Einzelunterricht in Musikschule wird teurer
Dagegen sollen künftig mehr Familien von einer Ermäßigung profitieren können
TUTTLINGEN - Momentan schießt die Stadt rund 700 000 Euro jährlich für die Musikschule zu. Der Tuttlinger Gemeinderat hat am Montag einstimmig beschlossen, das Schulgeld für Einzelunterricht zu erhöhen. Im Gegenzug gibt es weitere Ermäßigungen für Familien, deren Einkommen knapp über den Grenzen des Familienpasses liegt.
Die Erhöhung geht in zwei Schritten vor sich: Eine Unterrichtseinheit à 45 Minuten wird zunächst auf 162 Euro monatlich im Wintersemester 2017/18 erhöht. Das Jahr darauf (2018/19) gehen die Beträge auf 170 Euro hoch. Momentan zahlen Eltern 154 Euro. Bei 30 Minuten Unterricht steigen die Gebühren von jetzt 73 Euro auf 76 Euro und ab Wintersemester 2018/19 auf 79 Euro.
Gleichzeitig wird der Zuschuss der Stadt Tuttlingen für heimische Schüler zum Wintersemester 2018/ 19 umgestellt: von 30 Euro pro Schüler und Monat Pauschale auf 30 Prozent des normalen Schulgelds. Allerdings wird der Einzelunterricht à 45 Minuten nur mit dem Betrag bezuschusst, der für Einzelunterricht à 30 Minuten anfällt.
Lob für die Arbeit
Ja, es ist kompliziert: Das sagte auch Stadtrat Hans Roll (CDU) zur Vorlage der Verwaltung: „Das ist ein vielseitiges Papier und schwierig zu lesen.“Lob gab es von ihm wie von seinen Ratskollegen für die Tatsache, dass der Elternbeirat der Musikschule in die Entscheidungsfindung einbezogen worden sei. Und für die Arbeit der Musikschule Tuttlingen: „Das Angebot ist nicht selbstverständlich in dieser Qualität und diesen Möglichkeiten.“
Oberbürgermeister Michael Beck sagte, dass nicht absehbar sei, dass sich die Ausgaben für die Musikschule reduzieren werden. Zumal der überwiegende Kostenanteil auf die Personalausgaben entfielen. „Das geht künftig eher in Richtung 800 000 Euro als 600 000“, ergänzte Erster Bürgermeister Emil Buschle. Anders als in vielen anderen Städten sind die 37 Musiklehrer in Tuttlingen nicht auf Honorarbasis beschäftigt, sondern festangestellt. Das soll auch so bleiben.
Musikschulleiter Klaus Steckeler warnte davor, die Mehrfachermäßigung für Schüler, die mehr als ein Instrument lernen, zu reduzieren: „Das würde die Vereine treffen.“Denn bei einem Zweitinstrument gehe die Tendenz zu Blas- oder Schlaginstrumenten, um bei den Vereinen mitspielen zu können. Steckeler: „Ich hielte das für die falsche Entscheidung.“
Verwaltung und Stadträte folgten seinem Standpunkt: An der Mehrfachermäßigung von 50 Prozent wird festgehalten. Weiterhin gelten diese Ermäßigungen: Orchesternachwuchsförderung, Geschwisterermäßigung und Orchesternachwuchsförderung (je 25 Prozent) sowie Familienpassermäßigung (40 %) und Mangelfachermäßigung (10 %).
Zusätzliche Sozialermäßigung
Zudem wird eine weitere Sozialermäßigung eingeführt. Stadtrat Hans-Martin Schwarz (LBU) wies darauf hin, dass von 1400 Schülern an der Schule nur 53 aus Familien mit Familienpass kommen würden. „Das sind nicht mal vier Prozent.“Nun sollen auch Familien, die die Einkommensgrenzen um bis zu 5000 Euro pro Jahr überschreiten, von 45 Prozent Ermäßigung für Geschwisterkinder profitieren können.
Weiter wurde beschlossen: Die Einstiegsangebote in Partnerunterricht und Dreiergruppen für Kinder werden ab Wintersemester 2017/18 auf ein Semester begrenzt.
Außerdem will die Musikschule neue Zielgruppen erschließen. Im Visier sind junge Erwachsene bis 21 Jahre. Sie bekommen Zuschüsse und Ermäßigungen, wenn sie eine Berufsausbildung oder einen Freiwilligendienst absolvieren. Für Senioren sollen Gruppenangebote entwickelt werden.