Aus der Baumschule in den Wald
Revierförster Harald Rutha bietet eine Baum-Sammelbestellung an
DURCHHAUSEN - Eine Sammelbestellung der ungewöhnlichen Art gibt es derzeit in Durchhausen und den Nachbargemeinden. Privatleute können bei Revierförster Harald Rutha junge Baumsetzlinge bestellen. Besonders schnell wachsende Sorten sind beliebt.
„Das ist ein Bürgerservice der besonderen Art“, sagt Revierförster Harald Rutha. Noch bis Ende dieser Woche können private Waldbesitzer, die junge Bäume kaufen wollen, sich bei ihm melden und Bestellungen aufgeben. „Wir machen das immer als Sammelbestellung“, erklärt er. Rund 3000 zwei bis vier Jahre alte Bäumchen kommen so zusammen. „Das müssen keine Großbestellungen sein“, sagt Rutha. „Wenn ein Gartenbesitzer nur eine Douglasie, Tanne, Buche, einen Ahorn oder eine Esche bestellen möchte, dann geht das auch.“
Die jungen Pflanzen stammen von einem „zertifizierten Pflanzenzüchter aus der Region“, wie Rutha erklärt. Die regionale Verbundenheit sei wichtig, um den JungBäumen gute Startchancen zu ermöglichen. „Die Samen werden in der Region geerntet. Das bedeutet, dass die Bäume an unser Klima gewohnt sind und sich hier gut entwickeln können“, so Rutha weiter.
Die geernteten Samen werden in einer Klenge (siehe Kasten) so aufbereitet, dass sie in Baumschulen ausgesät und zum Keimen gebracht werden können. „Die Fichte zum Beispiel bleibt zwei Jahre im Samenbeet und zwei Jahre im Schulbeet, bevor sie im Wald gesetzt werden kann“, so der Fachmann. Laubhölzer hingegen wüchsen anfangs schneller und könnten deshalb bereits nach zwei Jahren im Wald angepflanzt werden.
Die Frage, warum der Mensch im Wald mit vorgezogenen Pflanzen eingreifen muss, kann Harald Rutha leicht erklären. Denn neben den normalen Aufforstungsarbeiten, die nötig sind, um gefällte Bäume wieder zu ersetzen, macht es manchmal die Natur selbst unmöglich, dass sich heruntergefallene Samen zu einem Baum entwickeln können. Zum Beispiel dann, wenn Hecken zu viel Platz einnehmen. „Gegen dichte, schnell wachsende Hecken haben die Samen der Bäume keine Chance. Deshalb müssen wir die Gewächse dort, wo Bäume wachsen sollen, zurückschneiden“, so Rutha. Dadurch, dass die Setzlinge bereits zwischen zwei und vier Jahren im geschützten Rahmen der Baumschule wachsen konnten, haben sie den wichtigen Größenvorsprung gegenüber den Hecken.
Die Waldbesitzer in Durchhausen, Seitingen-Oberflacht und Umgebung entscheiden sich häufig für Fichten. „Die bringt nach 50 Jahren einen Ertrag, der Bergahorn erst nach 100 Jahren“, sagt Rutha und zeigt, dass Waldbesitzer vor allem eines haben müssen: Geduld. Die Eschen, die bei uns heimisch sind, seien derzeit in Forstkreisen nicht sonderlich beliebt. Grund ist das Eschensterben, das durch einen Pilz verursacht wird und große Schäden anrichtet.
Der Bundesverband der Waldeigentümer gibt einen deutschlandweiten Überblick über die Struktur der Wälder. „In der dritten Bundeswaldinventur wurden 51 Baumarten beziehungsweise Baumartengruppen erhoben. Elf Baumarten nehmen rund 90 Prozent des Holzbodens ein. Das sind neben Fichte, Kiefer, Rotbuche, Traubeneiche und Stieleiche die Birke, Esche, Schwarzerle, Europäische Lärche, Douglasie und Bergahorn.“
In ein paar Wochen werden die bestellten Bäume geliefert. Harald Rutha wird dann einen Treffpunkt bekannt geben, wo die Pflanzen abgeholt werden können. Wer nur wenige Exemplare bestellt hat, der kann Glück haben. „Die stelle ich demjenigen dann auch schon mal vor die Haustür, das geht schneller“, zeigt sich der Förster ganz pragmatisch. In einer Klenge werden zuvor geerntete Zapfen entsamt. Meist geschieht dies durch Wärme. Der Begriff Klenge stammt vom Geräusch, das entsteht, wenn die Zapfen aufspringen.