Der Künstler und die Flüchtlinge
Evangelium (Arte, 23.35 Uhr)
Montag, – Allzu viele Narren werden diesen Film sicher nicht sehen. Die einen feiern vermutlich noch, die anderen liegen ermattet darnieder. Das ist schade, denn große Verkleidungskunst wird auch hier geboten, obwohl das „Evangelium“so gar nichts mit Fasnacht zu tun hat. Der Experimentalfilm von Pippo Delbono, einem der innovativsten Theatermacher Italiens, überrascht – vor allem mit gewaltigen Bildern. Männer im Meer oder in einem Maisfeld, starren in die Kamera, ernst, zunächst schweigsam, später reden sie. Die Idee hinter diesem ungewöhnlichen Theaterprojekt: Die Botschaft Christi als musikalische Messe, in der die Flüchtlinge Schlüsselfiguren einnehmen.
In dem Begleitfilm stellt Delbono mit Handund Handykamera den Prozess nach und zeigt, wie es sich so anfühlt im Lager.
Neben der Arbeit am Film inszenierte Delbono auch ein Theaterstück: „Vangelo“, ebenso frei nach den Evangelien erzählt und inspiriert von Szenen in Flüchtlingslagern, wurde im Januar 2016 in Paris uraufgeführt. Der Regisseur erzählt, dass ihn seine Mutter auf dem Sterbebett gebeten habe, ein Stück aus der Bibel zu inszenieren, das von Liebe handle. Der Theaterprofi selbst glaubt nicht an Gott, „nicht an einen, der über das Wasser läuft, während andere ertrinken – so wie Tausende Flüchtlinge, die im Meer den Tod finden“.