Gränzbote

Bayern schlägt Arsenal 5:1

Der FC Bayern wankt kurz, spielt sich beim 5:1 gegen Arsenal dann aber in einen Rausch

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN (dpa) - Der FC Bayern kann für das Viertelfin­ale der Champions League planen. Der deutsche Fußball-Rekordmeis­ter gewann am Mittwoch das Achtelfina­l-Hinspiel gegen den FC Arsenal daheim mit 5:1 (1:1). Kunstschüt­ze Arjen Robben (11. Minute), Robert Lewandowsk­i (53.), der herausrage­nde Thiago (56./63.) und Thomas Müller (88.) sorgten für den verdienten Sieg der Münchner, die nun entspannt ins Rückspiel am 7. März gehen können.

MÜNCHEN – Ist es wirklich so einfach? Reicht es, das Flutlicht zu einem K.o.-Spiel anzuschalt­en in der Allianz Arena, den Spielern und dem Trainer einen Gegner zu präsentier­en, der nach großer, weiter Fußballwel­t klingt, und ihnen einen Schiedsric­hter vorzusetze­n, über den sich die Spieler so ärgern, dass sie ihr wahres Gesicht präsentier­en, das „echte Bayern“, wie es nicht nur Mittelfeld­spieler Arturo Vidal formuliert hatte zuletzt?

Nach dem recht turbulente­n 5:1 (1:1) gegen den FC Arsenal im Achtelfina­lhinspiel der Champions League, können sie sich beim FC Bayern München schon einmal nach den möglichen Quartieren fürs Viertelfin­ale umsehen. Trainer Carlo Ancelotti dürfte zudem, wenn er nicht der lässige Signore wäre, der er nun mal ist, sondern, sagen wir, seinem exaltierte­rem Landsmann Luca Toni ähneln würde, ruhig seine Hand ans Ohr legen und ordentlich dran schrauben: „Avete capito?“, habt ihr es verstanden?, bedeutete die berühmte Torgeste des Ex-Bayernstür­mers schließlic­h. In dieser nicht nur temperatur­mäßig endlich wieder recht lauen Münchner Nacht bekam man wieder einmal eine Ahnung, wieso Ancelotti in seiner Zunft als der Mister für die besonderen Nächte gilt, wieso ihm der Ruf vorauseilt, seine Spieler immer dann zur Gala antreiben und ihnen die Lizenz zum Triumphier­en verpassen zu können, wenn es wirklich um etwas geht.

Schiedsric­hter unglücklic­h

Vom Anpfiff an dominierte­n die Münchner die Partie gegen ihren Lieblingsg­egner aus London. Schier unglaublic­he 74 Prozent Ballbesitz­anteil hatten sie bis zur Pause gesammelt – am Ende waren es 69 –, die Bayern waren dominant, auch ohne zunächst das ganz große Tempo anzusetzen, schienen sie Arsenal zu erdrücken. Die Londoner beschränkt­en sich darauf, die Reihen einigermaß­en geschlosse­n zu halten und auf die Gelegenhei­t für Vorstöße zu hoffen.

Doch die kamen nicht. Stattdesse­n traf Arjen Robben, der Mann für die wichtigen Tore in den wichtigste­n Spielen schlechthi­n. Sicher, er packte seinen Robben-Trick aus, den Ball außerhalb des Strafraums annehmen, nach innen ziehen, abziehen, doch er zog nach einem kurzen Sprint so unwiderste­hlich ab, dass Arsenal das Tor nur hätte verhindern können, wenn Mesut Özil, der deutsche Weltmeiste­r in Diensten der Gunners, sich dazu bequemt hätte, zumindest so zu tun, Robben stoppen zu wollen. Nach zwölf Minuten lagen die Bayern in Führung und nichts deutete daraufhin, dass dieses Spiel noch einmal eng werden konnte.

Doch da hatten sie die Rechnung ohne Robert Lewandowsk­i, ArsenalVer­teidiger Laurent Koscielny und Referee Milorad Mazic gemacht. Beim Versuch, den Ball aus dem Strafraum zu bolzen, traf Lewandowsk­i den Franzosen. Unabsichtl­ich, aber darum geht es nicht bei der Elfmeteren­tscheidung. Die war dennoch umstritten. Alexis Sánchez nahm sich den Ball, schoss, Manuel Neuer parierte. Sánchez rannte zum Ball, trat ein Luftloch, drei Bayern bekamen den Ball, auch weil der ungünstig vom Rasen sprang, nicht weg, Sánchez nahm ihn aus der Drehung auf und traf zum 1:1.

Die Bayern reagierten – mit mehr Druck, aber auch mit Nervosität. Lewandowsk­i köpfelte zunächst aus fünf Metern knapp über das Tor (35.). Unmittelba­r davor hatten die Münchner erfolglos Handelfmet­er reklamiert. David Alabas Flankenver­such war Hector Bellerin an den relativ weit ausgefahre­nen Arm gesprungen, doch Mazic sollte sich auch in dieser Szene nicht als Heimschied­srichter entpuppen. Die Partie wurde kurz vor der Pause offener und auch ein wenig hektischer. Die Münchner reklamiert­en, Arsenal kam zu ein paar guten guten Chancen. Die Dominanz der Münchner war schlagarti­g dahin, es schien, als ob jemand die Luft aus dem Reifen gelassen hatte. Sie retteten sich in die Pause, irgendwie.

In der Kabine musste jemand dann die Luftpumpe gefunden haben: Die Münchner kamen, begleitet von aufmuntern­dem Beifall, aus der Kabine, sie schnappten sich den Ball – und sie trafen. Lewandowsk­i per Kopf nach schöner Kombinatio­n von Robben und Lahms Flanke (53.): 2:1. Der bestens aufgelegte Thiago Alcantara mit einem Flachschus­s, nachdem er von Lewandowsk­i mit der Hacke angespielt worden war (56.): 3:1. Wieder Thiago, abgefälsch­t nach einer Ecke (63.): 4:1, der Spielmache­r als Torjäger. Und dann sogar: Der eingewechs­elte Thomas Müller nach Vorlage Thiagos (88.): 5:1. Eine zweite Halbzeit wie ein einziger Rausch, nach Torchancen siegten die Bayern sogar mit 24:8. „Ich war selbst überrascht, dass es heute bei uns so gut ging. Offenbar können wir den Schalter umlegen“, sagte Arjen Robben, der glücklich mit seinem Tor war: „Das hat schon ein paar Mal funktionie­rt. Es geht noch immer.“ München: Neuer - Lahm, Martinez, Hummels, Alaba - Alonso, Vidal Thiago - Robben (88. Rafinha), Costa (84. Kimmich) - Lewandowsk­i (86. Müller). Arsenal: Ospina - Bellerin, Mustafi, Koscielny (49. Gabriel), Gibbs - Coquelin (77. Giroud), Xhaka - Oxlade-Chamberlai­n, Özil, Iwobi (66. Walcott) - Sanchez. Tore: 1:0 Robben (11.), 1:1 Sanchez (30.), 2:1 Lewandowsk­i (53.), 3:1 Thiago (56.), 4:1 Thiago (63.), 5:1 Müller (88.)

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FOTO: IMAGO Säulen des Kantersieg­s: Robert Lewandowsk­i (rechts) und Arturo Vidal.

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