Im Krisengeschäft
Die Krisensitzung beim FC Bayern München war schon terminiert. Schließlich beträgt der Vorsprung auf den ärgsten Verfolger RB Leipzig nur fünf Punkte. Die Aussicht, die fünfte Meisterschaft in Folge erst so spät im Jahr – im März – zu feiern, ließ nicht nur Uli Hoeness nervös werden. Und dass die Münchner gegen den FC Arsenal nur fünf Tore geschossen haben, tat ein Übriges. Doch zum Glück war am Wochenende der Erzrivale aus längst vergangenen Zeiten zu Gast in München. Die acht Tore gegen den Hamburger SV ließen die sachkundigen Kritiker, die seit Wochen den Weltuntergang bei den Bayern ob der derart bescheidenen Leistungen prophezeit hatten, vorerst verstummen.
Ganz anders die Fußballer aus der Hansestadt: Sie eilen von Erfolg zu Erfolg. Ihre Referenzliste in der Motivation kriselnder Patienten wird jede Woche beeindruckender. Nicht nur der Aufbau der chronisch deprimierten Bayern (die vergangenen sieben Ergebnisse lauten 0:8, 0:5, 0:8, 1:3, 2:9, 0:5, 0:6) ist eine einzigartige Erfolgsstory. Auch das Lächeln, das der HSV untalentierten Spielern ins Gesicht zaubert, wenn er ihnen für mäßige Leistungen Millionengagen zahlt, spricht eine eigene Sprache.
Der HSV will seine einzigartigen Fähigkeiten nun auch außerhalb des Fußballs einsetzen. Der Schatzmeister des Clubs soll Griechenlands Finanzminister besuchen, damit der auch mal ein Budget sieht, das noch desaströser ist als das eigene. Zudem gibt es eine Anfrage der von US-Präsident Trump ausgebooteten Journalisten: Sie hoffen, dass sie nach dem Gespräch mit wirklichen Verlierern wieder optimistisch in die Zukunft schauen. (ben) untermstrich@schwaebische.de