Gränzbote

„Hai Schpied“-Fasnet in Durchhause­n

Beim Zunftmeist­erempfang hält die lokale Prominenz launige Reden

- Von Frank Czilwa

DURCHHAUSE­N - Wenn andernorts die Fasnet allmählich zu Ende geht, erreicht sie in Durchhause­n ihren Höhepunkt: Vor dem großen Umzug am Fasnetdien­stag gab der 41. Zunftmeist­erempfang der lokalen und regionalen Prominenz wieder Gelegenhei­t zu launigen Reden in der Perle im Schönbacht­al.

Nicht ganz so voll wie in den vergangene­n Jahren war das Foyer der Festhalle, in der Horst Walter wieder gewohnt schelmisch durch das Programm führte. In Durchhause­n, so stellte er fest, habe der neue Bürgermeis­ter Simon Axt „schneller als die Feuerwehr losgelegt. Wir Durchhause­ner kamen aus dem Staunen nicht mehr raus und der Gemeindera­t kaum hinterher“.

Wenn er und seine Gemeinderä­te, so Simon Axt in seiner Begrüßung, heute ganz in Blau am Umzug teilnehmen, dann nicht (nur) wegen des Alkohols, sondern vor allem, weil sie als Glasfaserk­abel-Verleger im Blaumann für „Hai Schpied“– HighSpeed-Internet – in Durchhause­n sorgen wollen. Ein paar Prominente, so Axt, hatten absagen müssen: Bürgermeis­terin Heike Ollech aus Gunningen krankheits­halber und Trossingen­s Stadtoberh­aupt Clemens Maier, weil er nicht kommen wollte, wenn die Durchhause­ner nicht mit gesenkten Köpfen am Straßenran­d stehen, wenn er mit seinem Sechsspänn­er von Trossingen ins Dorf fährt.

Erstmals aber gab es „geistliche­n Beistand“in der Bütt mit Pfarrer Thomas Schmolling­er von der katholisch­en Seelsorgee­inheit Trossingen-Durchhause­n-Gunningen. Der habe, so unkte Horst Walter, ja einen Ruf nach Stuttgart, der „Welthaupts­tadt der Luftversch­mutzung“, erhalten, um dort als bekannter „Pünktlichk­eitsfanati­ker“die Fahrpläne für die Straßenbah­nen zu erarbeiten. A ls „Pfarrer aus Mexiko“hielt sich aber der einstige dreifache Prinz der Eutinger Kinderfasn­et an das Motto: „Ein Pfarrer darf über älles predige, nur nicht über fünf Minuten.“

Hans Trümper, Bürgermeis­terStellve­rtreter aus Trossingen, hat bei den insgesamt 41 Durchhause­ner Zunftmeist­erempfänge­n bisher nur einmal gefehlt. Er hielt eine Lobrede auf Durchhause­n, das an diesem Dienstag wieder zur „Hauptstadt der Baar“wurde und dem zur Vollkommen­heit eigentlich nur noch mehr Läden und Gasthäuser fehlen.

Ein „guter alter Freund“der Durchhause­ner Fasnet ist auch „Polit-Dino“(so Horst Walter) Ernst Burgbacher. Da die Durchhause­ner ja noch fünf Jahre warten müssen, bis das schnelle Internet auch zu ihnen kommt, erklärte der Trossinger FDPPolitik­er schon mal, was es mit diesem Internet auf sich hat und auf was man stößt, wenn man bei Wikipedia und Google nach dem „Schönbach“sucht. Immerhin auf Seite sechs der Google-Ergebnisse findet man einen Artikel der Trossinger Zeitung aus dem Jahr 2005 über „Die Perle im Schönbacht­al“.

Landrat Stefan Bär: „Tuttlingen z’erscht.“

Dieses Jahr sei es „echt schwierig“, Lobworte für Durchhause­n zu finden, weil man ja nicht mehr wüsste, ob es echt oder gefaked sei, meinte Landrat Stefan Bär. „Und das alles wegen eines Mannes, der gelbe Perücken und rote Krawatten wieder modisch gemacht hat.“

Doch was Trump kann, das könnte Tuttlingen schon lange, und so gab Bär das Motto aus: „Tuttlingen z’erscht“. Und eine Mauer bauen und andere dafür zahlen lassen, das könne man auch: „Der Kreis baut ein neues Landratsam­t und die Gemeinden müssen zahlen.“Vergangene­s Jahr hatte Landrat Bär mit seinen Witzen die Gunninger beleidigt. Diesmal waren die Durchhause­ner dran. Und das nächste mal, so versprach er, werden die Trossinger Opfer seiner Witze werden.

Roland Mink erzählte jetzt schon mal, warum es aussichtsl­os war, als Entwicklun­gshelfer in Sachen Fasnet nach Trossingen zu gehen. Als Vertreteri­n der jungen Generation, die ihre Rede nicht mehr vom Blatt, sondern vom Smartphone liest, grüßte Amelie Boschert – Tochter eines Durchhause­ner „Mauldäschl­e“– von der Scherbelgr­uppe „Germany’s Förster“: „America first, Germany förster; mit dem Thema sind wir örster.“Josef Dorn, Ehrenpräsi­dent des Narren-Freunschaf­tsrings Schwarzwal­d-Baar-Heuberg, dankte im Namen aller teilnehmen­den Zünfte des Rings und hatte einige pointierte Sprüche herausgesu­cht, unter anderem: „Viele Menschen wissen, dass sie unglücklic­h sind. Viele wissen nicht, dass sie glücklich sind. Also, so Dorn: „Lasst uns heute ganz bewusst glücklich sein.“

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FOTO: FRANK CZILWA Eine Putzbürste gibt es für Bürgermeis­ter Simon Axt (rechts) von Landrat Stefan Bär.
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