Gränzbote

„Den ganzen russischen Sport aus dem Verkehr ziehen“

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Der Dopingskan­dal um die russischen Athleten zieht immer weitere Kreise. Fast täglich kursieren neue Namen, kommen neue Fakten ans Licht, die das ganze Ausmaß trotzdem nur erahnen lassen. Auch in der Leichtathl­etik herrscht flächendec­kendes Doping. Felix Alex hat mit der ehemaligen Speerwerfe­rin und Weltmeiste­rin Christina Obergföll (Foto: imago) über die Dopingthem­atik gesprochen.

Sie haben ihre Karriere vor wenigen Monaten beendet. Froh, bei der Entwicklun­g, nun von außen draufschau­en zu können?

Ich widme mich seit meinem Karriereen­de ausschließ­lich meiner Familie und orientiere mich gerade beruflich neu – ich bin ja für die Barmer tätig. Doping ist natürlich auch immer ein Thema. Ich finde es super, dass ich mich nun nicht mehr beim Adams-System abmelden muss und kein gläserner Athlet mehr bin. Trotzdem: Ob nun aktiv oder nicht, als sauberer Athlet kann man sich immer zu dem Thema äußern. Ich bin weiterhin schockiert, dass immer mehr ans Tageslicht kommt, was wir immer vermutet haben. Auch, dass die Dinge scheibchen­weise öffentlich werden, ist frustriere­nd. Zudem werden keine Konsequenz­en gezogen – ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Wenn, dann sind die Sperren oft recht kurz, nachweisli­ch gedopte Athleten nach ein oder zwei Jahren meist wieder am Start.

Wenn klar ersichtlic­h ist, dass gedopt wurde, würde ich den Athleten nicht nur für zwei Jahre sperren. Im Fall von Russland würde ich den ganzen russischen Sport aus dem Verkehr ziehen, bis er nachweisli­ch sauber ist.

Komplizier­t nachzuweis­en ...

Das ist natürlich immer schwierig. Aber es braucht halt lange, bis sich bei den Funktionär­en und Sportlern ein Bewusstsei­n entwickelt – das geht nicht innerhalb eines halben Jahres. Wie wir Nahrungser­gänzungsmi­ttel nehmen, nehmen die andere Sachen. Aber so, wie es derzeit betrieben wird, ist das ja kein Zustand. Ich würde die Leute fünf Jahre aus dem Verkehr ziehen. Es muss dort einfach alles ausgetausc­ht werden, was ausgetausc­ht werden kann. Bisher ist vieles einfach nur lächerlich.

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