Zunehmend Klagen über Unverträglichkeit von Penizillin
Patienten sollen dem Arzt die Symptome genau schildern – Allergien können sich auch verlieren
HEIDELBERG/BERLIN (dpa) - Wenn ein Arzt einem Patienten ein penizillinhaltiges Antibiotikum verschreiben will, bekommt er oft zu hören: „Das vertrage ich leider nicht.“Denn immer mehr Menschen glauben, gegen Penizillin allergisch zu sein. Neuere Studien zeigen aber: Nur bei zehn Prozent dieser Menschen ist das wirklich der Fall. Deshalb ist es wichtig, auf einige Fragen beim Arztbesuch gut vorbereitet zu sei, damit der Mediziner das passende Medikament herausfinden und verschreiben kann.
„Die meisten glauben, sie hätten eine Allergie, weil sich vor vielen Jahren einmal ein Hautausschlag bildete, als sie Penizillin genommen haben“, erklärt Martin Hartmann aus der Hautklinik der Universität Heidelberg. Doch diese Reaktion kann zum Beispiel auch durch den Infekt selbst ausgelöst worden sein. Hartmann rät deshalb, dem Arzt sehr genau zu beschreiben, wie man wann auf ein penizillinhaltiges Medikament reagiert hat: Handelte es sich um einen Ausschlag oder um andere Symptome wie Atemnot oder Ohnmacht? Trat die Reaktion sofort auf oder erst nach Tagen? Selbst wenn der Arzt aufgrund dieser Beschreibungen tatsächlich eine Allergie vermutet, muss das nicht heißen, dass der Patient noch immer allergisch reagiert „Allergien können sich auch verlieren“, erklärt Hartmann: Fünf Jahre nach dem ersten Auftreten sei das bei 50 Prozent der Patienten der Fall, nach zehn Jahren sogar bei 80 Prozent.
Problematisch sind sogenannte unechte Allergien, weil ohne Not andere Antibiotika verschrieben werden. Das könne Resistenzen fördern, warnt Hartmann. „Die meisten sogenannten Betalactam-Antibiotika, zu denen auch Penizillin gehört, sind zudem günstig und sehr gut verträglich“, ergänzt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer.