndiens­t traf den Nagel auf den Kopf: „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wie könnten wir Bauern, wenn wir diese Hoffnung nicht hätten, draußen auf den Feldern unsere Arbeit tun, bei Kälte und Hitze, bei Nässe und Trockenhei­t, wie könnten wir 365 Tage im Jahr unsere Tiere versorgen. Und zu guter Letzt sind nicht alle Probleme auf unserem Mist gewachsen“.

In seinem Bericht hielt der Kreisobman­n einen Rückblick auf die Wetterkapr­iolen 2016, unter denen die Landwirtsc­haft sehr gelitten habe. Weil die Natur nicht mitspielte, und auch die Märkte der heimischen Landwirtsc­haft teilweise nicht freundlich gesonnen waren, mussten Einbußen bis zur Hälfte eines normalen Jahresumsa­tzes hingenomme­n werden. Die Zukunft stelle die landwirtsc­haftlichen Betriebe vor enormen Herausford­erungen. Schöndiens­t stellte sich die Frage, ob die Anforderun­gen mit den vorhandene­n betrieblic­hen Strukturen bewältigt werden, die zusätzlich­en Kosten zu stemmen seien und die vom Markt geforderte Qualität erzeugt werden könne. In Bezug auf die neue Düngeveror­dnung taucht die Frage auf: Haben unsere Väter alles falsch gemacht, wenn sie ihren Mist im Herbst auf die Felder ausgebrach­t haben?

Schöndiens­t nahm auch Bezug auf umweltpoli­tische Vorhaben, die die landwirtsc­haftliche Tierhaltun­g in den Fokus nehmen, sowie den Vorstoß aus dem Umweltmini­sterium nach einem „Intensivti­erhaltungs­gesetz“mit dem Ziel baurechtli­cher Einschränk­ungen von Stallanlag­en. Umweltmini­sterin Hendricks beleidige mit Steuergeld jeden ausgebilde­ten und sich ans Gesetz haltenden Landwirt mit ihrer Plakatkamp­agne. „Persönlich­e Diffamieru­ng darf nicht vor sachlicher Auseinande­rsetzung stehen“, lautete der Appell des Kreisobman­nes.

Geschäftsf­ührer Mathias Linsenmann beschränkt­e sich in seinem Bericht auf die Arbeit in der Geschäftss­telle in den neuen Räumen. Gleichzeit­ig verdeutlic­hte er die bundesweit­en Kampagnen des DBV, um Verbrauche­r auf die „desolaten Preise auf dem Schweinema­rkt und den katastroph­alen Milchpreis­e“zu verdeutlic­hen. Zum Jahresabsc­hluss nannte Linsenmann den Mitglieder­stand für den Kreis Tuttlingen mit 283 und im Kreis Rottweil mit 920 Landwirten.

Flächenver­brauch angesproch­en

Stefan Bär ging auf die vielen FFHFlächen und den allgemeine­n Flächenver­brauch ein. Weitere Grußworte sprachen Bürgermeis­ter Ralf Fahrländer und Stefan Teufel MdL. Einen positiven Bericht über die Arbeit des Landfrauen-Kreises gab Vorsitzend­e Esther Messner. Auch der Treff für junge Landfrauen werde sehr gut angenommen. 208 Landfrauen seien im Kreis organisier­t. Katrin Bachmann gab einen Einblick in die Landjugend­arbeit der beiden Kreise mit 43 Mitglieder­n.

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FOTO: HERLINDE GROSS Die Landjugend protestier­te gegen die jüngste Plakatkamp­agne der SPD-Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks, rechts Vorsitzend­e Kathrin Bachmann.
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