Wehr und Wasser weiter ein Streitthema
Stadt Tuttlingen wird die Donau ab Ostern aufstauen – Kreis fordert geringere Aufstauung
TUTTLINGEN - Als zweitlängster Fluss Europas ist die Donau in Tuttlingen momentan nicht erkennbar. Das soll sich bis zum Sommer deutlich verändern. Ab Ostern will die Stadt Tuttlingen das Wehr an der Scala-Brücke schließen und den Fluss wieder bis auf „Normalhöhe“aufstauen, sagt Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck auf Nachfrage unserer Zeitung. Dass er mit dem erhöhten Pegel von 2,80 Metern nicht die ungeteilte Zustimmung findet, ist ihm bewusst. „Wasser und Wehrhaltung sind immer strittige Themen“, meint er.
Im Falle des Tuttlinger Wehrs stehen sich als Positionen das möglichst attraktive Aussehen der Stadt und der Naturschutz gegenüber. Laut Beck sei die Stadt daran interessiert, die „Balance zwischen Ökologie und Stadtbild“hinzubekommen. Das Tuttlinger Stadtoberhaupt betont allerdings, dass beim Naturschutz bereits Fortschritte gemacht worden sind. „Die Qualität des Wassers ist im Normbereich“, sagt Beck. Der Wunsch nach noch mehr Rücksicht auf die Umwelt soll nicht zu Lasten des Stadtbildes gehen.
Wasserqualität schon verbessert
Mit dem Spülen bei Starkregenereignissen im Sommer – dadurch wird der Schlamm vom Boden abgeleitet – und dem Öffnen des Wehres im Winter will die Stadt die Werte für eine ausreichende Wasserqualität erreichen. In einer Studie wurde der Verwaltung zudem bescheinigt, dass die Durchwanderbarkeit und Aufenthaltsqualität für Fische durch das Wehrmanagement verbessert worden sei (wir berichteten). Damit ist aus Sicht der Verwaltung die Europäische Wasserrahmenrichtlinie in weiten Teilen umgesetzt.
Es bleiben aber Kritikpunkte. Die Durchwanderbarkeit der Donau für Kleinlebewesen (Makrozoobenthos) und die Wassergüte insgesamt, führt Stefan Helbig, Erster Landesbeamter beim Landkreis, an. Eine Verlängerung der Erlaubnis, die Donau im Sommer auf 2,80 Meter anzustauen, über das Jahr 2017 hinaus, scheint unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht wahrscheinlich. Vom Regierungspräsidium in Freiburg und der Landkreis-Verwaltung wird weiter gefordert, das Wehr um einen Meter abzusenken. „Auch dann gibt es auf der Donau noch eine respektable Wasserfläche“, sagt Helbig.
Die Konsequenzen für die Stadt bei einer Absenkung hat der Erste Landesbeamte durchaus im Blick. Würde der Wasserstand um einen Meter fallen, müssten, so Helbig, die Fragen gestellt werden, was bei einem niedrigeren Wasserstand auf der Donau noch erlebbar wäre und wie der unschöne Anblick im Böschungsbereich vermieden werden kann. Dort, wo bis November das Wasser stand, ist derzeit nur eine braune, leblose Fläche zu sehen. „Einfach nur das Wasser ablassen, geht nicht“, meint Beck. Dadurch würden beispielsweise die Bäume im Donaupark austrocknen. Er bemüht sich um eine Lösung und hat deshalb im Herbst das Regierungspräsidium angeschrieben.
Ergebnissoffene Diskussion
„Wir sollten das Thema ergebnisoffen diskutieren. Die Millionenbeträge für den Umbau kann die Stadt nicht zahlen“, sagt Beck und hofft, dass sich das Land finanziell beteiligen würde. Auch Helbig hofft, dass sich Stadt, Landkreis und Regierungspräsidium zusammen auf den Weg zu einer Lösung machen. „Wir müssen die Höhe der Kosten und die Verteilung besprechen“, meint der Erste Landesbeamte. Eine juristische Auseinandersetzung will er vermeiden: „Das ist der falsche Weg.“Eine gemeinsame Richtung haben die Parteien aber noch nicht gefunden.