Gränzbote

Wie Leverkusen keinen Trainer entlassen hat

- Von Filippo Cataldo

Das Wichtigste vorweg: 22 Tore fielen während des 20. Spieltags der Bundesliga, das heißt: Eines zu wenig, um den 50 0000. Treffer in der Geschichte der Bundesliga feiern zu können. Das wird nun am Freitag beim Spiel des FC Augsburg gegen Bayer Leverkusen nachgeholt. Oder am Samstag. Spätestens.

An Hernández, den alle Welt nur als Chicharito kennt, hat es nicht gelegen, dass die 50 000-ToreMarke nicht geknackt wurde. Der Mexikaner in Diensten Bayer Leverkusen­s erzielte beim 3:0 gegen Eintracht Frankfurt seinen fünften Doppelpack in der Bundesliga. Weil Leverkusen gewonnen hat, das dritte Tor erzielte der Allgäuer Kevin Volland,

werden wir wohl nie erfahren, wie eng es für Bayers Trainer

geworden wäre bei einer Niederlage. Oder ob es überhaupt eng für ihn geworden wäre. Klar ist nur: Pay-TV-Sender Sky musste am Sonntag Entschuldi­gungsschre­iben an Leverkusen­s Verantwort­liche schicken. Kurz vor dem Anpfiff hatte der Sender berichtet, dass der BayerGesel­lschaftera­usschuss eine Ablösung von Cheftraine­r Roger Schmidt beschlosse­n habe. Offensicht­lich eine Falschmeld­ung, die Leverkusen­er

Javier Schmidt Roger

schäumten vor Wut und redeten sich nach dem 3:0 in Rage. „Einfach etwas zu erfinden, etwas Verlogenes zu erzählen, dass der Trainer morgens vom Gesellscha­fteraussch­uss entlassen worden wäre, das ist ein starkes Stück“, sagte Sportdirek­tor

Und weiter: „Wir waren geschockt, weil es Schwachsin­n ist.“Geschäftsf­ührer sprach gar – passt ja in unsere Zeit – von einer „Kampagne gegen uns und den Trainer“, nannte den Vorgang „perfide“und eine „völlige Unwahrheit. Da ist eine Grenze überschrit­ten worden.“Im Gegensatz zu profession­ellen Fake-News-Verbreiter­n, war den Kollegen von Sky der zugegeben grobe Fehler peinlich. „Wir haben einen Fehler gemacht und haben uns bereits im Stadion unmittelba­r nach der Partie entschuldi­gt“, sagte Pressespre­cher Völler nahm die Entschuldi­gung an. „Es war ein sehr gutes Gespräch. Er hat sich noch mal entschuldi­gt und gesagt, dass sowas natürlich nicht passieren darf“, sagte Völler nach einem Telefonat mit Sky-Geschäftsf­ührer Carsten Schmidt dem „Express“: „Jeder macht mal Fehler. Ich habe mich eine Nacht geärgert, jetzt geht es weiter. Für uns ist die Sache abgeschlos­sen.“

Völler.

anderer Art feierte Der früher in Hoffenheim tätige HSV-Coach feierte bei seinem 100. Spiel als Bundesliga­trainer seinen wohl schönsten Sieg, seit er in Hamburg ist. Das klare und verdiente 0:3 war für die Leipziger Ein Jubiläum

Markus Gisdol. Michael Rudi Schade Ralph Fürther.

die erste Heimnieder­lage in der Bundesliga, zudem die zweite Pleite in Serie. Während Leipzigs Trainer

haderte, dass seine Spieler nicht „Leipzig-like“gespielt hätten und feststellt­e, dass es schon sein könne, „ dass wir einige Male überperfor­mt haben“, erklärte Gisdol nach drei Siegen binnen einer Woche schlicht: „Das war eine englische Woche, die wir so nicht erwarten konnten.“Wohl wahr.

Ralph Hasenhüttl

Die, Zitat Ralf Rangnick, „Dummheit“des Wochenende­s leistete sich Leipzigs Verteidige­r Der warf kurz vor Schluss während einer Behandlung­spause den Koffer des HSV-Arztes über die Seitenlini­e und kassierte seine fünfte Gelbe Karte. Dazu RB-Sportchef Rangnick: „Wenn er sie sich jetzt durch so eine Dummheit abholt, ist das Schwachsin­n.“Außerdem: „Es ist nicht unsere

Willi Orban.

Aufgabe, den Medizinkof­fer des gegnerisch­en Doktors rauszuschm­eißen.“Orban, seit dem zwölften Spieltag mit vier Gelben Karten belastet, gab sich einsichtig: „In dem Moment muss ich etwas cooler sein, nicht so emotional, es ist halt passiert.“

Den überrasche­ndsten Sieg des Wochenende­s feierten aber Trainer

und seine Darmstädte­r. Das 2:1 (1:1) gegen Dortmund brachte die Lilien in der Tabelle zwar nicht nach oben, doch es sorgte für ein wenig Euphorie beim 18. „Wenn uns die anderen schon abgeschrie­ben haben – bitte. Dann rollen wir das Feld halt von hinten auf“, sagte etwa Mittelfeld­spieler

BVB-Coach bewertete die Partie naturgemäß anders. „Man kann natürlich sagen, dass wir gnadenlos durchgefal­len sind. Es war eine Bestätigun­g dessen, was wir die gesamte Saison schon zeigen – wir sind einfach nicht in der Lage, an unser Leistungso­ptimum zu gehen, wenn man es von uns erwartet. Wir tun uns extrem schwer, diese absolute Schärfe zu zeigen“, sagte er. Man könnte ja meinen, dies zu schaffen sei auch Aufgabe des Trainers. Tuchel aber kritisiert­e die Erwartungs­haltung beim BVB: „Vielleicht muss da mal ein Umdenken stattfinde­n.“Intern müsse „vielleicht mal durchsicke­rn“, dass sein Team mit der Favoritenr­olle nur schwer umgehen könne. Nur bei Spielen „im Rampenlich­t“, sagte Tuchel, „sind wir hellwach und spielen am Limit“.

Torsten Frings Jérôme Gondorf. Thomas Tuchel

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FOTO: IMAGO Fest im Sattel bei Leverkusen: Roger Schmidt.
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