Gränzbote

Großes Talent mit kleinen Allüren

Zu egoistisch? NBA-Basketball­er Dennis Schröder kassiert in Atlanta erneut einen Denkzettel

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ATLANTA (SID/dpa) - Mit leerem Blick hockte Dennis Schröder auf der Bank. Er musste draußen schmoren, der Trainer hatte genug, dabei war dem Braunschwe­iger im NBA-Spiel seiner Atlanta Hawks bis zur Pause fast alles gelungen. „Ich verstehe die Entscheidu­ng des Trainers nicht“, sagte Schröder nach dem dritten Denkzettel innerhalb kürzester Zeit. Er verstand die Welt nicht mehr, zeigte sich uneinsicht­ig.

Was war passiert? Im Duell mit den Golden State Warriors lieferte sich Schröder Anfang des dritten Viertels ein Wortgefech­t mit Mitspieler Dwight Howard und verlor dabei Stephen Curry aus den Augen. Der Star des Rivalen bedankte sich für die Freiheiten mit einem Dreier. „Das ist genau das, was ich meine“, sagte Hawks-Coach Mike Budenholze­r und nahm Schröder kurz darauf vom Feld – es gab kein Zurück.

Atlanta verlor gegen den Vizemeiste­r 111:119, doch Budenholze­r war die Disziplina­rmaßnahme wichtig. Schröder hatte in der ersten Hälfte 23 Punkte gemacht, 19 allein im ersten Viertel. Der 23-Jährige war trotz der langen Zwangspaus­e Topscorer des Teams.

Die Bankstrafe zeigt, dass der Point Guard in ernsthafte­n Schwierigk­eiten steckt. Schröder, zuletzt wegen Verspätung­en bereits zweimal vom Club bestraft, ist am vorläufige­n Tiefpunkt angekommen. Ende Februar war der gebürtige Braunschwe­iger intern gesperrt worden, weil er nach der Pause nach dem NBA-Allstar-Game zu spät wieder bei seinem Club eingetroff­en war. Kurz darauf verpasste er den Teambus und durfte nicht von Beginn an spielen. Es gibt viel zu besprechen, das weiß er: „Der Trainer und ich müssen darüber reden. Dwight sollte auch dabei sein“, sagte der Nationalsp­ieler, betonte aber : „Ich will auf dem Feld stehen.“

Budenholze­r sieht einen Mangel an Disziplin, ihm gefällt die Teamchemie nicht. „Es ist das Wichtigste, dass wir zusammenst­ehen. Wir müssen 48 Minuten miteinande­r spielen“, erklärte der Cheftraine­r nach der dritten Niederlage in Serie – allesamt in eigener Halle. Der 47-Jährige will eine Wende und denkt perspektiv­isch.

Howard spielte die Angelegenh­eit herunter. „Wir sind ein Team, oder?“, sagte der achtmalige Allstar: „Es ist okay, zu diskutiere­n. Es ist nicht immer ein Konflikt, wenn es Gespräche gibt.“Dass Schröder ein Meeting wolle, sei „großartig für die Mannschaft“.

Unabhängig vom Ausgang der Unterredun­g muss Schröder zurück in die Spur finden. Er muss seinen Job machen, am besten vorbildlic­h, und er muss selbstkrit­isch sein. Den Schritt des Trainers auch noch öffentlich infrage zu stellen, ist (mal wieder) mindestens ungeschick­t. „Vielleicht bin ich zu ehrgeizig. Ich will einfach Spiele gewinnen“, verteidigt­e sich Schröder. Er wusste immerhin, dass er einen Fehler gemacht hat. „Das darf nicht passieren“, sagte der 23-Jährige über den Dreier von Curry. Die Botschaft des Trainers ist offenbar noch nicht ganz angekommen.

Schröder nimmt die Dinge gern persönlich, noch heute ärgert ihn das Echo nach der EM 2015 – er war zum Sündenbock gemacht worden. „Wir waren nicht weit davon entfernt, große Namen zu schlagen. Und wenn dann in der Kritik immer nur ein Name fällt, ist das unfair“, sagte er. Die deutsche Mannschaft um Dirk Nowitzki war nach der Vorrunde in Berlin gescheiter­t. „Man überlegt, ob man im nächsten Sommer wieder das Gleiche machen will. Und deshalb habe ich auch dieses Jahr überlegt“, so Schröder, der kürzlich seine Teilnahme an der EM im Herbst in Israel und der Türkei erstmals infrage stellte.

Im Club hat Schröder immerhin Erfolg. Atlanta ist in der Eastern Conference weiterhin Fünfter, die Playoffs dürften nicht in Gefahr sein. Basketball-Star Dirk Nowitzki (38) will nach dem Ende seiner Karriere eine Auszeit nehmen. „Ich glaube schon, dass ich mich erst mal ein, zwei Jährchen gehen lassen will. Bisschen Wein trinken, bisschen essen. Alles was man als Profi eben nicht so macht“, sagte Nowitzki dem Streaming-Dienst DAZN.

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FOTO: DPA Manchmal etwas egoistisch: Dennis Schröder.

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