Narrhalla feiert die Bütten-Neulinge
Redoute 2017 toppt ihre Vorgängerinnen – Spannung bis zum Schluss
SPAICHINGEN - Das Quantum mehr Anarchie, das die Funkenhexen in die Redoute gebracht haben, hat ihr prima gestanden. So abwechslungsund bis nach Mitternacht hinaus spannungsreich ist selten mal eine Redoute gewesen. Das Geheimnis: viel mehr Bütten als sonst – Tänze und Satirisches wechselten sich ab –, eine ausgeklügelte Beleuchtungsshow, deftige Witze, urkomisches Talent der beiden Moderatoren Markus Zimmerer und Reinhold Knebel, ein vergnügt die „Uh-“Anfeuerungsrufe der Island-Fußballfans mitmachendes Publikum und hochklassige Programmpunkte.
Gleich zu Beginn bekam Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher Applaus dafür, dass er nach Jahren der Redouten-Abstinenz wieder da war. Die Halle war voll besetzt und das Publikum ließ sich die von Markus Zimmerer vorgeschlagene Resonanz „Ujujujujujujui ououououou...“während des ganzen Abend nicht mehr entreißen.
Alle Akteure hatten Unglaubliches in der Vorbereitung geleistet. Wunderschön anzuschauen zum Beispiel jede einzelne der als starke, selbstbewusste, rotgelockte Wikingerfrauen auftretenden Narrenratsfrauen bei ihrem Tanz. Ein eindrucksvoller Schlusspunkt des tollen Programms.
Man hätte die Reihen der Räte durchaus schon früher abschreiten können auf der Suche nach kabarettistischen Talenten, denn der Mann war klasse. Ganz ohne Spickzettel und auch noch während des Programmpunktes zunehmendem Weinbrandpegels nahm Dirk Sprich die Zuschauer auf einen abenteuerlichen Wortwitz-Trip durch die Welt des Alkohols. Das Publikum ist offenbar kein Kind von Traurigkeit, jede Anspielung wurde verstanden. – Tosender Beifall für diesen Einstand.
Ebenso für Mark Kevin Pötzsch, der gereimt sein Leid als Kulissenschieber sehr überzeugend klagte. Vor allem über die Alträte, die doch einen erheblichen Aufwand bedeuteten (eben erst aus dem Sauerstoffzelt geholt, und dann vorm Umfallen bewahrt). Diese – mit ihren Frauen als Meister Eders und Pumuckls verkleidet – protestierten lautstark aus dem Saal.
Premiere auch für Amélie Schwenk und Martin Gegenheimer in der Bütt. Sie beschrieben – kostümiert als Hopfen und Pilsglas – den Gerstensaft in allen Facetten. Fazit: „Hopfen und Malz – Gott erhalt’s“.
Der Deichelchor war zum Glück wieder dabei. Ungeschminkt und wieder toll auf Hits und Schlager adaptiert waren ihre Seitenhiebe auf Bausünden oder die „Spaichinger Ortspolente“.
Halbe Hundertschaft Hexen
Kerstin Zimmerer und Anna Visek nahmen die Besonderheit der diesjährigen Fasnet aufs Korn: Zum allerersten Mal waren die Funkenhexen, und dann waren sie auch noch gleich mit einer halben Hundertschaft, bei der Redoute dabei. Als Hausmacht von Prinz Marius I, Herr vom Zahlenschloss, und Prinzessin Alice I. vom Funkenland (Weiss). Beide waren bei ihrem großen Ball natürlich in schwarz-rot gekleidet. Das Fazit des verbalen Schlagabtauschs der Hexe und der Deichelmaus: „Ob ich Hex` oder Deichelmaus bin, Hauptsache, es steckt ein echter Narr da drin.“
Positives Denken mahnte auch der Prinz in seiner Proklamation an, das führe weiter als Zank und Streit. Zum Beispiel könnte man den neuen Bus der Stadtsheriffs umnutzen als Bürgerbus. Der Saal fand die Idee klasse.
Und die Tänze: Die Hexen polterten und schlichen, wälzten sich übereinander und bildeten zum Schluss ihre Pyramide. Die Hästrägergruppe tanzte sich synchron und ausdrucksstark durch die Michael-JacksonHits. Die Showtanzgarde tanzte sich musicalreif im Riesentempo durch U-Bahn-Stress und Bürowahnsinn: tolle Choreografie, tolle Kulisse; zurecht ein preisgekrönter Tanz.
Und dann die Garden, der Kronschatz des närrischen Hofes: Schon die Junggarde sprang Spagate ein, die Juniorenmädchen tanzten völlig synchron und perfekt zeigte sich die ebenfalls preisgekrönte Prinzengarde. „Präsi“Steffen May: „Wir sind so unheimlich stolz auf das, was Ihr leistet“. Dem Publikum blieb: schauen und genießen.