„Ohne das Fahrzeug wären wir nicht so weit“
Die Feuerwehrkommandanten aus Stetten und Mühlheim sprechen über den Fusionsprozess
MÜHLHEIM - Die Fusion der Feuerwehren aus Mühlheim und dem Stadtteil Stetten ist beschlossene Sache. Redakteur David Zapp sprach mit den Kommandanten Armin Ulrich (Mühlheim) und Dominik Specker (Stetten) sowie Gesamtkommandant Anton Ulrich darüber, wie beide Wehren zueinanderfanden und zusammenwachsen.
Wie hat das mit der Fusion eigentlich seinerzeit begonnen?
Dominik Specker: Den Stein ins Rollen gebracht hat ja seinerzeit Kreisbrandmeister Martin Hagen. Wir sollten ein neues Löschfahrzeug in Stetten bekommen, aber das Magazin war dafür nicht groß genug. Die Quintessenz daraus war: Wir brauchen nicht nur ein neues Fahrzeug, sondern auch ein neues Gerätehaus.
Stand da im Raum, dass es ein gemeinsames Feuerwehrmagazin sein soll?
Specker: Ein gemeinsames Gerätehaus stand im Raum. Aber es stand auch im Raum,... Armin Ulrich: ...dass wir das mit zwei Abteilungen beziehen könnten. Specker: Und das war der Ausgangspunkt.
Da lag es dann nahe, die beiden Wehren unter einem Dach zusammenzuschließen? Wenn schon ein gemeinsames Magazin, dann aber auch eine gemeinsame Wehr...
Armin Ulrich: Dann hat eine Versammlung stattgefunden mit Ortschaftsrat Stetten und Gemeinderat Mühlheim sowie beider Feuerwehren. Und dann wurde nahegelegt: Wenn ein neues Feuerwehrmagazin gebaut wird, dann müssen die Feuerwehren zusammengelegt werden. Und mit dem neuen Löschfahrzeug, das in der Karwoche ausgeliefert wird, soll es eine Einheit geben.
Könnten Sie das konkretisieren?
Armin Ulrich: Wir haben genug Personal. Aber es ist doch viel netter, wenn man sagen kann: Ein Fahrzeug ist rund um die Uhr besetzbar. Beispiel: Man hat in jeder der beiden Abteilungen fünf Mann, die sitzen in ihrem Fahrzeug und alle fahren raus zum Mülleimerbrand. Dann guckt man sich vor Ort mit großen Augen an. Als eine Einheit könnten wir sagen, ein Fahrzeug ist rund um die Uhr einsatzbereit. Dominik Specker: Die räumliche Nähe ist ja fließend, ob das im Sportverein oder im Narrenverein ist. Nur bei der Feuerwehr war das nicht so. Anton Ulrich: Die Feuerwehr ist eine heilige Kuh. Und das ist sie in jeder Gemeinde.
Wenn die Fusion für die Feuerwehren nicht das große Problem war, hatten die Bürger und die Gemeinderäte eher ein Problem damit?
Armin Ulrich: Bei unserer jüngeren Generation ist das kein Problem. Bei den Älteren ist das noch so. Heutiger Stand: Jeder ist damit einverstanden. Dominik Specker: Als man damals in Stetten das Bürgerhaus in großem Stil umgebaut hat, da wurden auch Stimmen laut, man sollte den Schritt zur Zusammenlegung der Feuerwehren machen. Als es dann aber hieß, jetzt machen wir das, da war man dann doch reserviert. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Alles Neue ist erst einmal nicht unbedingt schlecht, aber etwas Neues. (lacht) Dominik Specker über den Fusionprozess beider Wehren
Gut, aber da hat es doch bestimmt in Stetten Stimmen gegeben: „Die wollen uns unsere Feuerwehr wegnehmen!“Oder nicht?
Dominik Specker: Ja, klar. Das war schon so, dass wir Überzeugungsarbeit leisten mussten, dass es nicht den Beigeschmack bekommt „Groß frisst Klein“. Da hatte der eine oder andere seine Bedenken.
Wer? In der Wehr oder in der Bürgerschaft?
Aus der Wehr! Ich sag’ immer, dass die Bürgerschaft das gar nicht so extrem sieht. Es ist einem doch egal, ob jemand aus Mühlheim, Stetten, Nendingen oder Tuttlingen kommt, wenn es brennt. Wichtig ist dem Bürger, dass überhaupt jemand kommt.
Trotzdem hört man immer wieder Witze und kleine Sticheleien zwischen Mühlheimern und Stettenern...
Armin Ulrich: Das wird es immer geben, auch die Neckereien mit den Kollegen aus Fridingen. Dominik Specker: Das wird auch weiterhin so sein, selbst mit der gemeinsamen Feuerwehr. Und es wird weiterhin so bleiben, dass der Mühlheimer den Stettener neckt. Armin Ulrich: Das ist nicht bös’ gemeint. Anton Ulrich: Es wird auch bei der Fridinger Stützpunktwehr gestichelt. Trotzdem arbeiten wir zusammen.
Und was steckt dahinter, wenn im Gemeinderat oder Ortschaftrat aufkommt, man habe diskutieren und überzeugen müssen?
Armin Ulrich: Sagen wir es so: Die Gemeinderäte und Ortschaftsräte haben eigentlich wenig dazu beigetragen. Beide Wehren – ob Jung oder Alt – haben ihr Stücklein dazu beigetragen, um da zu sein, wo wir heute stehen. Wir proben gemeinsam und fahren gemeinsam zu Einsätzen. Dominik Specker: Als das Ganze langsam anfing, da war der Tenor: Wenn dieser Schritt kommt, dann kann das nur aus der Feuerwehr heraus kommen. Das kann nicht vom Gemeinderat und der Verwaltung aufdiktiert werden. Vom Ortschaftsrat wurde auch keinerlei Druck aufgebaut.
War die Sache nur aufgebauscht?
Dominik Specker: Was heißt aufgebauscht? Als wir dann gesagt haben, wir machen das, da waren einige doch überrascht. Für uns war es das nicht. Nach außen hin wird vielleicht ein zu großes Ding draus gemacht. Für uns lief das alles entspannt.
Was muss sich jetzt noch strukturell ändern?
Armin Ulrich: Der Probenrhythmus musste sich ändern. Wir haben in Mühlheim alle zwei Wochen, die Kollegen in Stetten dreiwöchig geprobt. Das mussten wir ändern. Dominik Specker: Aus Feuerwehrsicht ist der Ausbildungsstand ja der gleiche. Jeder hat sein eigenes Fahrzeug, alles ist etwas unterschiedlich. Aber die Basis ist dieselbe. Das größte Thema war eigentlich das Kennenlernen, das gegenseitige Beschnuppern. Man hat ja zuvor nicht so viel miteinander gemacht. Das war der größte Teil des Prozesses. Armin Ulrich: Jetzt fehlen nur noch die neuen gemeinsamen Wappen für die Uniformen. Auf den Fahrzeugen sind sie schon drauf. Dominik Specker: Und mit dem neuen Fahrzeug haben wir schon ein gemeinsames Projekt, in dem zig Stunden an Arbeit drinstecken. Vor allem für uns Führungskräfte war die Fahrzeugbeschaffung schon eine gute Gelegenheit, sich kennenzulernen. Ich weiß nicht, ob wir schon so weit wären – ohne das Fahrzeug.
„Für uns lief das alles entspannt.“