„Hai Schpied“-Fasnet in Durchhausen
Beim Zunftmeisterempfang hält die lokale Prominenz launige Reden
DURCHHAUSEN - Wenn andernorts die Fasnet allmählich zu Ende geht, erreicht sie in Durchhausen ihren Höhepunkt: Vor dem großen Umzug am Fasnetdienstag gab der 41. Zunftmeisterempfang der lokalen und regionalen Prominenz wieder Gelegenheit zu launigen Reden in der Perle im Schönbachtal.
Nicht ganz so voll wie in den vergangenen Jahren war das Foyer der Festhalle, in der Horst Walter wieder gewohnt schelmisch durch das Programm führte. In Durchhausen, so stellte er fest, habe der neue Bürgermeister Simon Axt „schneller als die Feuerwehr losgelegt. Wir Durchhausener kamen aus dem Staunen nicht mehr raus und der Gemeinderat kaum hinterher“.
Wenn er und seine Gemeinderäte, so Simon Axt in seiner Begrüßung, heute ganz in Blau am Umzug teilnehmen, dann nicht (nur) wegen des Alkohols, sondern vor allem, weil sie als Glasfaserkabel-Verleger im Blaumann für „Hai Schpied“– HighSpeed-Internet – in Durchhausen sorgen wollen. Ein paar Prominente, so Axt, hatten absagen müssen: Bürgermeisterin Heike Ollech aus Gunningen krankheitshalber und Trossingens Stadtoberhaupt Clemens Maier, weil er nicht kommen wollte, wenn die Durchhausener nicht mit gesenkten Köpfen am Straßenrand stehen, wenn er mit seinem Sechsspänner von Trossingen ins Dorf fährt.
Erstmals aber gab es „geistlichen Beistand“in der Bütt mit Pfarrer Thomas Schmollinger von der katholischen Seelsorgeeinheit Trossingen-Durchhausen-Gunningen. Der habe, so unkte Horst Walter, ja einen Ruf nach Stuttgart, der „Welthauptstadt der Luftverschmutzung“, erhalten, um dort als bekannter „Pünktlichkeitsfanatiker“die Fahrpläne für die Straßenbahnen zu erarbeiten. A ls „Pfarrer aus Mexiko“hielt sich aber der einstige dreifache Prinz der Eutinger Kinderfasnet an das Motto: „Ein Pfarrer darf über älles predige, nur nicht über fünf Minuten.“
Hans Trümper, BürgermeisterStellvertreter aus Trossingen, hat bei den insgesamt 41 Durchhausener Zunftmeisterempfängen bisher nur einmal gefehlt. Er hielt eine Lobrede auf Durchhausen, das an diesem Dienstag wieder zur „Hauptstadt der Baar“wurde und dem zur Vollkommenheit eigentlich nur noch mehr Läden und Gasthäuser fehlen.
Ein „guter alter Freund“der Durchhausener Fasnet ist auch „Polit-Dino“(so Horst Walter) Ernst Burgbacher. Da die Durchhausener ja noch fünf Jahre warten müssen, bis das schnelle Internet auch zu ihnen kommt, erklärte der Trossinger FDPPolitiker schon mal, was es mit diesem Internet auf sich hat und auf was man stößt, wenn man bei Wikipedia und Google nach dem „Schönbach“sucht. Immerhin auf Seite sechs der Google-Ergebnisse findet man einen Artikel der Trossinger Zeitung aus dem Jahr 2005 über „Die Perle im Schönbachtal“.
Landrat Stefan Bär: „Tuttlingen z’erscht.“
Dieses Jahr sei es „echt schwierig“, Lobworte für Durchhausen zu finden, weil man ja nicht mehr wüsste, ob es echt oder gefaked sei, meinte Landrat Stefan Bär. „Und das alles wegen eines Mannes, der gelbe Perücken und rote Krawatten wieder modisch gemacht hat.“
Doch was Trump kann, das könnte Tuttlingen schon lange, und so gab Bär das Motto aus: „Tuttlingen z’erscht“. Und eine Mauer bauen und andere dafür zahlen lassen, das könne man auch: „Der Kreis baut ein neues Landratsamt und die Gemeinden müssen zahlen.“Vergangenes Jahr hatte Landrat Bär mit seinen Witzen die Gunninger beleidigt. Diesmal waren die Durchhausener dran. Und das nächste mal, so versprach er, werden die Trossinger Opfer seiner Witze werden.
Roland Mink erzählte jetzt schon mal, warum es aussichtslos war, als Entwicklungshelfer in Sachen Fasnet nach Trossingen zu gehen. Als Vertreterin der jungen Generation, die ihre Rede nicht mehr vom Blatt, sondern vom Smartphone liest, grüßte Amelie Boschert – Tochter eines Durchhausener „Mauldäschle“– von der Scherbelgruppe „Germany’s Förster“: „America first, Germany förster; mit dem Thema sind wir örster.“Josef Dorn, Ehrenpräsident des Narren-Freunschaftsrings Schwarzwald-Baar-Heuberg, dankte im Namen aller teilnehmenden Zünfte des Rings und hatte einige pointierte Sprüche herausgesucht, unter anderem: „Viele Menschen wissen, dass sie unglücklich sind. Viele wissen nicht, dass sie glücklich sind. Also, so Dorn: „Lasst uns heute ganz bewusst glücklich sein.“