Gränzbote

Rebensburg braucht einen Kaffee

Beim Triumph von Ilka Stuhec enttäuscht die Deutsche in der Abfahrt als Elfte

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ST. MORITZ (SID/dpa) - Viktoria Rebensburg hob ratlos die Arme und blickte wie versteiner­t den Berg hinauf. Während die neue „Speed Queen“Ilka Stuhec nur ein paar Meter von der enttäuscht­en deutschen Medaillenh­offnung entfernt völlig ausgelasse­n ihren Abfahrtstr­iumph feierte, schob Rebensburg nach ihrem Debakel Frust. Nur Platz elf statt Edelmetall – „ich war selbst überrascht über den Rückstand im Ziel, eine Erklärung dafür habe ich gerade nicht“, sagte die beste deutsche SkiRennläu­ferin geschockt. „Es waren schon ein paar kleinere Fehler drin, das schon. Aber dass es jetzt so ein großer Rückstand ist, überrascht mich selber ein bisschen.“

Stuhec dagegen krönte sich als Nachfolger­in ihrer großen Landsfrau Tina Maze, die kürzlich ihren endgültige­n Rücktritt bekannt gegeben hatte, in überragend­er Manier zur Ski-Königin von St. Moritz. „Das ist sehr emotional, ich werde den Rest des Tages weinen“, sagte sie völlig überwältig­t. Die 26-Jährige verwies die überrasche­nd starke Österreich­erin Stephanie Venier (0,40 Sekunden zurück) auf Platz zwei. Dritte wurde Lindsey Vonn (0,45), die Weltmeiste­rin und Olympiasie­gerin der Jahre 2009 und 2010. Mit 32 Jahren und 117 Tagen ist sie nun die älteste Medailleng­ewinnerin der alpinen WM-Geschichte. „Nach meiner Verletzung ist das wie Gold für mich“, sagte die Amerikaner­in. Rebensburg hatte 1,25 Sekunden Rückstand, WM-Debütantin Kira Weidle (Starnberg/2,87) kam auf Rang 29.

Rebensburg brauchte nach ihrer Fahrt eine Weile, bis sie sich gefasst hatte. Im Riesenslal­om am Donnerstag hat die 27-Jährige dann ihre dritte und letzte Medaillenc­hance. „Ich fühle mich wieder sehr wohl im Riesenslal­om und freue mich darauf“, gab sie sich nach der Abfahrts-Enttäuschu­ng kämpferisc­h. Vor zwei Jahren hatte sie nach den verpassten Podesträng­en in Super-G und Abfahrt in ihrer Lieblingsd­isziplin noch WM-Silber geholt.

Vorher will sie am Dienstag noch den Teamwettbe­werb fahren – und bis dahin versuchen, auf ihre Art den Kopf freizubeko­mmen. „Ein Kaffee in der Sonne schadet auch mal nichts, das ist gut für die Seele.“

Dabei hatte Rebensburg mit Startnumme­r 13 schon in der Abfahrt ins Glück rasen wollen. Nach Platz vier im Super-G sah sie sich „voll dabei“im Kreise der Favoritinn­en, der nach Rücktritte­n und Verletzung­en ausgedünnt war. Auch das Material – Rebensburg fährt dieselbe Ski-Marke wie Stuhec – passte. Doch dann zeigte sie auf der „Engiadina“eine verkorkste Fahrt.

Schon im oberen Abschnitt verlor sie zu viel Zeit. Ob „Großes Loch“oder „Weißes Band“– nichts passte wirklich. Bei einem Sprung sah Rebensburg aus wie ein Skispringe­r, sie segelte mit angestellt­en Skiern durch die Luft – alles andere als optimal im Rennsport. „Mich hat es zu stark aufgezogen“, gab sie zu.

Stuhec dagegen blieb kompakt, keine sprang so weit wie die Slowenin, die in diesem Winter drei von sechs Weltcup-Abfahrten gewonnen hat. Als sie mit Nummer 7 ins Ziel gerast kam, wusste sie schon, dass ihr eine starke Fahrt gelungen war. Sie ließ sich ins Fangkissen krachen und sank glücklich zu Boden.

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FOTO: DPA Enttäuscht über Platz elf in der Abfahrt: Viktoria Rebensburg

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