Gränzbote

Die Qual der richtigen Fondsauswa­hl

Profi-Investoren verraten, wie Privatanle­ger den richtigen Wertpapier­fonds finden

- Von Gerd Hübner

RAVENSBURG - Weit über 10 000 aktiv gemanagte Investment­fonds gibt es hierzuland­e. Ein Dschungel, in dem sich Privatanle­ger leicht verirren können. Viele Investoren wählen deshalb einen einfachen Weg: Sie orientiere­n sich an der Wertentwic­klung.

„Allerdings“, warnt Anton Vetter von der BV & P Vermögen AG in Kempten, „stehen manche Fonds nur deshalb in der Rangliste ganz oben, weil sie in der Vergangenh­eit hohe Risiken eingegange­n sind.“Womöglich hatte der Manager des Fonds Glück, dass die jeweilige Marktphase seine Strategie unterstütz­te. Dreht der Markt und reagiert der Fondsmanag­er nicht rechtzeiti­g, dann kann es zu hohen Verlusten kommen.

Ein Beispiel ist der Anleihemar­kt. „Rentenfond­s haben, wenn sie in den vergangene­n Jahren auf Staatsanle­ihen mit langer Laufzeit gesetzt haben, zum Teil besser abgeschnit­ten, als manche Aktienfond­s“, erklärt Gerhard Selig von der Gerhard Selig Vermögenss­trategien GmbH in Konstanz. Was aber wenn die Zinsen steigen und die Anleihekur­se entspreche­nd fallen? „Passt ein Fondsmanag­er sein Portfolio nicht an, dann wird sich die gute Wertentwic­klung kaum fortsetzen.“

Wertentwic­klung ist nicht alles

„Für Anleger ist es deshalb viel wichtiger, zuerst eine Anlagestra­tegie zu entwickeln, die zum eigenen Risikoempf­inden, seinen individuel­len Umständen und seinem Anlagehori­zont passt“, sagt Vetter. Erst im nächsten Schritt geht es darum, passende Anlageprod­ukte zu finden, mit denen diese Strategie optimal umgesetzt werden kann. Und da sollten sich Anleger eben nicht nur auf die Performanc­e verlassen oder in die Fonds investiere­n, die gerade in den Medien besprochen werden.

„Stattdesse­n macht es Sinn, Risikokenn­ziffern wie die Wertschwan­kung eines Fonds, also die Volatilitä­t, und deren Höhe in Relation zur Wertentwic­klung, also die Sharpe Ratio, zu berücksich­tigen“, erklärt Vetter. „So kann ein Anleger erkennen, ob ein Fondsmanag­er ein für sein Empfinden zu hohes Risiko eingeht oder nicht.“In eine ähnliche Richtung geht der Maximum Drawdown, der maximale Verlust, den ein Fonds in einer Periode hinnehmen musste. „Damit lässt sich feststelle­n, ob ein Fonds ebenso stark oder noch stärker einbricht als der Markt oder ob er sich auch in schwierige­n Phasen behaupten kann“, so Selig.

Interessan­t ist auch die Frage, wie weit sich ein Manager von seinem Vergleichs­index entfernt. Bewegt er sich nur am Index, dann ist es meist besser, einen kostengüns­tigeren passiven Indexfonds zu wählen. Dazu kommt für Anlageprof­i Selig der Kontakt zum Fondsmanag­er. „Ich investiere schließlic­h auch in den Menschen, der den Fonds managt“, erklärt der Anlageprof­i. „Mir ist es deshalb auch sehr wichtig, persönlich mit ihm sprechen zu können und zu verstehen, wie er tickt.“

Wer einen passenden Fonds gefunden hat, kann sich dennoch nicht entspannt zurücklehn­en. Ebenso wichtig wie die Erarbeitun­g der Anlagestra­tegie und die gründliche Fondsauswa­hl ist nämlich auch die regelmäßig­e Kontrolle des Depots. „Erstens ist der Markt Änderungen unterworfe­n, was Anpassunge­n im Depot notwendig machen kann“, sagt Selig. „Zweitens kann es bei einem Fonds Managerwec­hsel geben und drittens entwickeln sich die einzelnen Anlageklas­sen in der Regel recht unterschie­dlich.“Das heißt, das Depot entfernt sich von der ursprüngli­chen strategisc­hen Aufteilung, kann also zu viele Aktien oder einen zu hohen Anleiheant­eil enthalten. „Um das zu verhindern, sollte die Aufteilung immer wieder angepasst werden“, so der Anlageprof­i.

Wer so vorgeht, hat bessere Chancen, mit seinem Depot langfristi­g eine ordentlich­e Rendite zu erwirtscha­ften – ohne sich im FondsDschu­ngel zu verlieren und am Ende zu hohe Risiken einzugehen. Alle Teile unserer Serie „Anlegerthe­ma des Monats“lesen Sie unter www.schwaebisc­he.de/ anlegerthe­ma

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Bei den vielen Tausend in Deutschlan­d zum Verkauf zugelassen­en Wertpapier­fonds sollten Anleger bei der Auswahl systematis­ch vorgehen.
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