„Die Wiederbelebung hat angefangen“
Trossinger Tennisclub steht ohne Sportwart da – Verein setzt Hoffnung in die Jugendarbeit
TROSSINGEN - Der Tennisclub Trossingen hat im vergangenen Jahr Gewinne erwirtschaftet, eine wachsende Jugendarbeit verzeichnet und steht trotzdem vor einer ungewissen Zukunft. Bei der Generalversammlung am Freitagabend ist darüber viel diskutiert worden.
„Vor einem Jahr habe ich mich bereiterklärt, übergangsweise noch ein Mal für zwei Jahre das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen, um es dann an einen Nachfolger zu übergeben“, leitete Günter Neipp ein. Diese Worte standen vor einer erfreulichen Auflistung der Erfolge, die der Vorstand im vergangenen Jahr erreichen konnte – es wurde Tennis gespielt wie schon lange nicht mehr. „Wir sind vor einem Jahr mit einer engagierten Mannschaft und einem tollen Konzept angetreten, mit dem Ziel, die Attraktivität des Tennisclubs wieder deutlich zu steigern.“
Der Bericht des Sportwarts Robert Kolb begann mit einem Crashkurs zum Thema „LK-System“- ein Klassifizierungssystem für Tennisspieler, ähnlich dem Handicap im Golf.
Aktive Tennisspieler fehlen
Als Punktemeister des Jahres 2016 stellte sich mit 580 Punkten Sven Heizmann heraus. Die Herren, Herren 30 und Herren 60 landeten auf dem ersten Platz. In der Sommerrunde gab es ebenfalls Erfolge zu verzeichnen: Die Herren 60 konnten mit einem dritten Platz die Klasse halten. Einen dritten Platz erreichten auch die Herren 30, die Mannschaft der Herren 70 meldete sich wegen zahlreicher Verletzungen nicht an. Die Damen 50 stiegen ab, die Herrenmannschaft erreichte den zweiten Platz und somit den vereinsinternen Titel als beste Mannschaft. „Dummerweise gibt es sie aber nicht mehr“, so Kolb.
Die Alarmglocken läuteten, als Robert Kolb seinen Bericht ausführte: „Wir haben aktuell die Herren 70, Herren 65, Damen 50 und die Herren 30. Es ist unklar, ob wir in fünf Jahren überhaupt noch zwei Mannschaften zusammenkriegen.“Es werde mittelfristig nicht mehr viel los sein, wenn kein Wunder geschehe. Jugendwart Peter Armbruster möchte das verhindern. Die Jugendarbeit, das „zarte Pflänzchen“, werde langsam aufgebaut – sie fokussiere sich insbesondere auf Schüler und Schnuppermitglieder. Dafür gebe es bereits junge Trainer, die als Mentoren ausgebildet wurden. Im Sommer habe der Verein 37 Kinder trainiert, jetzt seien es immerhin noch zehn bis zwölf Kinder, die zum Tennistraining gehen. Für die Zukunft wünscht er sich die Bildung mehrerer Mannschaften: „Die Wiederbelebung hat angefangen.“
Gute Nachrichten gab es auch von Kassiererin Ruth Mayer: Der Verein konnte einen fünfstelligen Plus erwirtschaften. In der darauffolgenden Aussprache gab es hitzige Diskussionen um die Zukunft des Vereins: „Der Platz steht sinnbildlich für den Verein“, meinte Armbruster, der für mehr Jugendarbeit warb. „Für die Jugend brauchen wir keinen BeachPlatz, sondern Kleinfeldtennisplätze. Jeder kleine Verein hat eine KidsCup-Mannschaft“, gab Wolfgang Fritz zu bedenken. Chris Smulik wies auf ganz andere Probleme hin: „Wir haben 2018 keinen Vorstand mehr, keinen Kassierer mehr, keinen Sportwart mehr, und es gibt nur wenige Leute, die diese Tätigkeiten übernehmen würden“, sagte er. Es brodelte gewaltig, als ein älteres Mitglied das Argument in den Raum warf, dass nicht jeder Zeit habe. „Sagt doch lieber ,Ich hab keine Lust’“, so Smulik,
Balsam für die Tennisclub-Seele war die Entlastungsrede von Wolfgang Fritz. Das Ehrenmitglied beruhigte die erhitzten Gemüter: „Wir sollten nicht so pessimistisch sein. Das Jahr lief gut, der Vorstand macht eine gute Arbeit“, sagte er - und bekam Applaus.