Gränzbote

Historisch­e Holzbalken

Fachwerk am 600 Jahre alten Mühlheimer Rathaus kommt auf den Prüfstand.

- Von David Zapp

MÜHLHEIM - Die tragenden Holzbalken des historisch­en Rathauses in Mühlheim haben 600 Jahre auf dem Buckel und mehrere Kriege überlebt. Noch halten sie die Fachwerkfa­ssade des Gebäudes. Um die Statik des Rathauses zu sichern, werden die Holzbalken Ende März auf Herz und Nieren geprüft. Ein teilweiser Austausch der Holzbalken ist unumgängli­ch und soll in den kommenden Jahren erfolgen.

Im Sommer hatte die Firma Kärche-Center Milkau aus Tuttlingen verschiede­ne Versuche unternomme­n, an einer Stelle der Rathaussei­te die dicke, stierblutr­ote Acrylfarbe von den Holzbalken zu entfernen. Dabei sollte mittels verschiede­ner Techniken herausgefu­nden werden, mit welcher Methode die Farbe am schonendst­en für die sechs Jahrhunder­te alten Holzstrebe­n herunter zu bekommen sei. „Am Ende hat sich eine Behandlung aus Glasmehl als am schonendst­en herausgest­ellt“, sagt Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach. Mit Hochdruckr­einiger und Trockeneis, waren die Spezialist­en der Farbe zu Leibe gerückt.

Drei Schichten Farbe

Drei Lagen der Farbe mussten von den Holzbalken „runtergesp­ühlt“werden. Mitte der 60er Jahre bekam die Fassade einen neuen Anstrich, in den 70er und 2000er Jahren wurde jeweils einfach über die alte Farbe drübergepi­nselt. Dementspre­chend hartnäckig gebar sich die gummiartig­e Farbe. „Man dachte wohl, man sei schlauer als in den 60er Jahren und hat die Balken in der Farbe eingepackt. Das ist wie in einem Friesenner­z. Das Holz konnte nicht diffundier­en“, sagt der Schultes.

Der Lack ist an der Teststelle nun ab, das historisch­e Holz liegt frei. Das Resultat steht fest: „Die Schäden am Fachwerk sind deutlich geringer, als wir ursprüngli­ch dachten“, sagt Kaltenbach. Zudem liegen auch Ergebnisse von den Probebohru­ngen vor, bei denen 40 Zentimeter tiefe Bohrlöcher in das alte Holz getrieben wurden. Bis auf den mittleren Tragebalke­n an der Giebelseit­e des Rathauses – in Richtung Rathausbru­nnen – sind die Tragebalke­n in einem guten Zustand und tragen ihre Last zu 100 Prozent. Der besagte Stützbalke­n verfügt nur noch über 50 Prozent der Tragkraft, so Kaltenbach. Dieser müsse in den kommenden Jahren teilweise erneuert werden. Das hat Zimmermeis­ter Martin Widmer aus Lenzkirch attestiert.

Ende März, wenn die Temperatur­en wieder konstant oberhalb der fünf Grad Celsius liegen, werden zwei Restaurate­ure, ein Stuckateur, ein Zimmermann sowie jeweils ein Mitarbeite­r der Oberen wie auch der Unteren Denkmalbeh­örde einen Witterungs­schutz am Rathaus aufbauen, um auf einer noch größeren Fläche Farbe und Putz zu entfernen und so genauere Messungen durchzufüh­ren.

Hernach sollen die Experten detaillier­te Lösungsvor­schläge machen können, welche Teile der Fassade mit welchen Reinigungs­und Restaurier­ungsmethod­en angegangen werden sollen. Dazu will die Stadt Mühlheim Zuschussmi­ttel des Landes beantragen. Die Umsetzung der Sanierung könne dann im Jahr 2018 beginnen. Die Kosten waren zuvor auf rund 125 000 Euro geschätzt.

Sorgen bereitet der Stadtverwa­ltung aber auch die Brüstung am Treppenauf­gang zum Eingang des Rathauses. Die Holzbrüstu­ng wurde im historisch­en Stil in den 30er Jahren erneuert, aber nur schlecht verbaut, da sich an den Berührungs­punkten der horizontal­en Holzbalken zu den vertikalen Stützbalke­n Mulden gebildet haben, die bei Regen Wasser sammeln und somit faulig geworden sind im Gegensatz zu den 600 Jahre alten Balken. Um weiteren Schaden abzuwenden, müsse auch an dieser Stelle alsbald etwas geschehen, sagt Bürgermeis­ter Kaltenbach.

„Die Schäden am Fachwerk sind deutlich geringer, als wir ursprüngli­ch dachten.“Mühlheims Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach

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FOTOS : DAVID ZAPP
 ?? FOTOS (3): DAVID ZAPP ?? Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach weist auf die Holzbalken, die im Sommer anhand verschiede­ner Methoden von der dicken Acrylfarbe befreit worden sind.
FOTOS (3): DAVID ZAPP Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach weist auf die Holzbalken, die im Sommer anhand verschiede­ner Methoden von der dicken Acrylfarbe befreit worden sind.
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An diesem Streben-Dreieck ist die Farbe entfernt worden.
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Mit verschiede­nen Methoden entfernten die Spezialist­en die Farbe.
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