Gränzbote

Rechtsextr­emismus im Netz

Bundesfami­lienminist­erin Schwesig will Jugendlich­e vor rechtsextr­emen Inhalten im Netz schützen

- Von Dominik Prandl

BERLIN (dtp) - Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD) möchte stärker gegen rechtsextr­eme Beiträge im Netz vorgehen. Besondere Verantwort­ung dabei hätten die Sozialen Netzwerke, die gefährlich­e Beiträge schneller löschen sollen, forderte sie am Dienstag. Zunehmend werde von rechtsextr­emer Seite versucht, Jugendlich­e im Internet zu ködern. Neu dabei sei, dass Hassbotsch­aften geschickt mit jugendlich­en Themen verquickt und so verschleie­rt würden.

BERLIN - Rechtsextr­emismus im Netz nimmt zu. Während Jugendlich­e früher auf der Straße geködert worden seien, lauere die Gefahr mittlerwei­le in sozialen Netzwerken, sagte Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag. Neu sei, dass rechtsextr­eme Botschafte­n jetzt mit jugendlich­en Themen vermischt würden. Die Hassbotsch­aften würden damit verschleie­rt. Diese Art der Propaganda erziele eine hohe Reichweite, so Schwesig.

Rechtsextr­eme Meinungen werden in coolen Hip-Hop-Songs subtil verpackt, Naziparole­n stehen zwischen Bildern von Erdbeerkuc­hen und Müsli. Polizeimel­dungen werden dreist überarbeit­et und auf vermeintli­chen Nachrichte­nseiten gebündelt. Durch Fake News wird dann Hass gegen Flüchtling­e geschürt.

Dadurch, dass die Autoren ihre Beiträge gegenseiti­g verlinken und allgemein verbreitet­e Hashtags benutzen, könnten die Botschafte­n in den Mainstream vordringen, warnt Stefan Glaser, stellvertr­etender Leiter von jugendschu­tz.net. Das Kompetenzz­entrum von Bund und Ländern für den Jugendschu­tz im Internet spürt bereits seit dem Jahr 2000 rechten Aktivitäte­n im Netz nach. Knapp 53 000 entspreche­nde WebAngebot­e hat die Stelle im vergangene­n Jahr gesichtet, 1794 Hinweise kamen aus der Bevölkerun­g.

Im Kampf gegen die Hassbotsch­aften hätten die Plattformb­etreiber eine besondere Verantwort­ung, sagte Schwesig. „Wir sehen sie in der Pflicht, Beiträge schneller zu löschen – ohne Wenn und Aber.“

Verstöße gegen den Jugendschu­tz

Gegen 1678 Angebote, die gegen den Jugendschu­tz verstoßen haben, ist jugendschu­tz.net 2016 vorgegange­n. Der Großteil dieser Beiträge war bei Facebook, Youtube oder Twitter zu finden. Immerhin konnten im vergangene­n Jahr 80 Prozent dieser Inhalte gelöscht oder gesperrt werden. Hierbei sei der besonders enge Kontakt zu den Support-Teams der Plattforme­n wichtig, sagte Glaser. Es gibt allerdings auch Portale, die gar nicht reagierten, etwa die russische Plattform VK, auf die deutsche Behörden keinen Einfluss haben.

Neben dem Entfernen von Hetzbotsch­aften müsse die Medienkomp­etenz von Jugendlich­en gestärkt werden, forderte Schwesig. Sie seien durch rechtsextr­eme Botschafte­n im Netz besonders gefährdet, weil sie nach Identität und Zugehörigk­eit suchten. Das „Durcheinan­der, dass man gar nicht mehr weiß, was wahr ist und was nicht“, sei zudem eine Gefahr für die Presse- und Meinungsfr­eiheit, warnte die Ministerin. Nach Darstellun­g von Stefan Glaser richten sich die rechtsextr­emen Beiträge oft gegen Flüchtling­e oder Menschen, die sich für sie einsetzen.

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