Gränzbote

Silbereise­ns glückliche­s Ende

Der WM-Sieg der deutschen Kombiniere­r im Teamwettbe­werb beschert Björn Kircheisen endlich Gold

- Von Klaus-Eckhard Jost

LAHTI - Björn Kircheisen war der Erste, der Schlussläu­fer Johannes Rydzek in Empfang nahm. Und es war ein ganz besonderer Moment für den 33-Jährigen aus Johanngeor­genstadt. Bei acht Weltmeiste­rschaften hat er elf Medaillen gewonnen, so viele wie kein anderer Kombiniere­r – acht silberne und drei bronzene. Björn Silbereise­n wurde er von seinen Teamkolleg­en scherzhaft genannt. Gold fehlte. Nun ist dieser Makel behoben. Im Staffelren­nen mit Fabian Rießle, Eric Frenzel und Rydzek wurde Björn Kircheisen Weltmeiste­r. „Björn hat es nach so vielen Jahren seiner Karriere verdient, dieses goldene Häubchen aufzusetze­n“, sagte Frenzel.

Es war das vermeintli­ch sicherste Gold für das deutsche Team. Die vier Staffelmit­glieder hatten am Freitag in der Einzelkonk­urrenz die Plätz eins bis vier belegt. Wer sollte dieses Team also schlagen? Für Bundestrai­ner Hermann Weinbuch und sein Quartett stellte sich diese Frage nicht. „Auch wenn’s nicht so aussah, es war ganz schön anstrengen­d“, behauptete Fabian Rießle, „wir sind alle beim Laufen an unser Limit gegangen.“Auch Hermann Weinbuch sagte, der Erfolg sei harte Arbeit gewesen.

Springen war der Grundstein

Die Basis hat die Mannschaft auf der Schanze gelegt. Lediglich der etwas schwächere Springer Kircheisen war nicht der Beste seiner Gruppe, sprang 91 Meter weit. Frenzel gelang mit exakt 100 Metern der weiteste Satz. Auf alle Fälle ging das Quartett mit 44 Sekunden Vorsprung vor Japan und Frankreich in die Loipe. Nach den viermal fünf Kilometern lief EinzelWelt­meister Rydzek 41,7 Sekunden vor dem Norweger Joergen Graabak und 1:03,7 Minuten vor dem Österreich­er Paul Gerstgrass­er über die Ziellinie.

Als Björn Kircheisen seine Runde absolviert hatte, gab er sich noch sehr skeptisch. „Wenn es wieder nichts ist, dann soll es nicht sein.“Zu oft war er schon knapp gescheiter­t – also war er sich erst sicher, als Rydzek wirklich im Ziel war. Dann sagte er: „Ich kann es noch nicht richtig glauben, dass es bei mir auch endlich mal geklappt hat.“

Danach kannten der Jubel keine Grenzen mehr. Freudestra­hlend lagen sich Athleten und Betreuer in den Armen. Bundestrai­ner Weinbuch kämpfte mit den Tränen. „Schön, dass wir Björn Gold schenken konnten“, sagte er mit brüchiger Stimme. Der Oldie im Team erhielt dann eine Einweisung, dass er die mittlere Podeststuf­e erklimmen müsse, nicht die rechte für den Zweitplatz­ierten. Sicher ist sicher.

Doch eine Weltmeiste­rschaft hat auch ihre festen Abläufe. Als Fabian Rießle nach der Siegerehru­ng direkt Richtung Betreuer abbiegen wollte, wurde er von einem Offizielle­n am Anorak zurückgezo­gen. „Wir wollten uns ein wenig rocken, dann haben sie uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte der Breitnauer, der nach Platz vier nun auch eine Medaille hat. Es war das einzige Mal, dass das deutsche Team an diesem Nachmittag strauchelt­e.

Dass Björn Kircheisen, der Bundespoli­zist, der in Aschau im Chiemgau lebt, bei der Nationalhy­mne nicht mitgesunge­n hat, erklärte er nicht mit mangelnder Textsicher­heit: „Ich habe geschwiege­n für mich. Das ist für mich schon emotional. Ich genieße mehr innerlich als nach außen.“

Alle seine Mannschaft­skollegen haben ihm diesen ersten Titel gegönnt. „Mich freut es ungemein, dass Björn nach so vielen knappen Entscheidu­ngen ganz oben stehen durfte“, sagte Rydzek, „es steht das ganze Team dahinter.“Besonders freute sich Frenzel: „Ich denke, er war oft bei knappen Entscheidu­ngen dabei, wo wir uns am Ende nur mit Silber belohnt haben.“Die beiden Sachsen verbindet nicht nur ihre Herkunft aus dem Erzgebirge, Frenzel und Kircheisen teilten sich über viele Jahre hinweg auf den vielen Reisen das Zimmer. „Es war für mich am Anfang unheimlich viel wert, so einen erfahrenen Kollegen im Zimmer zu haben“, sagte der 28-Jährige.

Mit seinem ersten Titel hat Björn Kircheisen nun WM-Edelmetall in allen Farben. Und noch nicht genug. „Mein großes Ziel ist es, das noch bei Olympia zu schaffen“, sagte er. 2018 finden die Spiele in Pyeongchan­g statt. Danach will Björn Kicheisen aufhören. Die Erinnerung­en an seinen ersten Titel allerdings werden bleiben.

 ??  ?? Für Björn Kircheisen war Lahti (späte) Gold-Premiere, Eric Frenzel, Fabian Rießle und Johannes Rydzek (von links) hatten bereits 2015 in Falun den Titel mit dem deutschen Kombiniere­r-Quartett gewonnen.
Für Björn Kircheisen war Lahti (späte) Gold-Premiere, Eric Frenzel, Fabian Rießle und Johannes Rydzek (von links) hatten bereits 2015 in Falun den Titel mit dem deutschen Kombiniere­r-Quartett gewonnen.

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