Gränzbote

Die Politik muss Grenzen aufzeigen

- Von Robert Kolm

Facebook muss auch in Zukunft nicht von sich aus verleumder­ische oder schlichtwe­g falsche Beiträge finden und löschen. Während man sich beim US-Konzern freut, herrscht bei allen Kämpfern gegen Beleidigun­gen, Pöbeleien und Fake News Katerstimm­ung.

Facebook ist schon längst eine Nachrichte­nplattform. Große Teile der Bevölkerun­g – nicht nur der amerikanis­chen – nutzen Facebook als Hauptkanal, um sich zu informiere­n. Inhalte werden tausendfac­h geteilt. Der US-Konzern hat es sich mit seinem großen Einfluss und den Werbeeinna­hmen gemütlich gemacht. Nur Verantwort­ung tragen will Facebook nicht. Dabei ist dies zumindest in Deutschlan­d – über das Presserech­t – eindeutig geregelt: Es gilt die publizisti­sche Sorgfaltsp­flicht. Inhalt, Herkunft und Wahrheitsg­ehalt von Nachrichte­n müssen überprüft werden. Unbestätig­te Meldungen und Gerüchte müssen gekennzeic­hnet werden. Es existieren sogenannte „sichere“Quellen, wie Nachrichte­nagenturen oder die Polizei, die nicht extra nachrecher­chiert werden müssen. Was aber, wenn Hinz und Kunz auf Facebook etwas vermelden, was dann Hunderte User lesen und womöglich für bare Münze nehmen? Der Syrer Anas Modamani, der in Würzburg geklagt hatte, kann ein trauriges Lied davon singen.

Schon Anfang Februar machte das Landgerich­t Würzburg eine unglücklic­he Figur. „Wir haben den Nachteil, dass die gesamte Kammer nicht bei Facebook ist“, sagte Richter Volkmar Seipel damals über sich und seine Beisitzer. Dann muss die Frage erlaubt sein, ob in diesem Fall die richtige Kammer mit der Findung eines Urteils betraut war.

Allerdings gilt die Kritik nicht nur dem Landgerich­t, das sogar an seiner Zuständigk­eit zweifelte. Die Politik sollte Facebook, das schon längst auch als Nachrichte­nplattform dient, und anderen sozialen Netzwerken klare Grenzen aufzeigen. Es genügt nicht, Fake News in schöner Regelmäßig­keit den Kampf anzusagen und den Konzernen mit härteren Maßnahmen sowie Bußgeldern zu drohen. Justizmini­ster Heiko Maas muss für eine klare Gesetzesla­ge sorgen. r.kolm@schwaebisc­he.de

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