In der Serie „Wie wohnen wir“steht altengerechtes Wohnen im Mittelpunkt.
Wohnraum lässt sich einfach barrierearm gestalten – Es gibt Zuschüsse für Maßnahmen
TUTTLINGEN - Von älteren Menschen wird immer häufiger der Wunsch geäußert, trotz Krankheit, Hilfe- oder Pflegebedürftigkeit weiter in der vertrauten Umgebung leben zu können. Die gute Nachricht: Jeder könnte seine Wohnung oder sein Haus fit für den Ruhestand machen.
Es gibt Zuschüsse unabhängig vom Pflegegrad
„Wenn es einen Pflegegrad gibt, ist ein Zuschuss von 4000 Euro für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen möglich“, sagt Marianne Thoma, Leiterin des Pflegestützpunktes Tuttlingen und Altenhilfefachberaterin beim Landkreis. Sollte sich der Gesundheitszustand verschlechtern, kann der Zuschuss auch noch ein weiteres Mal gewährt werden. Wer „nicht eingestuft“ist, kann bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen Investitionszuschuss von bis zu 6250 Euro zur Reduzierung von Barrieren beantragen.
Ob die zahlreichen Stufen, die steile Treppe, die alte Badewanne, Teppiche oder Möbel, die den Weg versperren: Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität nimmt die Anzahl der Hindernisse erheblich zu. In den vergangenen beiden Jahren haben sich fast 750 Mal Personen bei Marianne Thoma beraten lassen. „Oft wird erst über den Abbau von Barrieren gesprochen, wenn ein Pflegegrad vorliegt“, sagt die Leiterin des Pflegestützpunktes. Auffällig sei aber, dass sich in letzter Zeit zunehmend auch gesunde Menschen über 50 Jahren informieren. „Meistens sind die Kinder aus dem Haus. Die Eltern wollen renovieren, müssen das Bad machen und wollen es gleich altengerecht sanieren.“
Ohne barrierefreies Bad kaum selbstständiges Leben möglich
Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen der barrierefreie Zugang und die verbesserte Nutzung des Badezimmers. „Die Menschen können nur weiter selbstständig leben, wenn sie duschen oder baden können“, sagt Thoma. Dabei tendieren viele Interessierte mittlerweile dazu, die sanitären Räume umfassend umzugestalten. „Oft wird die Badewanne rausgenommen und eine bodengleiche Dusche eingebaut.“Von einem Badewannenlift würden viele Menschen Abstand nehmen. „Die Handhabung ist meist nicht so gut. Viele haben aber auch Angst vor dem Lift. Meist ist eine zweite Person nötig, die hilft.“
Weitere Stolperfallen, die zu Stürzen mit Verletzungen führen können, sind Teppiche oder kleinere Möbel. „Ich sehe vor meinem geistigen Auge dann immer ein Tischchen oder Kästchen, auf dem Zeitungen liegen. Und das in einer Höhe, die gerne – im Halbschlaf und bei schlechter Beleuchtung – übersehen wird.“Thoma rät dazu, die Gegenstände wegzuräumen oder den Flur mit Bewegungsmeldern auszustatten. Treppenlifte können dafür sorgen, die oberen Etagen leichter zu erreichen.
Lebt die in der Mobilität eingeschränkte Person zur Miete, bedarf es vor Umbauten allerdings der Zustimmung des Vermieters. Thoma meint aber, dass das „Verständnis für die Umgestaltung zur Barrierefreiheit wächst.“Vermieter würden den Maßnahmen dann zustimmen, wenn die Umbauten zur Aufwertung der Wohnung führen.
Oft wird bei Besuchen festgestellt, dass es gerade bei alten Häusern schwierig wird, die Umgebung den Bedürfnissen des Menschen anzupassen. Das Bad ist im Keller, das Schlafzimmer im ersten Geschoss und die Treppe schmal.
Notfalls müssen Alternativen im Ort gesucht werden
Da der Gesetzgeber aber die Vorgabe „ambulant vor stationär“verfolge, soll vor dem Umzug in ein Pflegeheim nach einer Alternative gesucht werden. „Auch bei zunehmender Gebrechlichkeit soll soziale Teilhabe ermöglicht werden“, sagt Thoma. Deshalb wird nach geeignetem Wohnraum in der Nachbarschaft gesucht. Dies ist aber schwierig. „Der Bedarf an bezahlbaren, barrierearmen Wohnungen im Landkreis ist groß“, meint die Leiterin des Pflegestützpunktes. Umso wichtiger ist es, dass der Umbau der eigenen Räume bezuschusst wird. In dieser Ausgabe veröffentlichen wir den zweiten Teil unserer Serie „Wie wohnen wir?“. In den nächsten Wochen sind unter anderem Beiträge zu diesen Themen geplant: - Wohnungssuche für Menschen mit einer Behinderung - Vom Grundstückskauf bis zum Einzug. - Wohnen auf dem Land - in einer umgebauten Scheune - Seniorenanlagen – werden die Versprechen gehalten? - Welche Kommunen unterstützen mit Zuschüssen Familien beim Bauen? -Wandel des Wohnens: Auswertung mit dem Statistischen Landesamt. -Wie sicher ist meine Wohnung?