Narrengericht verurteilt Bürgermeister Axt
Durchhausens Bürgermeister stellt sich den Anschuldigungen – Narrenbaum wird nicht gestellt
DURCHHAUSEN - Stürmisch hat sich am Donnerstagabend der Zug der Hemdglonker durch das närrische Durchhausen gestaltet. Heftige Sturmböen bliesen die Narren förmlich die Straße entlang. Und das bei Mallorca-Wetter. Es herrschten zweistellige Plusgrade. Da konnte der Hemdglonker seine dicke Wollmütze, Schal und Handschuhe glatt zuhause lassen. Viele große und kleine Narren trotzten der steifen Brise. Der bunte Zug bahnte sich scheppernd, trommelnd und pfeifend durch den Ort.
Oft kommt es anders als, man denkt und so musste spontan das traditionelle Programm geändert werden. Auf Anraten der Polizei beschloss Feuerwehrkommandant Jörg Wintermantel, das Stellen zu verschieben.
Mit viel Getöse machten sich die Narren dann ins Rathaus auf. Dort drangen sie in den Sitzungssaal ein, unterbrachen die Gemeinderatssitzung und nahmen den Gemeinderat samt Bürgermeister Simon Axt gefangen. Sie verlangten die Herausgabe des Schlüssels. An einem Tau wurden Axt und die Gemeinderäte von den Lupfenhansele in die brodelnde Narrhalla abgeführt, wo bereits das gespannte Narrenvolk auf das 46. Narrengericht wartete.
Eröffnet wurde die ehrwürdige Sitzung durch die Klänge des Fanfarenzuges Durchhausen. Georg Walter, dieses Jahr zum 24. Mal Narrenrichter, hatte wieder eine große Anklageschrift zu verlesen. Dieses Jahr sei es einfach mit der Anklage, konstatierte der Narrenrichter.
Zuerst nahm sich Walter des Bürgermeisters an. Dieser war vergangenes Jahr aufgrund seiner kurzen Amtszeit noch nach dem Jugendrecht behandelt worden, dies könne heuer nicht mehr so gehandhabt werden. Walter beklagte, dass Axt noch immer nicht im Dorf wohne. Angekreidet wurde ihm, dass er die Vereine aus dem Füllhorn der Gemeindekasse unterstütze. Im Vereinshaus „geht das Geld durch den Kamin buchstäblich in Rauch auf.“
Gemeinderat bekommt ebenfalls sein Fett ab
Walter beklagte auch, dass die Hundetoiletten eher zur Müllentsorgung statt zur Entsorgung der Hinterlassenschaften der Vierbeiner dienen würden. Besonders verschwenderisch empfand der Narrenrichter, dass in den Schlaglöchern der Straßen das Geld verschwindet.
Der Gemeinderat bekam ebenfalls sein Fett weg. Einen Kunstrasenplatz aus Steuergeldern zu finanzieren, das würde bei 22 Spielern einen Zuschuss von 16.300 Euro pro Person erfordern. „Bundesliga-Niveau in der A-Klasse“, wertete das der Narrenrichter.
Mutig stellte sich Bürgermeister Axt vor sein Gremium und verteidigte sich vor dem Narrenvolk. Zur Wohnungsfrage äußerte er sich ausführlich. Bereits in der ersten Gemeinderatssitzung habe man ihm mitgeteilt, dass nicht „jeder“einfach nach Durchhausen ziehen dürfe. Aber der Gemeinderat habe ihm nun im Dezember mitgeteilt, dass er mit seiner Arbeit zufrieden sei und man habe für ihn eine Wohnung im „Zigeunerviertel“herausgesucht. Aber der Einzug habe sich wegen der langen Lieferfrist seiner neuen Möbel etwas verzögert, aber jetzt wohne er im Dorf.
Er unterstützte die Vereine gerne mit Geld, weil die Vereine sehr wichtig sind. Und von wegen das Geld gehe im Vereinshaus in Rauch auf. Dass die Hundetoiletten mehrere strategische Winkelzüge der Gemeinderats erfüllten, die nicht immer offen erkenntlich sind, erläuterte Axt ausführlich. Und so entkräftete er einen Anklagepunkt nach dem anderen Anklagepunkt. Zum Schluss seiner Verteidigung verlangte Axt einen „lupenreinen“Freispruch.
Eine Premiere zum Abschluss
Es half alles nichts, der Narrenrichter wollte keinen Freispruch gewähren und verurteilte Bürgermeister samt Gremium zu Wurst und Wecken für den Narrensamen und zu Freibier. Eine Premiere gab es im Anschluss. Die Scheckengarde des Fanfarenzuges Durchhausen zeigte erstmals beim Hemdglonkerball ihr Können. So richtig austoben durfte sich nach Abschluss des Verfahrens der Narrensamen mit Spiel und Spaß, moderiert von Robby Birk und Volker Baier.