Gränzbote

Steuern pendeln sich auf hohem Niveau ein

Finanzamt Tuttlingen nimmt 2016 851 Millionen Euro ein – Leichtes Plus zum Vorjahr

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - 851 Millionen Euro Steueraufk­ommen hat das Finanzamt Tuttlingen 2016 verbucht. „Das ist ein wirklich herausrage­ndes Ergebnis“, so die Bilanz von Finanzamts­leiter Michael Schwegler. Es spiegle wieder, was auch im Wirtschaft­smagazin „Focus Money“zu lesen war: Der Landkreis Tuttlingen steht wirtschaft­lich hervorrage­nd da und rangiert laut einer Studie auf Platz drei der wirtschaft­sstärksten Regionen in Deutschlan­d.

Dass der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr nur 0,1 Prozent beträgt, sieht Schwegler äußerst entspannt. Denn damit pendelt sich das Steueraufk­ommen auf hohem Niveau ein. Von 2014 auf 2015 war das Ergebnis um satte 12,5 Prozentpun­kte (94,8 Millionen Euro) nach oben geschnellt. Dieser Sondereffe­kt kam durch die Ballung der steuerlich­en Ergebnisse mehrerer Jahre und mehrerer Unternehme­n im Kreis zustande, erklärt der Amtsleiter. Und spülte rund 50 Millionen Euro in die Finanzamts­kasse.

Diesmal betrug der Anstieg knapp eine Million Euro zum Vorjahr. Nimmt man den Zweijahres­vergleich, waren es 95,6 Millionen Euro mehr. Das Tuttlinger Finanzamt ist für den gesamten Landkreis zuständig.

Gedanklich beschäftig­t sich die Amtsleitun­g derzeit mit ganz anderen Herausford­erungen: „Was uns jetzt umtreibt ist eine große EDV-Umstellung“, erklärt Schwegler. Mitte Juni ist es soweit: Die EDV wird zentral bei der Oberfinanz­direktion Karlsruhe zusammenge­fasst und modernisie­rt. Das hat den Vorteil, dass von jedem Arbeitspla­tz aus auf die Steuerprog­ramme zugegriffe­n werden kann, Stichwort Telearbeit, und damit die Vereinbark­eit von Beruf und Familie verbessert wird. In den nächsten Jahren soll es möglich werden, dass Ämter mit einer guten Personalau­sstattung die Arbeit von dünn besetzten Finanzbehö­rden – zum Beispiel jene an der Schweizer Grenze – übernehmen können, unabhängig von der eigentlich­en Zuständigk­eit und ohne dass die Mitarbeite­r räumlich wechseln müssen.

Papier ist am Aussterben

Was ändert sich langfristi­g für die Bürger? Papier spielt in der Steuererkl­ärung immer weniger eine Rolle. Ab Veranschla­gungszeitr­aum 2017 müssen Belege, zum Beispiel Spendenbes­cheinigung­en oder Handwerker­rechnungen, der Steuererkl­ärung nicht mehr beigelegt werden. Dafür besteht die Pflicht, diese, wenn verlangt, nachzureic­hen. Ziel ist, die Besteuerun­g künftig gänzlich elektronis­ch abzuwickel­n. Und mehr und mehr ohne Personal. Schon jetzt liegt die Ausfallquo­te bei rund sieben Prozent, das heißt, im Finanzamt wurden 2016 rund 2770 Fälle ganz ohne Bearbeitun­g durch einen Mitarbeite­r erledigt. Dieser Anteil soll weiter steigen. Nicht um Personal abzubauen, sondern „damit die Mitarbeite­r bei schwierige­n Fällen genau hinschauen können“, sagt Schwegler.

Wer seine Steuererkl­ärung nicht fristgerec­ht oder gar nicht abgibt, bekommt zunächst ein Schreiben, dann eine Mahnung mit Androhung von Zwangsgeld. Wenn das alles nichts hilft, wird ein Schätzungs­bescheid erlassen, der sich an den Vorjahren orientiert. Stellvertr­etender Amtsleiter Jörg Jaggy weist darauf hin, dass die Finanzbehö­rde nicht aus Boshaftigk­eit hinterher ist, sondern „aus dem Grund der Gleichmäßi­gkeit der Besteuerun­g“. Der Anteil derer, die sich durchmogel­n wollen, ist aber sehr gering: Von 45 980 Einkommens­steuerfäll­en in 2016 gab es gerade mal 400, bei denen nachgebohr­t werden musste. Notfalls auch mit Vollstreck­ung der Nachzahlun­g.

 ??  ??
 ?? FOTO: INGEBORG WAGNER ?? Michael Schwegler (rechts), Leiter des Tuttlinger Finanzamte­s, das für den Landkreis zuständig ist, und sein Stellvertr­eter Jörg Jaggy.
FOTO: INGEBORG WAGNER Michael Schwegler (rechts), Leiter des Tuttlinger Finanzamte­s, das für den Landkreis zuständig ist, und sein Stellvertr­eter Jörg Jaggy.

Newspapers in German

Newspapers from Germany