Bayern schlägt Arsenal 5:1
Der FC Bayern wankt kurz, spielt sich beim 5:1 gegen Arsenal dann aber in einen Rausch
MÜNCHEN (dpa) - Der FC Bayern kann für das Viertelfinale der Champions League planen. Der deutsche Fußball-Rekordmeister gewann am Mittwoch das Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Arsenal daheim mit 5:1 (1:1). Kunstschütze Arjen Robben (11. Minute), Robert Lewandowski (53.), der herausragende Thiago (56./63.) und Thomas Müller (88.) sorgten für den verdienten Sieg der Münchner, die nun entspannt ins Rückspiel am 7. März gehen können.
MÜNCHEN – Ist es wirklich so einfach? Reicht es, das Flutlicht zu einem K.o.-Spiel anzuschalten in der Allianz Arena, den Spielern und dem Trainer einen Gegner zu präsentieren, der nach großer, weiter Fußballwelt klingt, und ihnen einen Schiedsrichter vorzusetzen, über den sich die Spieler so ärgern, dass sie ihr wahres Gesicht präsentieren, das „echte Bayern“, wie es nicht nur Mittelfeldspieler Arturo Vidal formuliert hatte zuletzt?
Nach dem recht turbulenten 5:1 (1:1) gegen den FC Arsenal im Achtelfinalhinspiel der Champions League, können sie sich beim FC Bayern München schon einmal nach den möglichen Quartieren fürs Viertelfinale umsehen. Trainer Carlo Ancelotti dürfte zudem, wenn er nicht der lässige Signore wäre, der er nun mal ist, sondern, sagen wir, seinem exaltierterem Landsmann Luca Toni ähneln würde, ruhig seine Hand ans Ohr legen und ordentlich dran schrauben: „Avete capito?“, habt ihr es verstanden?, bedeutete die berühmte Torgeste des Ex-Bayernstürmers schließlich. In dieser nicht nur temperaturmäßig endlich wieder recht lauen Münchner Nacht bekam man wieder einmal eine Ahnung, wieso Ancelotti in seiner Zunft als der Mister für die besonderen Nächte gilt, wieso ihm der Ruf vorauseilt, seine Spieler immer dann zur Gala antreiben und ihnen die Lizenz zum Triumphieren verpassen zu können, wenn es wirklich um etwas geht.
Schiedsrichter unglücklich
Vom Anpfiff an dominierten die Münchner die Partie gegen ihren Lieblingsgegner aus London. Schier unglaubliche 74 Prozent Ballbesitzanteil hatten sie bis zur Pause gesammelt – am Ende waren es 69 –, die Bayern waren dominant, auch ohne zunächst das ganz große Tempo anzusetzen, schienen sie Arsenal zu erdrücken. Die Londoner beschränkten sich darauf, die Reihen einigermaßen geschlossen zu halten und auf die Gelegenheit für Vorstöße zu hoffen.
Doch die kamen nicht. Stattdessen traf Arjen Robben, der Mann für die wichtigen Tore in den wichtigsten Spielen schlechthin. Sicher, er packte seinen Robben-Trick aus, den Ball außerhalb des Strafraums annehmen, nach innen ziehen, abziehen, doch er zog nach einem kurzen Sprint so unwiderstehlich ab, dass Arsenal das Tor nur hätte verhindern können, wenn Mesut Özil, der deutsche Weltmeister in Diensten der Gunners, sich dazu bequemt hätte, zumindest so zu tun, Robben stoppen zu wollen. Nach zwölf Minuten lagen die Bayern in Führung und nichts deutete daraufhin, dass dieses Spiel noch einmal eng werden konnte.
Doch da hatten sie die Rechnung ohne Robert Lewandowski, ArsenalVerteidiger Laurent Koscielny und Referee Milorad Mazic gemacht. Beim Versuch, den Ball aus dem Strafraum zu bolzen, traf Lewandowski den Franzosen. Unabsichtlich, aber darum geht es nicht bei der Elfmeterentscheidung. Die war dennoch umstritten. Alexis Sánchez nahm sich den Ball, schoss, Manuel Neuer parierte. Sánchez rannte zum Ball, trat ein Luftloch, drei Bayern bekamen den Ball, auch weil der ungünstig vom Rasen sprang, nicht weg, Sánchez nahm ihn aus der Drehung auf und traf zum 1:1.
Die Bayern reagierten – mit mehr Druck, aber auch mit Nervosität. Lewandowski köpfelte zunächst aus fünf Metern knapp über das Tor (35.). Unmittelbar davor hatten die Münchner erfolglos Handelfmeter reklamiert. David Alabas Flankenversuch war Hector Bellerin an den relativ weit ausgefahrenen Arm gesprungen, doch Mazic sollte sich auch in dieser Szene nicht als Heimschiedsrichter entpuppen. Die Partie wurde kurz vor der Pause offener und auch ein wenig hektischer. Die Münchner reklamierten, Arsenal kam zu ein paar guten guten Chancen. Die Dominanz der Münchner war schlagartig dahin, es schien, als ob jemand die Luft aus dem Reifen gelassen hatte. Sie retteten sich in die Pause, irgendwie.
In der Kabine musste jemand dann die Luftpumpe gefunden haben: Die Münchner kamen, begleitet von aufmunterndem Beifall, aus der Kabine, sie schnappten sich den Ball – und sie trafen. Lewandowski per Kopf nach schöner Kombination von Robben und Lahms Flanke (53.): 2:1. Der bestens aufgelegte Thiago Alcantara mit einem Flachschuss, nachdem er von Lewandowski mit der Hacke angespielt worden war (56.): 3:1. Wieder Thiago, abgefälscht nach einer Ecke (63.): 4:1, der Spielmacher als Torjäger. Und dann sogar: Der eingewechselte Thomas Müller nach Vorlage Thiagos (88.): 5:1. Eine zweite Halbzeit wie ein einziger Rausch, nach Torchancen siegten die Bayern sogar mit 24:8. „Ich war selbst überrascht, dass es heute bei uns so gut ging. Offenbar können wir den Schalter umlegen“, sagte Arjen Robben, der glücklich mit seinem Tor war: „Das hat schon ein paar Mal funktioniert. Es geht noch immer.“ München: Neuer - Lahm, Martinez, Hummels, Alaba - Alonso, Vidal Thiago - Robben (88. Rafinha), Costa (84. Kimmich) - Lewandowski (86. Müller). Arsenal: Ospina - Bellerin, Mustafi, Koscielny (49. Gabriel), Gibbs - Coquelin (77. Giroud), Xhaka - Oxlade-Chamberlain, Özil, Iwobi (66. Walcott) - Sanchez. Tore: 1:0 Robben (11.), 1:1 Sanchez (30.), 2:1 Lewandowski (53.), 3:1 Thiago (56.), 4:1 Thiago (63.), 5:1 Müller (88.)