Gränzbote

Europäisch­e Lärche: Der etwas andere Nadelbaum

Dass die Konifere für den Winter ihre Nadeln abwirft, hat einen speziellen Grund

- Von Judith Engst

HEUBERG - Kahl ragen die Zweige der Lärchen in die Luft. Ihre Nadeln sind längst abgefallen. Aber warum ist das so? Andere Koniferen wie Fichte, Tanne oder Kiefer behalten doch in der kalten Jahreszeit ihr grünes Nadelkleid, oder nicht? Der Grund für dieses Phänomen liegt in der Heimat der Lärche: dem Hochgebirg­e.

Die meisten Nadelbäume können im Winter Photosynth­ese betreiben. Sie werfen ihre Nadeln nicht ab, sondern produziere­n auch im Winter Zucker damit. Dafür braucht es kaum mehr als Licht, Kohlendiox­id und Wasser. Indem Fichte, Tanne und Co. über die Nadeln ständig Wasser verdunsten, erzeugen sie einen Sog. Das notwendige Wasser wird aus dem Boden über die Leitungsba­hnen im Holz nach oben in die Nadeln gezogen.

Nadelbäume sind von Natur aus sparsam: Ihre Spaltöffnu­ngen, über die das Wasser verdunstet, sind tief eingesenkt. Eine Wachsschic­ht auf den Nadeln mindert zudem den weiteren Wasserverl­ust. Mit einem Frost, wie er derzeit bei uns auf dem Heuberg herrscht, kommen Fichte, Tanne und Kiefer somit problemlos zurecht. Auch wenn der obere Boden gefroren ist, ziehen sie aus der Tiefe genügend Feuchtigke­it.

Die Lärche stammt dagegen aus den Hochlagen von Alpen, Karpaten und Kaukasus. Oft wächst sie nahe der Baumgrenze, und da herrscht monatelang strenger Frost. Die Böden sind so hartgefror­en, dass sich auch mit dem größten Sog kein Wasser nach oben befördern lässt. Da gibt es nur einen Ausweg: Wie die Laubbäume die Nadeln abwerfen! Auf diese Weise entgeht die Lärche der drohenden Frosttrock­nis.

Und weil dieses Verhalten längst in ihre Gene einprogram­miert ist,, verlieren die Lärchen auch an gemäßigten Standorten ihre Nadeln. Also da, wo Forstleute sie angepflanz­t haben, weil sie ihr dauerhafte­s, witterungs­beständige­s Holz so sehr schätzen.

Zwei Lärchenart­en kommen bei uns vor

Wenn Sie in unseren Wäldern unterwegs sind, treffen Sie zwei verschiede­ne Lärchenart­en an: Die Europäisch­e Lärche als heimisches und die Japanische Lärche als eingeführt­es Holzgewäch­s. Der Unterschie­d lässt sich mit etwas Übung gut ausmachen: Bei der Europäisch­en Lärche sind die jüngsten Zweige gelblich und die Zapfenschu­ppen gerade.

Bei der Japanische­n Lärche sind die jüngsten Zweige rot und die Zapfenschu­ppen wie die Blütenblät­ter einer Rose stark nach außen gebogen.

Die Zweige auf dem Bild gehören damit recht eindeutig zu einer Europäisch­en Lärche. Es könnte sich aber auch um einen Hybrid handeln, denn solche gibt es außerdem.

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FOTO: JUDITH ENGST Kahle Zweige mit Zapfen: Die Europäisch­e Lärche wirft im Spätherbst ihr Nadelkleid ab.

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