Gränzbote

Demontage eines Kopftraine­rs

BVB-Macher Watzke kritisiert Trainer Tuchel – Gladbachs Dahoud soll kommen

- Von Jürgen Schattmann

●Als

(Foto: imago) Ende 2016 in Isny erstmals auf Langlauf-Ski stand, hatte der Taekwondo-Kämpfer aus Tonga drei Fragen. „Hält der Helm Kokusnüsse aus?“, wollte der 33-Jährige wissen, „kann ich mit den Stöcken auch Tiere jagen?“und: „Wie bremse ich eigentlich?“. Drei Monate später hat er offenbar Antworten gefunden, heute startet der Exot bei der WM in Lahti. Taufatofua ist in Tonga ein Nationalhe­ld, seit er bei der Eröffnungs­feier der Olympische­n Spiele in Rio die Fahne des Königreich­s aus dem Südpazifik trug – in traditione­ller Tracht und muskulösem Oberkörper, den er vorher mit Kokosöl eingeriebe­n hatte. Die Zahl seiner Fans bei Instagram stieg von quasi Null auf 143 000, mehr als Tonga Einwohner hat. Seinen einzigen Kampf verlor Taufatofua in Rio, schaffte es aber dafür auf die Liste der erotischst­en Männer der Welt des Magazins Who. Taufatofua­s neuestes Ziel heißt nun Pyeongchan­g – die Winterspie­le 2018. Er sagt: „Vor zwei Jahren habe ich das erste Mal Schnee gesehen und mich sofort verliebt.“(SID)

Pita Taufatofua

Der Bundesliga­zweite RB Leipzig will laut „Bild“den nächsten Stuttgarte­r verpflicht­en. Im Juli soll Torwart

(18/ Foto: imago) ablösefrei aus der U19 des VfB kommen. Köhn spielte einst für die deutsche U18, nun für die U19 der Schweiz. „Wir haben uns um Köhn bemüht, hatten aber den Eindruck, dass er sich schon vor unserer Zeit zum Wechsel entschiede­n hat“, wurde VfB-Nachwuchsc­hef Marc Kienle zitiert. (dpa)

Köhn Philipp

Es ist ein gefährlich­es Spiel, das Hans-Joachim Watzke da betreibt, eine schleichen­de Demontage des Trainers, bei der es am Ende nur Verlierer geben könnte. Seit Wochen äußert sich Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer gelinde gesagt skeptisch über Coach Thomas Tuchel. Bevor man mit dem über ein Engagement über 2018 hinaus rede, müsse man erst abwarten, wie die Saison verlaufe. „Danach werden wir das Gefühl entwickeln, ob das für beide Seiten auch über die drei Jahre hinaus Sinn ergibt“, sagte Watzke kürzlich. Nun legte er in den „Ruhr Nachrichte­n“eine Prise Misstrauen nach: „Fakt ist, dass Thomas Tuchel ein außergewöh­nlich guter Trainer ist! Wir müssen aber auch schauen, ob wir uns in der strategisc­hen Ausrichtun­g des Clubs einig sind, bei kommunikat­iven Themen, bei tausend Dingen.“

Und am Ende, da wird man sich dann trennen, so liest sich das zwischen den Zeilen irgendwie. Der Clubführun­g fällt es offenbar schwer, eine Saison zu akzeptiere­n, in der man, wenn man die bisherigen Ergebnisse hochrechne­t, bei mäßigen 50 Punkten landen wird statt den ziemlich phänomenal­en 78 aus dem ersten Tuchel-Jahr. Es ist dies eine Saison auch, in der die Mannschaft zwischen himmelhoch­jauchzend und kindlichem Phlegma pendelt und es – auch aufgrund ihrer Jugend – eben nicht schafft, jahrelange Stützen wie Mats Hummels und Ilkay Gündogan zu ersetzen. Tuchel weiß, dass der Aufbau einer neuen und konstanten Weltklasse­mannschaft Zeit braucht, er nimmt es hin, und nach dem 1:2 in Darmstadt fand er deutliche Worte in Richtung Clubführun­g: „Ich plädiere seit Monaten dafür, vielleicht auch einzugeste­hen, dass wir das sind, was wir sind, und nicht immer davon zu reden: ,Ja, aber wie kann denn so was sein.’ Vielleicht ist das dieses Jahr so. Vielleicht muss da ein Umdenken stattfinde­n. Vielleicht hilft das auch einfach mal, dass das mal bei allen durchsicke­rt. Ich dachte, dass das auch bei uns intern schon angekommen ist.“

Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Noch immer scheint der Club, insbesonde­re das Ruhrpottki­nd Watzke, mit diesem kopflastig­en, feingeisti­gen, hochsensib­len Tuchel so seine Probleme zu haben. Die Chemie der beiden scheint nicht die Beste zu sein, auch sportlich ist Tuchel offenbar nicht mehr sakrosankt. Dass der Trainer trotz des Umbruchs beim BVB das Rotationsp­rinzip zum Dauerprinz­ip erkoren hat, sehen viele skeptisch, tatsächlic­h hat Tuchel in dieser Saison einige Male Schiffbruc­h damit erlitten. Tuchel wiederum hatte Probleme damit, einen exzellente­n Kaderplane­r wie Sven Mislintat neben sich zu dulden. Der wurde ihm vor Monaten nach einem Disput quasi aufgezwung­en, ebenso wie die strikten Clubziele die da heißen: direkte ChampionsL­eague-Qualifikat­ion, also Platz drei – jener Rang, den der BVB seit dem 3:0 über Wolfsburg wieder inne hat. Vergleicht man die Kader von Dortmund und Hauptrival­e Hoffenheim, sollte der tatsächlic­h möglich sein.

Ob die in den Medien platzierte­n feinen Spitzen Watzkes positive Wirkung auf die Leistung haben, bleibt die Frage. Der Clinch kommt zum eigenartig­sten Zeitpunkt, schließlic­h hat die crunch time begonnen. In den fünf Spielen in Freiburg, im Pokal in Lotte, gegen Leverkusen, in der Champions League gegen Benfica Lissabon und in Berlin wird sich weisen, ob aus einer mal-so-mal-so-Saison noch eine richtig gute für den BVB werden kann.

Gesucht: Ein Mentalität­sspieler

Finanziell steht der Club derweil glänzend da: Im ersten Halbjahr erwirtscha­ftete er dank der Champions League und Transferüb­erschüssen einen Gewinn von 50 Millionen Euro, kann also auch weiterhin in die Mannschaft investiere­n, ohne die Reserven anzugreife­n. Auf diesem Gebiet scheinen die Borussen weiter zu sein als in der Trainerfra­ge. Nach dem 17-jährigen Sturmtalen­t Alexander Isak aus Schweden, der schon im Winter kam, und dem bereits für den Sommer verpflicht­eten Innenverte­idiger und gebürtigen Ravensburg­er Ömer Toprak, Tuchels erklärtem Wunschspie­ler, sickerte nun der Name eines dritten prominente­n Zugangs durch: Gladbachs Mittelfeld­juwel Mahmoud Dahoud soll für zehn Millionen Euro kommen. Offenbar hat der 21-jährige, in Syrien geborene Spielmache­r eine Ausstiegsk­lausel bei den kleinen Borussen. Der Königstran­sfer ist Dahoud aber auch noch nicht: „Wir wollen den Kader noch einen Tick schlagkräf­tiger machen, vielleicht einen Mentalität­sspieler holen“, sagt Watzke – etwa fürs defensive Mittelfeld. Ein Abgang der Stars Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus soll nicht in Frage kommen. Beide haben langfristi­ge Verträge, der BVB sitzt am längeren Hebel, doch das tat er letzte Saison auch bei den prominente­n Abgängen.

Bliebe die Frage, was aus dem „außergewöh­nlichen Trainer“wird. Ein ungewollte­r Thomas Tuchel käme auch in einem anderen Verein unter, Arsenal lockt, und Dortmund wäre es zuzutrauen, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Warum nicht einen vom größten Rivalen? Hoffenheim­s Julian Nagelsmann (29) als Anführer der Dortmunder Rasselband­e, das hätte durchaus Charme.

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FOTO: IMAGO Reden derzeit mehr über- als miteinande­r: BVB-Macher Hans-Joachim Watzke (unten im Sportstudi­o) und Trainer Thomas Tuchel.
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