Senioren werden närrisch
Eine nicht vollkommen gefüllte IKG-Aula tut der Stimmung an der Seniorenfasnacht keinen Abbruch
Bei der Seniorenfastnacht am Freitag im IKG kommt Stimmung auf.
TUTTLINGEN - Dass die Fasnacht nicht nur von jungen Leuten und mit einer Menge Alkohol gebührend gefeiert werden kann, haben am Freitagnachmittag die Senioren bei der Tuttlinger Seniorenfasnacht bewiesen. Bei Kaffee und Kuchen fanden sich die erfahrenen Narren in der Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums ein. Für musikalische Pointen und Hits sorgte Robert Buschle. Der Alleinunterhalter brachte die Senioren mit „gemischter deutscher Tanzmusik“zum Schunkeln und Mitsingen.
Den Einstieg in das Mittagsprogramm machte der Brauchtumstanz der Honberger Narren, gefolgt vom Auftritt des Kischtämännle. Verkörpert von Stephan Paulsen, der dieses Amt bereits seit elf Jahren inne hat, ließ die wichtigste Tuttlinger Narrenfigur das vergangene Jahr in groben Zügen Revue passieren. Immer wieder erinnerte es daran, an der Fasnet für „Zusammenhalt und Engagement in den Vereinen“einzutreten. Aber auch die Neugestaltung der Innenstadt war ein Thema.
Dass auf der anderen Seite grundlegende Gesellschaftskritik in das klassische Repertoire der Fasnacht gehört, zeigte das Kichtämännle gleichermaßen. Vor allem über den politischen Zuwachs der AfD, den Aufstieg Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten und über populistische Hetze gegen andere Menschen, namentlich Flüchtlingen, ärgerte sich die Tuttlinger Traditionsfigur. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sollten die „Politiker mehr Anstrengungen unternehmen“und die „Wähler bei der Kreuzchensetzung stärker nachdenken“. Lauter Beifall des Publikums bekräftigte seine Worte.
Gefüllt war die IKG-Aula am Freitag zwar nur bis zur Hälfte, der lockeren und heiteren Atmosphäre tat dies allerdings keinen Abbruch. Einen wichtigen Beitrag dazu leistete die abwechslungsreiche Show, die den Senioren geboten wurde. Neben diversen anderen Aufführungen traten die jungen „Rope Skipper“aus Nendingen mit aktueller Pop-Musik auf. Mit ihren teils akrobatischen Seilsprung-Einlagen ließen sie wohl den einen oder anderen Senior an seine Jugendtage zurückdenken.
Gert Kaufmann, Ehrenmitglied des Narrenvereins „Honberger“, hob dazu hervor, dass die Seniorenfasnacht in ihrer Tadition „schon immer auch auf moderne Zwischenstücke“wie diese gesetzt hätte. Früher seien allerdings deutlich mehr Senioren zur Fasnacht erschienen: „Zum Teil waren mehr als 300 Narren da“, betonte der 73-Jährige.
Warum es diesmal weniger seien, führte er unter anderem auf die vielen anderen Fasnachtsveranstaltungen für Senioren zurück. Die abschließenden Worte des Kischtämännle umschrieben den Mittag letztendlich gut: „Macht einen drauf, denn wer kann, der kann!“