Die Lage bleibt schwierig
Es gibt weiterhin kein durchschlagendes Konzept zur Stabilisierung der Witthohschule
EMMINGEN-LIPTINGEN - Zumindest für ein Jahr ist der Bestand der Witthohschule in Emmingen gesichert. Großer Optimismus, dass sich die Schule dauerhaft stabilisiert, war in der Sitzung des Gemeinderates am Montagabend nicht zu spüren. Es fehlt an einem durchschlagenden Konzept, das die Schülerzahlen steigen ließe. Der Vorschlag von Schulleiter Hans Frick, in den Klassen fünf und sechs auch Realschul-Unterricht anzubieten, sei wohl nicht realisierbar, sagte Schulamtsdirektor Karlheinz Deußen.
Hans Frick, Schulleiter der Witthohschule, hatte dem Gemeinderat ein Strategiepapier vorgelegt mit drei Möglichkeiten, die geforderten 16 Anmeldungen für Klasse fünf zu erreichen.
Realschulunterricht in Emmingen
Die aus seiner Sicht vielversprechendste sei, in den Klassen fünf und sechs parallel zum Werkrealschulunterricht auch Unterricht auf Realschulniveau anzubieten. Das sei mit seinem Kollegium möglich und könnte Eltern die Entscheidung erleichtern, ihre Kinder zumindest zunächst auf die Witthohschule zu schicken.
Hintergrund ist, dass Realschulen seit 2016 auch einen Hauptschul-Bildungsgang anbieten. Allerdings wird erst ab Klasse sieben zwischen den beiden Niveaus unterschieden. In den Klassen fünf und sechs werden alle Schüler nach Realschulniveau unterrichtet – für die schwächeren Schüler womöglich eine frustrierende Zeit, die zu einem späteren Schulwechsel – womöglich in Richtung Werkrealschule – führt. Wie das rechtlich umzusetzen sei, müsse noch geklärt werden.
„Da legt sich meine Stirn in Falten“, sagte Deußen. Eine solche Kooperation zwischen einer Werkrealschule und einer Realschule gebe es nicht. „Es müsste eine neue Schulform für Emmingen-Liptingen geschaffen werden, und das ist sehr unwahrscheinlich.“Denkbar sei ein Schulverbund, allerdings müssten auch da beide Schulen die geforderten Schülerzahlen erreichen. Ebenfalls zumindest theoretisch möglich: Eine Realschule richtet eine Außenstelle in Emmingen-Liptingen ein. Dann wäre die Witthohschule aber keine Werkrealschule mehr. Und dass sich eine Realschule darauf einlasse, halte er zudem für kaum realistisch – „warum sollte sie auch?“. Seine Einschätzung: „Ich glaube, mit diesem Konstrukt finden wir keine Lösung.“Deußen sagte aber zu, die Einschätzung des Regierungspräsidiums einzuholen.
Verstärkte Werbung
In den vergangenen Tagen hätten sich fünf Eltern von außerhalb bei ihm gemeldet, die darüber nachdächten, ihr Kind auf der Witthohschule anzumelden, berichtete Hans Frick. Sie hätten sich auf eine Flyeraktion aus dem letzten Schuljahr bezogen. Eine neue, zielgerichtete und noch professioneller aufgezogene Werbeaktion könnte weitere Eltern außerhalb der Gemeinde von den Vorzügen der Witthohschule überzeugen. Wichtig sei, dass man ihnen gleich ein nach Möglichkeit kostenloses Transportkonzept anbiete.
Deußen stimmt mit Frick überein, dass die Werkrealschule in den kommenden Jahren wieder an Bedeutung gewinnen könne. Deshalb gebe es vom Schulamt auch keinen Drang, die Witthohschule schnellstmöglich zu schließen. „Wenn aber 2018 wieder nur zehn oder elf Schüler angemeldet werden – ich glaube, dann kann man nichts mehr machen“, sagte Deußen im Gespräch mit dieser Zeitung.
Letzte Möglichkeit: Klage
Dann käme womöglich Fricks „letzte Möglichkeit“ins Spiel: Eine Klage gegen den dann erfolgenden Schließungsbeschluss. Dabei könne man sich auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts berufen, wonach eine Schulschließung nicht über den Schulträger – also die Gemeinde Emmingen-Liptingen – hinweg verfügt werden kann (Az. 2 BVL 2/13). Das Urteil sei aus dem Jahr 2014 und sei in Sachsen initiiert worden. Bisher habe sich in Baden-Württemberg noch niemand darauf berufen – sehr zu seiner eigenen Verwunderung, so Deußen im Gespräch mit dieser Zeitung.