Europäische Lärche: Der etwas andere Nadelbaum
Dass die Konifere für den Winter ihre Nadeln abwirft, hat einen speziellen Grund
HEUBERG - Kahl ragen die Zweige der Lärchen in die Luft. Ihre Nadeln sind längst abgefallen. Aber warum ist das so? Andere Koniferen wie Fichte, Tanne oder Kiefer behalten doch in der kalten Jahreszeit ihr grünes Nadelkleid, oder nicht? Der Grund für dieses Phänomen liegt in der Heimat der Lärche: dem Hochgebirge.
Die meisten Nadelbäume können im Winter Photosynthese betreiben. Sie werfen ihre Nadeln nicht ab, sondern produzieren auch im Winter Zucker damit. Dafür braucht es kaum mehr als Licht, Kohlendioxid und Wasser. Indem Fichte, Tanne und Co. über die Nadeln ständig Wasser verdunsten, erzeugen sie einen Sog. Das notwendige Wasser wird aus dem Boden über die Leitungsbahnen im Holz nach oben in die Nadeln gezogen.
Nadelbäume sind von Natur aus sparsam: Ihre Spaltöffnungen, über die das Wasser verdunstet, sind tief eingesenkt. Eine Wachsschicht auf den Nadeln mindert zudem den weiteren Wasserverlust. Mit einem Frost, wie er derzeit bei uns auf dem Heuberg herrscht, kommen Fichte, Tanne und Kiefer somit problemlos zurecht. Auch wenn der obere Boden gefroren ist, ziehen sie aus der Tiefe genügend Feuchtigkeit.
Die Lärche stammt dagegen aus den Hochlagen von Alpen, Karpaten und Kaukasus. Oft wächst sie nahe der Baumgrenze, und da herrscht monatelang strenger Frost. Die Böden sind so hartgefroren, dass sich auch mit dem größten Sog kein Wasser nach oben befördern lässt. Da gibt es nur einen Ausweg: Wie die Laubbäume die Nadeln abwerfen! Auf diese Weise entgeht die Lärche der drohenden Frosttrocknis.
Und weil dieses Verhalten längst in ihre Gene einprogrammiert ist,, verlieren die Lärchen auch an gemäßigten Standorten ihre Nadeln. Also da, wo Forstleute sie angepflanzt haben, weil sie ihr dauerhaftes, witterungsbeständiges Holz so sehr schätzen.
Zwei Lärchenarten kommen bei uns vor
Wenn Sie in unseren Wäldern unterwegs sind, treffen Sie zwei verschiedene Lärchenarten an: Die Europäische Lärche als heimisches und die Japanische Lärche als eingeführtes Holzgewächs. Der Unterschied lässt sich mit etwas Übung gut ausmachen: Bei der Europäischen Lärche sind die jüngsten Zweige gelblich und die Zapfenschuppen gerade.
Bei der Japanischen Lärche sind die jüngsten Zweige rot und die Zapfenschuppen wie die Blütenblätter einer Rose stark nach außen gebogen.
Die Zweige auf dem Bild gehören damit recht eindeutig zu einer Europäischen Lärche. Es könnte sich aber auch um einen Hybrid handeln, denn solche gibt es außerdem.