Das tiefe Blech sorgt für Drama
Die Stadtkapelle Trossingen beweist ihre Klasse vor gut 500 Konzertbesuchern
TROSSINGEN – Eine mitreißende Gala: Vor gut 500 Konzertbesuchern aller Altersgruppen bewies die Stadtkapelle Trossingen am Samstag mit sieben ansprechenden Musiktiteln, dass sie wieder ganz auf der Höhe ist. Andreas Lewedey dirigierte souverän.
„Wir spielen E wie U und U wie E“, erklärte Moderatorin Stefanie Jansen zu Beginn. Ernste Musik klingt also unterhaltsam, und Unterhaltsames nimmt die Kapelle ernst. Dies zeigte sich deutlich bei Alfred Reeds Ethnomusik, den „Armenian Dances“. Schon mit der Auftakt-Fanfare von „Tzirani Tzar“weckte die fast 50 Musiker starke Kapelle die Aufmerksamkeit. Bei „Gakavi Yerk“ließen erst die Holz- und dann die Blechbläser armenische Rebhühner über die blumengeschmückte Bühne trippeln.
Zumeist im 5/8-Takt folgte das temperamentvolle Liebeslied an einen gewissen „Nazan“. Eher gemächlich wirkte das Volkslied über das jesidische Bergdorf Alagyaz. Die Musiker folgten der Aufforderung „Gna, gna!“(so viel wie „Los geht’s!“) und spielten das Allegro vivo so feurig, wie Reed das gewünscht hatte.
Schon länger beschäftigte sich die Stadtkapelle mit dem bunten Strauß aus englischen Melodien, den Percy Grainger 1937 gebunden hat: Vier der sechs Melodien erklangen bei der Gala „en bloc“.
Das Glanzstück des Abends ließ Fußspitzen im Saal wippen, den Dirigenten tänzeln und brachte der Kapelle einen minutenlangen Applaus ein: die (klang-)farbenprächtige „Danza Sinfonica“, vor 13 Jahren vom Amerikaner James Barnes komponiert. Da erklangen Marimbafon und Röhrenglocken, dramatische Paukenschläge, helle Trompetenstöße und die typische Stimme des Fagotts. Die fünf Saxofone steuerten eine Prise Orient bei, und das tiefe Blech sorgte für Drama.
Bis zu sieben junge Perkussionisten waren bei der Gala tätig: Vor allem bei Philip Sparkes „Theatre Music“aus dem Jahr 1989 und Johann de Meijs Arrangement eines Medleys erklärt Moderatorin Stefanie Jansen. aus dem Webber-Erfolg „Phantom der Oper“hatten sie alle Hände voll zu tun und agierten konzentriert.
Mit dem Klingelton eines Handys erinnerte Stefanie Jansen an die Nintendo-Melodie des schnauzbärtigen Klempners Mario, der die Prinzessin retten soll. Die konzertante Variation des Koji-Kondo-Werks hat Takashi Hoshide geschrieben. Anfangs noch spritzig, geht das Stück plötzlich in einen Walzer über und verliert sich dann irgendwie in der „Unterwasserwelt“des Kult-Spiels aus den 1980erJahren.
Ansprechend war das Finale: ein Tribut an den „Grafen“des Swing, den vor fast 33 Jahren verstorbenen William Allen „Count“Basie. Lewedey führte die Stadtkapelle mit knappen Bewegungen des Taktstocks durch dieses Swing-Medley, bei dem unterem anderem die Standards „All of me“und „April in Paris“anklangen.
Um einen echten Adligen ging es bei der Zugabe: Carl Teikes „Graf Zeppelin-Marsch“aus dem Jahr 1903, bei dem alle Konzertbesucher begeistert im zackigen Takt klatschten.
„Wir spielen E wie U und U wie E“,