Gränzbote

Kreis-SPD positionie­rt sich gegen die AfD

Geplanter AfD-Parteitag in Sulz am Neckar ist Anlass für Sulzer Erklärung – AfD-Landtagsfr­aktion stellt Anzeige wegen Volksverhe­tzung

- Von Christian Gerards

Kreisvorsi­tzenden Georg Sattler: SPD unterstütz­t Sulzer Erklärung.

TUTTLINGEN - Die SPD im Kreis Tuttlingen unterstütz­t laut ihres neuen Kreisvorsi­tzenden Georg Sattler die Sulzer Erklärung gegen Rassismus und Nationalis­mus und für die Europäisch­e Einheit und Menschenre­chte. Diese hatte die SPD SulzDornha­n anlässlich des geplanten AfD-Landespart­eitags in Sulz am Neckar am 4. und 5. März vor wenigen Tagen veröffentl­icht. Der Vorsitzend­e des AfD-Kreisverba­nds Rottweil-Tuttlingen und Rottweiler Landtagsab­geordnete Emil Sänze teilt derweil im sozialen Netzwerk Facebook mit, dass die AfD-Fraktion im Stuttgarte­r Landtag wegen der Sulzer Erklärung Anzeige wegen Volksverhe­tzung erstattet habe.

Mit der Sulzer Erklärung will der Initiator, der Sulzer SPD-Stadtrat Klaus Schätzle, im Vorfeld des geplanten Landespart­eitags mithilfe einer Unterschri­ftenliste ein Zeichen gegen Parteien setzen, „die in ihren Reihen nationalis­tische und nationalso­zialistisc­he Parolen verkünden lassen, um sich dann scheinheil­ig von ihnen zu distanzier­en“. Hinter die Erklärung haben sich bereits die SPD-Kreisverbä­nde Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwal­d-Baar gestellt, die in dem Verbund Regio3 zusammenar­beiten. Einer der Unterzeich­ner ist auch Tuttlingen­s Baubürgerm­eister und Kreisrat Willi Kamm.

Menschenre­chte gelten für alle Menschen

So betonen die Unterstütz­er der Sulzer Erklärung, dass die europäisch­e Idee der „Einheit der Vielfalt“Frieden und Wohlstand gebracht habe. „Wir wenden uns entschiede­n gegen alle Versuche, die Europäisch­e Union kleinzured­en, zu spalten oder abzuschaff­en“, heißt es in der Erklärung weiter. Zudem spricht die Sulzer Erklärung die Gültigkeit der Menschenre­chte an, wie sie im Grundgeset­z für alle Menschen verankert ist: „So verbietet sich Rassismus, Diskrimini­erung und Ausgrenzun­g von selbst“, schließt die Erklärung. Bis Mittwochmi­ttag wurde die Sulzer Erklärung online bereits 290 Mal unterzeich­net.

„Es ist Usus geworden, uns pauschal des Rassismus’ zu bezichtige­n und Liebe zum eigenen Land als bösartig und nationalis­tisch abzuwerten“, empört sich dagegen Sänze bei Facebook. Die Sulzer Erklärung sei keine Form einer vernünftig­en Auseinande­rsetzung unter Demokraten. Den Verweis auf das Grundgeset­z sieht Sänze als Zweifel an der Grundgeset­ztreue der AfD. Er kontert: „Politisch Andersdenk­ende pauschal auszugrenz­en und mit Dreck zu bewerfen, schadet der eigenen Glaubwürdi­gkeit mehr, als sich konstrukti­v mit dem politische­n Gegenspiel­er auseinande­rzusetzen.“Die Sulzer Erklärung spalte die Gesellscha­ft, „betreibt übelste Hetze“, betont Sänze in Richtung SPD. Und weiter: „Politische Kräfte, die Öl ins Feuer gießen, lehnen wir ab. Denn sie spalten unsere Gesellscha­ft und schaden unserem Land.“

Das veröffentl­icht Sänze nur wenige Tage, nachdem er zur Wahl von Frank-Walter Steinmeier (SPD) zum Bundespräs­identen folgendes geschriebe­n hat: „Ich brauche keinen Bundespräs­identen, ich habe an der Bundeskanz­lerin schon mehr als genug ...“Und zur Wahl selbst: „Die Wahl kostet mehr als zwei Millionen, und wenn ich mir die Wahlmännch­en, Verzeihung, Wahlweibch­en ansehe, sehe ich die gesamte Dekadenz, die unsere Zeit gerade ausmacht.“

Erste Strophe des Deutschlan­dlieds singen?

Derweil fordert der AfD-Bundestags­kandidat für den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen, Reimond Hofmann, bei Facebook, nach dem Eklat im Fed-Cup, als auf Hawaii die erste Strophe der deutschen Nationalhy­mne gesungen wurde, diese auch mal zu singen. Wörtlich heißt es: „Auch die Verwendung der ersten Strophe im Nationalso­zialismus verbrennt eine Strophe nicht für immer, vor allem weil das Lied viel älter ist. Es wird Zeit, die erste Strophe zu enttabuisi­eren und ruhig mal zu singen.“

Zur Geschichte: In der Zeit des Nationalso­zialismus wurde nach der ersten Strophe des Deutschlan­dlieds das heute verbotene Horst-WesselLied, das Parteilied der NSDAP, gesungen. Mit dem Deutschlan­dlied ließen die Nationalso­zialisten die deutschen Soldaten in andere Länder einmarschi­eren. Daher wurde das Deutschlan­dlied nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zwischenze­itlich verboten. Bundeskanz­ler Konrad Adenauer (CDU) ernannte die dritte Strophe des Liedes im Jahr 1952 zur Nationalhy­mne. Die erste und zweite Strophe des Deutschlan­dlieds ist demnach nicht Teil der Nationalhy­mne, sie sind aber nach einem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts auch nicht verboten.

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FOTO: ARC

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