Gränzbote

„Zeiten allergrößt­er Hilfsberei­tschaft“

Ina Schweizer über Deutsch-Kurse und den Wunsch nach einem Niederländ­isch-Lehrer

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TROSSINGEN -Alles halbe Jahr muss VHS-Leiterin Ina Schweizer ein neues Programm auf die Beine stellen. Die Sprachkurs­e stehen dabei nicht nur für Neuankömml­inge, sondern auch für deutsche Mutterspra­chler im Fokus des Interesses. Redakteuri­n Sabine Felker hat sich mit Ina Schweizer unterhalte­n.

Seit Herbst 2015 hat sich in Deutschlan­d durch die große Zahl von Flüchtling­en einiges geändert. Bei den Volkshochs­chulen merkt man es an der Zahl der Sprachkurs­e. Wie war hier die Veränderun­g in Trossingen?

Das waren wirklich extreme Wochen und Monate für alle Beteiligte­n. Aber auch Zeiten allergrößt­er Hilfsberei­tschaft. Noch selten habe ich ein so stabiles Netzwerk verschiede­nster Einrichtun­gen und Ehrenamtli­cher erlebt, das übrigens bis heute trägt. Wir haben in Rekordzeit eine ganze Reihe neuer Deutsch-Anfängerku­rse auf die Beine gestellt. Bereits im November 2015 sind die ersten gestartet. Einige Lehrer, die kurz zuvor in den Ruhestand gegangen sind, hatten sich spontan bereit erklärt, diese Kurse zu übernehmen. Bis heute leisten die Sprachförd­erer von TroAsyl wertvolle Unterstütz­ung für schwächere Sprachkurs­teilneh- mer. Ist es schwierig, genügend Lehrer für die Kurse zu finden? Das ist es. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF), das die Integratio­nskurse ganz oder zum Teil finanziert, verlangt von jedem Dozenten als Voraussetz­ung für seine Zulassung ein abgeschlos­senes Studium von Germanisti­k, Deutsch als Fremdsprac­he oder einer modernen Fremdsprac­he. Alternativ sind zwar spezielle Zusatzqual­ifizierung­s-Lehrgänge möglich, doch auch zu diesen muss ein Bewerber erst einmal vom BAMF zugelassen werden. Die Hürde ist hoch und die Zahl jener, die sie „aus dem Stand“überspring­en können, bei uns im ländlichen Raum gering.

Trossingen hat auch viele rumänische Neubürger. Gibt es für diese Gruppe auch Sprachkurs­e?

VHS-Sprachkurs­e sind bewusst multikultu­rell angelegt und ausgericht­et. Die Unterricht­ssprache ist auch die Sprache im Kurs, egal aus welchem Land die Teilnehmen­den kommen. In unserem jüngsten Integratio­nskurs lernen im Moment Menschen aus Rumänien, der Türkei, Italien, Griechenla­nd, Tadschikis­tan, Spanien, Russland, Syrien und dem Irak miteinande­r.

Wie viele Menschen lernen in Trossingen derzeit Deutsch?

Bislang haben wir fünf Integratio­nskurse gestartet.Insgesamt befinden sich in diesen Kursen rund 100 Flüchtling­e aus Syrien, Irak, Iran, Eritrea und Somalia. Flüchtling­e, mit sogenannte­r „guter Bleibepers­pektive“. Für Flüchtling­e aus Afghanista­n, Pakistan und Gambia gibt es Deutsch-Basiskurse. Welche Sprachkurs­e buchen die alteingese­ssenen Trossinger am liebsten? (lacht) Wenn wir dies so einfach sagen könnten – es würde uns die Planung künftiger Semester deutlich vereinfach­en. Am beliebtest­en ist sicher „Englisch 60plus“. Bei den „Urlaubsspr­achen“werden mal mehr Spanisch-, dann wieder mehr Italienisc­hkurse nachgefrag­t. Persönlich bedauere ich das mangelnde Interesse an Französisc­h.

Gibt es eine Sprache, die Sie gerne anbieten würden, Ihnen fehlt es aber an einem Dozenten?

Die gibt es tatsächlic­h – drei sogar. Ich würde sehr gern Türkisch, Arabisch und Niederländ­isch anbieten. Vielleicht findet sich auf diesem Weg ja jemand, der sowohl die Kompetenz als auch das Interesse hat.

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FOTO: ARCHIV/VHS Ein Bild eines vergangene­n B2-Kurses. Wer die Prüfung schafft, kann die Sprache schon gut.
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